PR TB 144 Die Seelenlosen
ihm nachgehen",
entschied Sominth. „Wir wissen, daß gewisse physikalische
Vorgänge in unseren Gehirnen bestimmte Reflexe auslösen, so
daß wir Dinge erkennen, die es in dieser Form überhaupt
nicht gibt: Licht, feste Materie, Geräusche, um nur die
wichtigsten zu nennen. Das Universum ist dunkel und still, aber wir
sind so geschaffen, daß wir eine unseren Vorstellungen
entsprechende Ordnung in alles hineinbringen können."
„Mit der Zeit ist es nicht anders", stellte Kerrileinen
fest. „Sie existiert nicht wirklich, sondern ist eine
Subdimension unseres Bewußtseins. In Nessie ist eine
Veränderung vorgegangen, sie empfindet bestimmte Vorgänge
neuerdings als Zeitablauf. Dabei vergeht für sie die Zeit
entschieden schneller als für uns."
„Bei allen Planeten!" stieß Kant ungläubig
hervor. „Nessie empfindet Zeit schneller als wir. Das
könnte den Ausfall der Hauptanlagen erklären."
„Ja", sagte Kerrileinen dumpf. „Es handelt sich
einwandfrei um Alterserscheinungen!"
Kerrileinen erinnerte sich. wie sehr sie auf Nessie angewiesen
waren.
Bisher hatte der Kommandant geglaubt, daß ihn eine zwei
Zentimeter dicke Hülle aus Ynkelonium vom Tod trennte.
Nun mußte er erkennen, daß es ein paar Tage,
vielleicht auch ein paar Wochen waren.
Denn jeder Alterungsprozeß endet zwangsläufig mit dem
Tode des Betroffenen ...
Katz und Maus
Von allen Mitgliedern der Familie Whistler schien Henry F.
Whistler III. das ruhigste und verträglichste zu sein -
jedenfalls war das der Eindruck, den Perry Rhodan bisher von diesem
Mann gewonnen hatte. An diesem Morgen erfuhr der Großadministrator
jedoch, daß es ein Fehler war, einen Mann nach nur drei
Begegnungen zu beurteilen.
Rhodan wäre nie auf die Idee gekommen, einem so wichtigen
Mann wie dem jetzigen Besitzer der Whistler-Company die Bitte um ein
Gespräch abzuschlagen. An diesem Morgen war auch Reginald Bull
zugegen. Die beiden führenden Männer des Solaren Imperiums
sahen Henry F. Whistler III. hereinkommen: einen mittelgroßen
Mann mit ernstem Gesicht, sorgfältig gekämmten dunklen
Haaren und jenem leicht arroganten Zug um die Mundwinkel, der
wahrscheinlich vom Umgang mit zahllosen devoten Mitarbeitern
herrührte.
Es war jedoch weniger der Mann, der Rhodans Aufmerksamkeit
beanspruchte als die Kiste, die er hereintrug und auf den
Schreibtisch stellte.
„Ich bin froh, daß Sie mich empfangen", sagte
Whistler mit einer sanften Stimme, die durchaus zu seinem Äußeren
paßte. Da er es wahrscheinlich als selbstverständlich
erachtete, von Rhodan empfangen zu werden, bekam seine Äußerung
den Anstrich einer beiläufigen Floskel.
Whistler entfernte sich wieder vom Tisch, wohl wissend, daß
er auf diese Weise das Interesse der beiden Männer nur noch
steigerte.
Rhodan hob überrascht die Augenbrauen. Was anders als
geschäftliche Interessen konnte einen Mann wie Whistler bewegen,
die psychologische Karte zu reizen? Noch dazu gegen Rhodan und Bull,
die ihm allein dank ihres Alters und ihrer Erfahrung überlegen
waren.
„Das Wohlwollen, mit dem Sie meine Firma bisher behandelt
haben, hat unseren Aufstieg in den letzten Jahrzehnten gefördert",
bemerkte Whistler. „Jeder Whistler, der mit einem ernsten
Anliegen zu Ihnen kam, konnte hoffen, daß man ihn anhörte."
Ob Whistler innerlich lächelte? überlegte Rhodan. Er
hatte diesen Mann gründlich unterschätzt. Henry F. Whistler
III. war weder so direkt noch so hart wie seine beiden Vorgänger,
aber er war wesentlich gerissener.
„Machen Sie hier nicht den Indianer", sagte Bully
ungeduldig. „Sagen Sie, was Sie von uns wollen."
Whistler registrierte Bulls Anwesenheit aus den Augenwinkeln und
sagte gelassen. „Von Ihnen will ich nichts!"
Bull lächelte, aber er war alles andere als amüsiert.
„Es ist also eine äußerst bedeutungsvolle
Angelegenheit, in der Sie eine Entscheidung des Großadministrators
wünschen?" erriet Rhodan und kam damit einer heftigen
Reaktion des Staatsmarschalls zuvor.
„Wäre ich sonst persönlich gekommen?" fragte
Whistler, offensichtlich erstaunt, daß man seine Anwesenheit
bisher noch nicht als Beweis für die Wichtigkeit seines
Anliegens gewertet hatte. Er öffnete den Magnetverschluß
seines kostbaren, handgefertigten Tuchanzugs und zog die Jacke aus.
Danach kehrte er zum Schreibtisch zurück, öffnete die
Kiste und hob eine getigerte Katze heraus. Das Tier bewegte die Beine
und den Schwanz, es schien ein wenig ratlos zu sein, was es in dieser
Situation tun
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