PR TB 170 Das Geheimnis Von Wardall
die Entscheidung zu erleichtern, gab er ihnen am
Nachmittag die Erlaubnis, das Schiff zu verlassen und sich ihre neue
Heimat anzusehen.
Noch einmal traf er mit Parl zusammen. Sie standen in der
geöffneten Aussichtskuppel und atmeten die warme Luft der
unberührten Welt.
»Welcher Unterschied zu Wardall!« sagte Parl
begeistert.
»Haben Sie noch immer Zweifel, wie die Entscheidung Ihrer
Leute ausfallen wird?« Der Kommandant deutete hinüber zum
Ufer des Flusses. »Sehen Sie dort, der Mann und die Frau. Sie
haben sich in das Gras gesetzt, und er hat den Arm um ihren Leib
gelegt. Würde er das auch tun, wenn ihm diese Welt nicht
gefiele, wenn er sie verabscheute.?«
»Sie haben wirklich eine erstaunliche Art, Zweifel zu
beseitigen. Natürlich gebe ich Ihnen recht. Wir werden bleiben,
das glaube ich bestimmt. Schon in den nächsten Wochen werden die
ersten Häuser hier entstehen, Holz und Steine gibt es genug.
Unsere Männer werden die Felder pflügen und bestellen.«
Ihm fiel plötzlich etwas ein. »Es würde eine große
Hilfe für uns sein, wenn wir etwas mehr über das Klima
wüßten und.«
»Die naturwissenschaftliche Sektion meines Schiffes arbeitet
bereits die betreffenden Unterlagen aus, die wir Ihnen zur Verfügung
stellen. Sie erhalten alle Daten über Rotation,
Klimaveränderungen, Jahreszeiten und Sonnenumlauf. Soweit ich
das beurteilen kann, ist die Witterung Ihrem Geschmack entsprechend.
Das Klima erlaubt bis zu drei Ernten im Jahr ohne zusätzliche
Düngung.«
»Vielleicht gelingt es uns, ein Paradies zu schaffen.«
»Vielleicht. Aber vergessen Sie nicht, daß Paradies
oder Hölle in Ihnen selbst zu suchen sind. Was Sie Terraner aus
dieser Welt machen, liegt bei Ihnen, nicht an diesem Planeten.«
»Wir werden ihn nicht enttäuschen«, versprach
Parl.
Nach und nach kehrten die Schiffbrüchigen von Wardall zum
Schiff zurück. Der Kommandant und Parl verließen die
Kuppel und gingen ihnen entgegen. Collanzor winkte und kam herbei.
»Die meisten wollen nicht ins Schiff zurück. Sie
meinen, die Nacht im Freien verbringen zu können. Es ist warm,
und es scheint auch keine Raubtiere zu geben.«
»Ist schon eine Entscheidung gefallen?« fragte der
Kommandant.
Collanzor nickte.
»Sie ist gefallen. Wir bleiben.«
Parl drückte ihm die Hand.
»Keine Komplikationen?«
»Keine. Der Entschluß fiel ohne Gegenstimme.«
»Und die Arbeit, die ihnen bevorsteht?«
»Sie fürchten die Arbeit nicht.«
In der Nacht brannten auf der Hochebene viele Lagerfeuer. Nur
wenige Terraner waren ins Schiff zurückgekehrt und packten ihre
Habseligkeiten zusammen. Morgen würden sie es für immer
verlassen.
Sie standen in Gruppen zusammen und sahen hinüber zu dem
großen Schiff der Blues. Die Luken hatten sich geschlossen,
nachdem riesige Mengen an Ausrüstung und technischem Material
herausgeschafft worden waren.
Schwerelos erhob sich dann das Schiff und schwebte hinauf in den
klaren Himmel. Über Funk kam die letzte Botschaft des
Kommandanten. Dann wurde das Schiff plötzlich sehr schnell
kleiner und war Sekunden später verschwunden.
Die Männer stellten aus den von den Blues überlassenen
Bauteilen Notunterkünfte auf, die bis zur Errichtung fester
Häuser ihr Heim sein würden. Die Frauen begannen
unmittelbar danach mit dem Einrichten.
Parl zog Collanzor auf die Seite.
»Wir haben noch eine traurige Pflicht zu erfüllen, mein
Freund. Wir müssen Deagan und Porth begraben.«
»Ich habe die letzten Eintragungen des Tagebuchs gelesen,
Parl. Porth starb zuletzt, aber er hatte nicht mehr die Kraft, den
zwei Tage zuvor gestorbenen Deagan zu bestatten. Dafür schrieb
er und schloß den Bericht ab. Wir werden ihn eines Tages der
USO geben müssen, wenn wir Kontakt erhalten.«
»Ja, wenn!«
»Zweifelst du daran?«
»Um ehrlich zu sein - ja. Terranische Schiffe kamen früher
nie freiwillig in den Sektor der Blues, aber vielleicht hat sich das
nun geändert. Es scheint sich überhaupt vieles geändert
zu haben.«
Collanzor nickte, dann sagte er versonnen:
»Da verbrachte ich mein halbes Leben auf Wardall und wußte
nie, daß ganz in der Nähe ein Zellaktivator auf seinen
neuen Besitzer wartete. Ich hätte ihn gut gebrauchen können.«
Parl lächelte.
»Wer nicht? Aber selbst wenn du ihn gefunden hättest,
wäre er für dich unerreichbar gewesen. Du hast ja Porths
Bericht gelesen.«
»Vielleicht haben sie es nur falsch angefangen. Er wurde von
ES deponiert, damit ihn jemand fand und an sich nahm.«
»Ja, aber
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