PR TB 140 Die Monddiebe
ihn herum
vorging, aber er konnte alles hören.
Und was er hörte, brachte ihn zum Schwitzen.
Der Androide sprach nämlich mit der Besatzung des Schiffes
nicht nur alle Einzelheiten des Starts und des Fluges zum
Sonnensatelliten durch, sondern erwähnte auch, wann der
sogenannte Hyperfelddeformator in Betrieb genommen werden sollte.
Oshiga Tiro hatte nichts über diesen Zeitpunkt gewußt,
und Vymur hatte, weil es ihm logisch erschien, angenommen, daß
das Gerät, das ein Verschwinden des Erdmondes und die
Unterbindung jeglichen Linearflugverkehrs bewerkstelligen sollte,
erst eingeschaltet würde, sobald die MARCO POLO an dem
Sonnensatelliten anlegte. Vymurs Logik basierte auf der Annahme, daß
die MARCO POLO nach dem Start so schnell wie möglich aus Erdnähe
verschwinden mußte - und das konnte nur mit Hilfe eines
Linearmanövers geschehen.
Und doch hatte sich das als Scheinlogik und der daraus gezogene
Schluß als ein Fehlschluß erwiesen. Die Verbrecher
fühlten sich aufgrund ihrer Vorbereitungsmaßnahmen sicher
genug, um die MARCO POLO im Unterlichtflug zum Sonnensatelliten
fliegen zu lassen, während zur gleichen Zeit der
Hyperfelddeformator in Betrieb genommen werden sollte.
Vymur mußte wenigstens versuchen, etwas zu unternehmen. Er
mußte versuchen, daß Schiff in seine Gewalt zu bekommen,
es allein zu starten und allein im Linearflug innerhalb weniger
Minuten zum Sonnensatelliten zu bringen.
Wenn ihm das gelang, würde eine einzige Impulskanone genügen,
um die Projektoren des Hyperfelddeformators zu zerstören und
damit das Verhängnis abzuwenden.
Vymur wußte allerdings auch, daß ein einzelner Mann
einen Schiffsgiganten wie die MARCO POLO niemals von einem Planeten
in den Raum bringen konnte - es sei denn, er war ein Emotionaut, der
außerdem mit allen technischen Anlagen der MARCO POLO vertraut
war.
Vymur war weder das eine noch das andere.
Wenn er den Start allein versuchte, würde er mit einer
geschätzten Wahrscheinlichkeit von 99,9 Prozent in einer
Katastrophe für das Schiff enden.
Und doch mußte er es wagen.
Vymur überlegte gerade, ob er einfach aufspringen, seinen
Paralysator ziehen und wild um sich schießen sollte, um die
Zentralebesatzung auszuschalten, bevor die Männer an Gegenwehr
denken konnten, als er das Panzerschott aufgleiten hörte.
Im nächsten Augenblick sagte eine Männerstimme:
»Sehen Sie sich an, was wir aufgegabelt haben!«
Als eine andere Stimme einfiel, hätte Vymur sich beinahe
umgedreht und damit verraten, daß er nicht beeinflußt
war. Denn er kannte diese Stimme nur zu gut. Zum erstenmal hatte er
sie bei seiner Ankunft auf dem Raumhafen in der Abfertigungshalle
gehört, und damals hatte sie die gleichen Schimpfworte
gebraucht.
Es war die Stimme der fetten alten Springerin, die in der
Hauptzentrale der von Verbrechern besetzten MARCO POLO eine wüste
Schimpfkanonade vom Stapel ließ.
Der Androide hörte sich das eine Weile an, dann sagte er
grob:
»Schweigen Sie, Sie dämliche alte Schachtel!«
Das hätte er nicht sagen sollen, denn nun drehte Vatecha aus
der Sippe des Okzech erst richtig auf.
»Was nehmen Sie sich gegenüber einer in Würde
gealterten Dame überhaupt heraus, Sie aufgeblasener Fettsack!«
kreischte sie. »Sie Karikatur eines Halbaffen! Ihre Vorfahren
haben noch mit ihren Schweineschnauzen im Dreck gewühlt, als
meine Verfahren mit ihren Schiffen schon seit Jahrtausenden die
Galaxis durchkreuzten und Handel mit Lebewesen trieben, die damals
schon hoch über Ihnen standen.«
»Jetzt reicht es!« sagte der Bull-Androide scharf.
»Noch ein Schimpfwort, und ich bringe Sie mit meinem
Impulsstrahler für immer zum Schweigen!
Wo haben Sie sie gefunden?« wandte er sich an die Männer,
die die Springerin gebracht hatten.
Ein Mann lachte trocken.
»Im Solarium. Sie hielt in einer Hand einen Fotoapparat und
in der anderen ein großes Trivibild von Perry Rhodan.«
»Ein Trivibild von Perry Rhodan.?« meinte der Androide
nachdenklich. »Was wollten Sie mit dem Trivibild, Madam?«
Diesmal war er entschieden höflicher.
»Ich wollte ein Autogramm von Perry Rhodan haben«,
erklärte Vatecha. »Er ist doch heute mit der MARCO POLO
angekommen. Wo steckt er überhaupt? Ich werde mich bei ihm über
Sie und Ihre Leute beschweren. Der Großadministrator soll ja
ein Gentleman sein, wie
man auf der Erde zu sagen pflegt. Um so unverständlicher ist
mir, daß er sich mit lauter Flegeln umgibt.«
Einige der Verbrecher lachten.
Vymur hätte beinahe selber
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