PR TB 161 Die Einsame Sternenstadt
anzureden.
Parral hatte dafür gesorgt, daß dieser Spitzname in
Vergessenheit geraten war, aber mit Cafana Velarde wurde die
Vergangenheit lebendig.
»Das gehört wohl kaum hierher!« sagte Zachary
schroff. »Sind Sie gekommen, um mich abzuholen?«
»Nicht unmittelbar, Sir«, sagte Velarde ausweichend.
Er schielte an Zachary vorbei in den Aufenthaltsraum. »Eigentlich
kam ich her, um mir vor dem Start noch einen zu genehmigen.«
Parral zuckte bei dieser vulgären Ausdrucksweise zusammen.
»Wie kommt es, daß Sie zur Besatzung der NIAGARA
gehören?« wollte er wissen. »Hat der Oberst Sie
angefordert?«
»Nein«, sagte Velarde. »Ich war all die Jahre
mit ihm zusammen.«
Wenn etwas Parrals Verständnislosigkeit hervorrief, dann die
Tatsache, daß jemand freiwillig dreißig Jahre mit einem
Mann wie Velarde zusammenarbeitete.
Parral räusperte sich.
»Dann wünsche ich Ihnen viel Vergnügen, Sarge!
Verspäten Sie sich nicht.«
Velarde machte eine Körperverrenkung, die auch ein
gutmütigerer Mann als Parral nicht als Ehrenbezeigung angesehen
hätte.
Von Frierer begleitet, floh Parral in den Korridor.
Als er wenig später auf das Landefeld trat, hielt vor der
NIAGARA ein Transportgleiter an, und heraus stieg ein Mann, den
Zachary Parral auch in einer großen Menschenmenge sofort
erkannt hätte: Don Redhorse.
Parral war ein großer und schlanker Mann, der sein
strohblondes Haar so lang trug, daß sein verkrüppeltes
linkes Ohr darunter verborgen blieb.
Als er den zweihundert Meter durchmessenden Spezialkreuzer der
Solaren Flotte betrat, tat er es mit gemischten Gefühlen. Er
ahnte, daß er seine Teilnahme an diesem Unternehmen der
Fürsprache von Don Redhorse verdankte, obwohl es sehr
erstaunlich war, daß der Oberst sich nach dreißig Jahren
an ihn erinnerte.
Damals, erinnerte sich Zachary Parral, war er zusammen mit
Redhorse und einigen anderen Männern, darunter auch Cafana
Velarde, auf einer Plattform von OLD MAN gelandet.
Parral glaubte nicht, daß er sich bei diesem Abenteuer
besonders nachdrücklich für andere Einsätze empfohlen
hatte, aber Redhorse war bekannt dafür, daß er sich die
Mitglieder der von ihm befehligten Kommandos selbst aussuchte, ohne
daß jemand je ergründet hätte, nach welchen Kriterien
der berühmte Raumfahrer dabei vorging.
Wie alt war Redhorse inzwischen? fragte Zachary sich nachdenklich.
Achtzig? Hundert? Oder mehr?
Er war so in Gedanken versunken, daß er nicht spürte,
wie ein Plasmafladen auf ihn zufloß, einen kleinen Haken
bildete und versuchte, ihn am Fußgelenk zu umschlingen.
Erst beim zweiten Versuch wurde Parral auf den Matten-Willy zu
seinen Füßen aufmerksam.
Er blieb ärgerlich stehen, denn er brannte darauf, endlich
mit Redhorse zusammenzutreffen, der in der Zentrale auf ihn wartete.
Der Oberst war nach seiner Ankunft am Schiff sofort an Bord gegangen,
so daß es Zachary nicht gelungen war, ihn noch auf der Gangway
einzuholen.
»Was willst du?« herrschte er das Wesen von der
Hundertsonnenwelt an. »Wer bist du überhaupt - Jonax?«
»Nein, ich bin Sieben Grog!« Parral war über
diese Auskunft nicht erstaunt, denn er wußte, daß die
Matten-Willys sich häufig phantasievolle Namen gaben. »Du
kannst hier nicht passieren!«
Parral versuchte, festzustellen, woher die Stimme kam. Inzwischen
hatte Sieben Grog ein Auge gebildet und starrte damit zu dem
Raumfahrer herauf.
»Aber das ist der direkte Korridor zum Antigravschacht,
durch den ich in die Zentrale gelange«, wandte Parral ein. »Es
gibt keinen vernünftigen Grund, den Durchgang zu sperren.«
Sieben Grog vergrößerte das kurz zuvor gebildete
Fischauge und wuchs ein bißchen in die Höhe.
»In diesem Teil des Schiffes«, er deutete mit einem
Pseudohändchen
hinter sich und beschrieb mit einer vagen Geste einen Sektor von
mindestens einem Dutzend Räumen und Hallen, »hat niemand
etwas zu suchen. Wir halten dort eine konstante Temperatur und achten
außerdem darauf, daß es zu keinen Erschütterungen
kommt.«
»Und wozu das Ganze?« erkundigte Parral sich unwillig.
»Wegen Jonax.«
Parral dachte, daß es besser sein mochte, nicht
weiterzufragen, um den eigenen Blutdruck nicht unnötig in die
Höhe zu treiben. Er konnte jedoch nicht widerstehen.
»Wegen Jonax? Was heißt das?«
»Er ist ein sensibler Künstler, Sir Mensch«,
erklärte Sieben Grog. »Es hängt viel für ihn
davon ab, ob er sein Bild vollenden kann. Dazu ist es nötig, ihm
ideale Umweltbedingungen zu
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