PR TB 129 Die Invasion Findet Nicht Statt
Bank
packte Mark Richter seinen Hypno-Projektor zusammen. Er hatte Tonkar
keinen hypnotischen Befehl gegeben. Das war nicht notwendig gewesen.
Er hatte ihm nur Vertrauen eingeflößt - Vertrauen in die
Aufrichtigkeit des Unbekannten, der auf so seltsame Weise mit ihm
verhandelte.
Finsteren Blickes musterte Stephor Ginsk die Karte, die Polko
Varesch an die Wand projizierte. Auf dem Straßennetz der Stadt
und ihrer Umgebung waren insgesamt fünfundvierzig Punkte
eingetragen: Ein grüner, ein roter und dreiundvierzig blaue.
„Die blauen Punkte“, erläuterte Varesch, „sind
die Stellen, von denen die Straßensonden das Passieren des
Fahrzeugs 10A86F44EC meldeten. Der grüne Punkt ist derjenige, an
dem die Fahrt angeblich beginnen sollte und der rote ist der
Zielpunkt.“
Der grüne Punkt erregte Ginsks besonderes Interesse. „Das
ist in der westlichen Vorstadt!“ rief er erstaunt aus.
„Ausgerechnet dort, wo die höchsten Regierungsbeamten
wohnen.“
„Sie etwa auch?“ fragte Varesch.
„Nein. Ich kann mir das nicht leisten. Ich wohne im Osten.“
„Vielleicht wußte das der Unbekannte nicht.“
Ginsk war in Gedanken schon bei der nächsten Frage. „Es
ist nicht gesagt, daß der Unbekannte sich gerade am Startpunkt
aufhielt, als er das gefälschte Signal gab, nicht wahr?“
,Es ist sogar höchst unwahrscheinlich“, übertrumpfte
ihn Varesch. „Er konnte sein falsches Signal von überallher
geben.“
„Und doch möchte ich beinahe annehmen, daß er
sich gerade dort aufhielt“, sagte Ginsk.
„Warum?“
Sehen Sie doch mal! Das ist eine glatt abfallende Straße am
Westhang des Hügels, auf dem die Vorstadt liegt. Ich kenne die
Gegend. Von dort aus hat man einen herrlichen Überblick über
die Ebene bis hinüber nach V-Stentor. Vor allen Dingen sieht man
die Straße, auf der sich unser Zug heute morgen bewegte.“
„Richtig.“, machte Väresch gedehnt.
„Glauben Sie nicht, daß der geheimnisvolle Attentäter
sich mit eigenen Augen ansehen wollte, was er angerichtet hatte?“
„Damit unterstellen Sie Ihm“, gab der ehemalige Boxer
zu bedenken, „daß er es ausdrücklich auf unsere
Kavalkade, nicht aber auf den Verkehr in der Stadt abgesehen hatte.“
„Natürlich unterstelle ich ihm das!“ rief Ginsk
ärgerlich. „Sehen Sie sich doch mal an, welchen Zeitpunkt
er für seinen Anschlag gewählt hat!“
Dagegen wußte Varesch nichts einzuwenden. -Er wäre
ohnehin nicht zu Wort gekommen. Ein halblauter Glockenton erkläng.
Ginks sah auf und schrie:
„Was gibt‘s?“
Aus der Luft antwortete ihm eine Stimme:
„Ein Beamter des Rechenzentrums ‘für Statistik
und Verwaltung mit einem Begleiter, Chef. Auf Ihre Bestellung, sagen
die beiden Herren.“
Ginsks Augen leuchteten auf.
„Aha! Herein mit den Leuten!“
Die Tür öffnete sich. Unter dem Einfluß einer
vorerst noch unsichtbaren Kraft schob sich ein junger, stämmig
gebauter Mann ins Zimmer. Er war nicht so groß wie Polko
Varesch, aber wahrscheinlich ebenso kräftig. Hinter ihm wurde
die Quelle der unsichtbaren Kraft sichtbar: Der ausgestreckte Arm,
der ihn an der Schulter durch die Tür geschoben hatte und zu
einem hoch aufgeschossenen, dürren Wesen gehörte, das den
Frühling des Lebens schon längst hinter sich hatte und
dessen griesgrämige Miene darauf hin deutete, daß es mit
dem Leben im allgemeinen und seiner Lage im besonderen nicht
zufrieden war.
„Spezialist Katsch“, stellte der. Dürre sich vor.
„Und dieser hier ist der ehemalige Wächter Ronsko.“
Stephor Ginsk zog die dünnen Brauen in die Höhe.
„Warum ehemalig?“
„Er wurde wegen Vernachlässigung seiner Pflichten
fristlos entlassen“, erklärte Katsch.
Ginsk wandte sich an den Wächter.
„Ich habe einen Teil der Geschichte schon gehört“,
begann er. „Erzählen Sie mir noch mal woran Sie sich
erinnern!“
„Es war drei Uhr“, antwortete Ronsko, dessen
Geschichte sich im Laufe vieler Wiederholungen einigermaßen
abgerundet hatte, „als ich an der Vorderfront des Gebäudes
entlangging. Ich sah dabei auf die Uhr. Dann bog ich um die Ecke und
inspizierte die Westseite. Da gibt es viel Gebüsch und wenig
Licht. Plötzlich raschelte es hinter mir. Ich wollte mich
umdrehen, aber mit einemmal bekam ich einen Schlag ins Kreuz und
verlor das Bewußtsein.“
„Sehr aufschlußreich“, murmelte Ginsk grimmig.
„Wann wurde er gefunden?“
Die Frage war an Katsch gerichtet. Der Dürre antwortete:
„Um fünf Uhr, von seinem Ablöser.“
„Zwei
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