PR TB 129 Die Invasion Findet Nicht Statt
Neuregulierung der
Sicherheitsschaltungen auf der westlichen Ausfallstraße, die
eigens für den Besuch
des Hohen Kalfaktors getroffen worden war.
Ja - der erste Schlag war erfolgreich gewesen. Aber er konnte es
sich nicht leisten, auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Von jetzt an
mußte Schlag auf Schlag folgen, damit der Gegner nicht mehr zur
Ruhe kam. Nur so ließ sich die Invasion.von Strangelove
verhindern.
Sein nächster Schritt stand schon fest. In seinem Hotelzimmer
entnahm er dem Bildempfänger ein Videoband, auf dem die
Sendungen der vergangenen Stunden aufgezeichnet waren. Mit diesem
Band bewaffnet, verließ er kurz vor Mittag das Hotel. Diesmal
verzichtete er auf die Benutzung des Leihwagens. Da er die gesetzlich
vorgeschriebene Koppelung der Kontrollelemente mit dem städtischen
und außerstädtischen Funkleitsystem entfernt hatte, mußte
er bei Stadtfahrten mit diesem Fahrzeug vorsichtig sein. Jedermann
sonst saß bequem in seinen Sessel zurückgelehnt, wenn er
durch die Stadt fuhr, und überlief3 es dem Autopiloten, das
Fahrzeug zu lenken. Unter soviel Bequemlichkeit mußte ein Mann,
der nach altmodischer Weise am Steuer kurbelte, mit der Zeit
auffallen.
Statt dessen benutzte er die Röhrenbahn, um ins Stadtzentrum
zu gelangen. Auf einer ausschließlich dem Fußgängerverkehr
vorbehaltenen Ladenstraße fand er ein
Selbstbedienungsvideolabor und mietete sich für die Dauer von
zwei Stunden ein Sammelsurium von Spleißwerkzeug, akustischem
und optischem Gerät und dazu eine Laborkammer.
Nachdem er sich vergewissert hatte, daß ihn niemand stören
konnte, machte er sich an die Arbeit. Er interessierte sich besonders
für den Teil des Videobandes, auf dem die Rede des Hohen
Kalfaktors vor dem Ältestenrat aufgezeichnet war. Er stellte
Ausschnittsvergrößerungen her, so daß auf dem
vergrößerten Bildausschnitt die Umgebung des Sprechers
nicht mehr zu erkennen war. Aus den Ausschnitten stellte er ein neues
Band her, das etwa acht Minuten Spieldauer ergab und nichts weiter
zeigte als den Hohen Kalfaktor, wie er mit beredter Gestik eine Rede
hielt. Das Band war zunächst noch stumm. Außerdem waren
Richters zwei Stunden um. Er packte das alte und das neue Band
zusammen, gab sein Gerät zurück und verließ den
Laden. In einer Parallelstraße fand er ein ähnliches
Geschäft. Auch dort mietete er sich Labor und Gerät für
die Dauer von zwei Stunden. Hier allerdings widmete er sich einer
anderen Aufgabe. Er hatte nun ein Videoband mit Bild, aber ohne Text.
Er zog ein drittes Band aus der Tasche. Dieses hatte er von der Erde
mitgebracht. Es enthielt Worte und Sätze, die von dem Hohen
Kalfaktor Lador von Sölling im Laufe der vergangenen achtzehn
Monaten bei den verschiedensten Gelegenheiten gesprochen worden
waren. Richter betrachtete sich zunächst ein kurzes Stück
des neuen Videobandes, das er soeben erst zusammengeschnitten hatte,
und hörte sich danach Lador von Söllings Worte an. Diese
waren besonders für seine Zwecke ausgewählt. Das machte die
Sache leichter. Immerhin mußte er noch zweimal das Labor
wechseln und hatte insgesamt acht Stunden harter Arbeit hinter sich,
als das Produkt seiner Bemühungen endlich fertig war.
Er kehrte nicht auf dem geradesten Wege zum Hotel zurück,
sondern fand in der Nähe des Röhrenbahnhofs eine Reihe von
Bildsprechzellen, von denen er eine betrat. Er entnahm den Hinweisen,
daf3 ein bildbegleitetes Gespräch pro fünf Minuten drei
Galaxi kostete, während eine nur-akustische Verbindung von
gleicher Dauer für sechzig Zupnik, also ein Fünftel des
Betrages zu haben war. Sparsamkeit allerdings war es nicht, die ihn
veranlaßte, auf die Bildbegleitung zu verzichten. Er wählte
einen Anschlußkode, den er vor einigen Tagen auswendig gelernt
hatte, und stellte sich so vor das Mikrophon, daß er nur leise
zu sprechen brauchte und von den Nachbarzellen aus nicht gehört
werden konnte.
„Tonkar hier“, meldete, sich eine bärbeißige
Männerstimme.
„Ladus Tonkar?“ fragte Richter.
„Ja, Ladus Tonkar. Wer ruft?“
„Tut nichts zur Sache. Sie sind nicht der ärmste Mann
auf Sinfal - aber was halten Sie von der Idee, fünfhunderttausend
Galaxi im Handumdrehen zu verdienen?“
Ladus Tonkar schnaufte laut und vernehmlich.
„Sie wollen mich auf den Arm nehmen!“
„Keineswegs. Ich meine es ernst. Kommen Sie heute abend zum
südwestlichen Stadtpark. Machen Sie einen Spaziergang. Nehmen
Sie den sogenannten Philosophenweg. Um genau fünfundzwanzig Uhr
passieren
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