PR TB 140 Die Monddiebe
er:
»Das ist mir bekannt. Was werden Sie mit mir tun?«
»Auch dafür habe ich meine Befehle«, antwortete
der Androide. »Für den Fall, daß es Ihnen gelingen
sollte, Kishura und True auszuschalten und bis zu mir vorzudringen,
muß ich Trues Funktion übernehmen und die Aktion in der
MARCO POLO leiten. Sie, Mr. Alsaya, werden mich begleiten, denn der
Chef interessiert sich für einen Menschen, dem es gelungen ist,
Yegir True zu besiegen. Vielleicht können Sie seiner
Organisation noch nützlich sein.«
Vymur überlegte fieberhaft, ob er an Bord der MARCO POLO
Gelegenheit finden würde, die Wachbesatzung, die auf dem Schiff
verbleiben würde, so rechtzeitig zu warnen, daß sie die
Übernahme durch die Verbrecher vereiteln konnte.
Die Aussichten dafür waren gering, doch er war gewillt, es
unter allen Umständen zu versuchen.
In gespielter Resignation ließ er die Schultern hängen
und sagte:
»Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als zu
gehorchen.«
»Das stimmt«, pflichtete ihm der Bull-Androide bei.
»Aber darauf werde ich mich selbstverständlich nicht
verlassen, Mr. Alsaya. Meine Erbauer haben einen Psychostrahler in
meinem Körper installiert, der dazu geeignet sein dürfte,
mich Ihrer absoluten Willfährigkeit zu versichern.«
Vymur dachte eine Verwünschung. Mit einem Psychostrahler
hatte er nicht gerechnet. Wenn er keinen eigenen Willen mehr besaß,
würde er die Wachbesatzung der MARCO POLO niemals warnen können
- und auch sonst niemanden.
Schon wollte er sich, obwohl es soviel wie Selbstmord gewesen
wäre, auf den Androiden stürzen, als er bereits die
Gedankenimpulse des Bull-Androiden wahrnahm, die mit Hilfe eines
Psychostrahlers direkt in sein Gehirn übertragen wurden.
Gleichzeitig aber merkte er auch, daß diese Impulse seinen
eigenen freien Willen in keiner Weise lähmten. Er verstand zwar,
was von ihm verlangt und erwartet wurde, doch er brauchte die Befehle
nicht zu befolgen.
Der Chiuwagur! dachte er. Er schützt mich vor der
Beeinflussung durch den Psychostrahler!
Vymur spürte, wie eine Woge der Erleichterung und des
Triumphs ihn durchströmte.
»Wie heißen Sie?« fragte der Androide.
Vymur begriff, daß dies eine von wahrscheinlich mehreren
Testfragen war, mit denen der Androide seine Beeinflussung überprüfen
wollte. Er mußte antworten.
»Vymur Alsaya«, antwortete er ohne Betonung.
»Wie haben Sie die Wachtposten der Solaren Abwehr
überlistet?« fragte der Androide weiter.
»Mit Hilfe eines Gerätes, das die Taststrahlen der
Bewacher umleitete«, log Vymur.
Der Androide nahm ihm diese Antwort offensichtlich ab, denn er
fragte:
»Haben Sie eine Dienststelle des Solaren Imperiums darüber
informiert, daß Sie eine illegale Organisation verdächtigen,
den Erdmond entführen zu wollen?«
»Nein«, antwortete Vymur.
»Warum kamen Sie hierher?«
»Ich wollte mehr erfahren«, erklärte Vymur
Alsaya.
»Gut, das genügt«, meinte der Androide. »Vymur
Alsaya, Sie unterstehen ab sofort ausschließlich meinem Befehl
und werden alles tun, was ich Ihnen sage. Außerdem werden Sie
alles unterlassen, was ich Ihnen verbiete. Vor allem aber werden Sie
absolute Loyalität
gegenüber unserer Organisation wahren. Ist das klar, Vymur
Alsaya?«
»Das ist klar«, antwortete Vymur. Der Androide winkte
mit seinem Impulsstrahler. »Wir werden den Bungalow verlassen,
für den Fall, daß Ihr Eindringen doch von jemandem
beobachtet worden sein sollte und jemand kommt, um nachzuschauen.
Kommen Sie!«
Gehorsam, wie es sich für einen Menschen gehörte, der
durch einen Psychostrahler beeinflußt war, ging Vymur hinter
dem Androiden her in den Startschacht eines hochmodernen
Fluggleiters, an dessen Seiten das Emblem des Staatsmarschalls
prangte. Durch einen mentalen Impuls forderte er den Chiuwagur auf,
ihn wieder sichtbar werden zu lassen.
Der Bull-Androide setzte sich hinter die Steuerung, während
Vymur auf dem Platz neben ihm saß. Dann startete der Androide
den Gleiter.
Als das Fahrzeug sich etwa hundert Meter über Bulls Bungalow
befand, summte der Telekommelder.
Ungerührt schaltete der Androide das Gerät ein. Auf dem
Bildschirm war das Gesicht eines unbekannten Zivilisten zu sehen.
»SolAb-Agent Iseman an Staatsmarschall Bull!« sagte
der Zivilist. »Diese Anfrage dient Ihrer eigenen Sicherheit.
Ist bei Ihnen alles in Ordnung, Sir?«
Der Androide grinste so breit, wie der echte Reginald Bull bei
einem solchen Anlaß gegrinst hätte.
»Alles in bester Ordnung, Bello«,
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