PR TB 130 Insel Der Bewährung
hasteten weiter. Jetzt schienen die Herrn
des Labyrinths mit einem anderen Effekt zu arbeiten, denn die Platten
wurden kälter und kälter. Die Luft bildete Nebel, der sich
auf der Oberfläche niederschlug und sie rutschig machte.
„Hier entlang. Vorsicht, die Sohlen rutschen!"
riefYan-tro.
Sie stürmten durch einen langen Korridor. Sie sahen nichts
anderes vor sich als das Stück Grün weit voraus. Dort
schien die Marter ihr Ende zu haben. Der Boden wurde eiskalt. Die
Zehen und Sohlen prickelten, das Leder wurde hart und brüchig.
Der Schmerz der Kälte zog hinauf in die Schienbeine und die
Waden. Ohne Atem erreichten sie das Ende des Ganges und schlitterten
auf den Busch zu, der die Sicht versperrte.
„Hindurch. Weiter!"
Yantro riß das Kampfbeil aus der Rückenscheide und
schlug wie besessen auf den Busch los. Blattfetzen wirbelten ihnen um
die Köpfe. Einer der zähen Äste schnellte zurück
und schlug Yantro ans Kinn. Halb betäubt ging er in die Knie,
aber als seine Finger die eiskalte Fläche berührten, riß
er sich wieder in die Höhe. Er führte eine Anzahl kräftiger
Schläge gegen die untersten Äste, kappte sie an der Basis
und riß sie zur Seite.
Er wandte sich halb um. Ariete lehnte kraftlos gegen die Wand und
schlug die Arme um den Oberkörper. Auch sie frorjämmerlich.
Yantro riß sie in seine Arme, nahm einen kurzen Anlauf und
sprang mit geschlossenen Augen durch die Lücke in dem Busch. Im
gleichen Augenblick packte ihn das Wirkungsfeld eines Transmitters
und schleuderte ihn nach vorn. Hitze schlug ihm entgegen. Er öffnete
die Augen und zwinkerte überrascht.
Sie standen am Rand einer kreisrunden, kochend heißen
Sandfläche. Über ihnen wölbte sich eine Kuppel, die
aus reiner Sonnenmaterie zu bestehen schien. Sie strahlte und
leuchtete unbarmherzig, und die Hitze, die diesen Kessel erfüllte,
traf ihre Körper wie ein Schlag.
Sie gingen einige Schritte auf das Zentrum der Sandfläche zu
und warteten. Der
Schweiß lief ihnen in Bächen
vom Körper und tränkte die Kleidung.
„Sind wir noch auf der Sechsten Insel?" flüsterte
Ariete heiser.
„Nein. Aber dieses Feld hier ist ein Teil der Anlagenjener
Insel. Gehen wir weiter - dort drüben scheint etwas Besonderes
zu sein."
9.
Sind Sie an einem Ortswechsel interessiert? hatte die Maschine
gefragt, und Yantro hatte erwidert: So bald wie möglich. Es
sollte nur nicht zu kalt sein. Ich hasse Schnee. War dies die
Reaktion der Megasoph? Diese Hölle aus Hitze und flirrendem
Licht?
„Das ist ein teuflischer Effekt!" sagte das Mädchen
mit spröden Lippen. Der Schweiß lief in Bächen über
ihr Gesicht und klebte das Haar an ihren Kopf. Sie zog einen Zipfel
des Mantels nach oben und brachte ihr Gesicht in den Schatten. Ihre
Stiefel hinterließen tiefe Spuren in dem lockeren Sand.
Rund eine halbe Stunde marschierten sie in einem sich steigernden
Zustand völliger Erschöpfung dahin. Der Schweiß
vertrocknete, und die ungewohnte Anspannung der Muskeln durch den
nachgiebigen Sand zog schmerzend bis in die Schultern hoch. Sie
stützten sich gegenseitig. Dazu kam das völlige Fehlen der
Orientierung. Sie konnten nur versuchen, eine annähernd gerade
Spur zu hinterlassen", um ohne Umwege dasjenseitige Ende des
Kessels zu erreichen. „Ein Effekt, der - wie alle bisherigen -
seine genaue Bedeutung haben muß. Ruhigjetzt, vergeuden wir
unsere Kräfte nicht durch unnützes Sprechen!" sagte
er.
Weiter. Durch den kochenden Sand. Geradeaus auf die dunkle Masse
zu, die weit vor ihnen aufragte. Sie sah aus wie eine Fata morgana,
die im Wellenmuster der Hitzeschlieren zitterte und sich verformte.
Plötzlich nahm das Licht ab, die Hitze blieb. In der Mitte des
Kessels bildete sich ein Nebelstreifen, der sich zusehends
verdichtete. Ariete und Yantro blieben stehen.
„Eine zweite Fata morgana?" fragte sich Yantro.
„Danach sieht es aus!" murmelte das Mädchen und
lehnte sich schwer gegen ihn.
Der Nebel wurde dichter und vergrößerte sich nach allen
Seiten. Zuerst war er stumpf grau,jetzt teilte er sich in mehrere
Farbflächen. Die Farben verschmolzen ineinander und bildeten
rätselhafte Muster. Abermals nahm das Licht unter der Kuppel ab.
Undeutlich wurden Bilder innerhalb des Nebels sichtbar. Ohnejede
vorbereitende Veränderung explodierte derNebel in einem grellen
weißen Licht, dann erschien über den. kleinen Dünen
des Kessels eine Art Bühne, deren Handlungsebene nach vorn
geneigt war. Sämtliche Gegenstände waren dreidimensional
und
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