PR TB 170 Das Geheimnis Von Wardall
»Vielleicht
finden wir dort einen Platz, wo die Schwankungen geringer sind.«
Margon sagte:
»Soweit ich das alles begriffen habe, machen Sie sich wegen
der unterschiedlichen Gravos Gedanken. Sicher, das ist ein Problem,
aber wir werden es schon meistern. Ist eigentlich überhaupt
schon einmal jemand auf Wardall gelandet? Sie müßten es
doch eigentlich wissen, Major Nephrem.«
»Meines Wissens nicht, aber jedenfalls liegen Berichte vor.
Sie behandeln Vermutungen über die verschollene Zivilisation,
erwähnen aber mit keinem Wort eine erfolgte Landung. Na schön,
dann sind wir eben die ersten.«
»Pioniere also.«, knurrte der Pilot vor sich hin.
Er programmierte den Orbit hoch genug, um kein Risiko einzugehen.
Der dreihundert Meter hohe Wall wirkte auf dem Bildschirm wie ein
dünner Strich, obwohl er hundert Meter breit war. Er führte
mitten durch die stationär bleibende Dämmerzone, parallel
zu Licht und Schatten. Auf der einen Seite wurde die Dämmerung
nach knapp dreißig Kilometern zum ewigen Tag mit unerträglich
hohen Temperaturen, auf der anderen Seite ging die Dämmerung in
die immerwährende Nacht über.
Und von dort kamen die stärksten Impulsstöße.
Margon studierte seine Kontrollinstrumente und wirkte nicht sehr
zufrieden. Nach zwei Umkreisungen änderte er den Kurs auf
neunzig Grad, so daß die ETERNITY den Planeten genau entlang
des Walles umlief.
Wardall war nur zur Hälfte sichtbar. Von der Nachtseite
herauf blinkten manchmal vereinzelte Eisfelder, wenn sie das Licht
der
unzähligen Sterne reflektierten. Völlige Finsternis
würde also auch hier nicht herrschen, wenn es auch im Gegensatz
zur Tagseite dunkel war.
Nephrems Finger trommelten nervös auf der Lehne des
Kontursessels herum. Porth versuchte vergeblich, die Melodie zu
erraten, dann gab er auf. Warum ließ er sich nur durch solchen
Unsinn ablenken?
Erneut konzentrierte er sich auf seine Geräte. Die
verdächtigen Impulsstöße waren in Äquatorhöhe
am stärksten, etwa zweihundert Kilometer vom Wall entfernt auf
der Nachtseite. Zu sehen war dort von dieser Höhe aus nichts.
Das Gravometer zeigte Schwankungen in Zeitperioden von oft nur
wenigen Sekunden an. Eine Landung würde unter diesen Umständen
dort unmöglich sein.
Nephrem kam zur Porth.
»Nun, wie sieht es aus?«
Porth gab sich nicht die Blöße, etwas verschweigen zu
wollen.
»Es muß sich um ein noch völlig intaktes
Kraftwerk handeln. Eine Landung ist jedoch nur in Wallnähe
möglich, dort bleiben die Verhältnisse einigermaßen
stabil. Sie verändern sich stundenweise, also wird eine
entsprechende Kalkulation einfach sein. Was meinen Sie, Margon?«
»Ich teile Ihre Meinung. Wann?«
»Nach der nächsten Umkreisung«, entschied Nephrem
kurzerhand. Er sah Porth an. »Auf der Höhe des Äquators,
wenn ich nicht irre.«
»Sehr richtig«, stimmte Porth gleichmütig zu.
Eine Stunde später konnte Margon beweisen, was er wert war.
Auf ihren eingeschalteten Antigravfeldern sank die ETERNITY
langsam der Planetenoberfläche entgegen. Margons linke Hand lag
auf dem Notstarthebel, der das Schiff im Bruchteil einer Sekunde in
die Höhe schießen lassen würde, wenn es durchsackte.
Der Wall nahm Formen an. An manchen Stellen schien er beschädigt
zu sein und Lücken zu haben. Ansonsten lag er wie eine endlose
Schlange in dem mit Felsentrümmern übersäten Gelände,
genau von Süd nach Nord.
Etwa zwei Kilometer östlich des Walles erhob sich ein relativ
ebenes Plateau, das frei von Hindernissen zu sein schien. Margon warf
Nephrem und Porth einen fragenden Blick zu.
»Ja, sieht gut aus«, sagte Nephrem nach einem Blick
auf die inzwischen fertiggestellte Photokarte. »Liegt exakt auf
dem Äquator.«
Der Pilot hielt die ETERNITY gut im Gleichgewicht mit den
Gravitationskräften. Trotzdem konnte er nicht verhindern, daß
beim Aufsetzen zwei der vier Landestützen knickten und sich das
Schiff unsanft auf die Seite legte.
»Tut mir leid«, knurrte er und schaltete den Antrieb
ab.
Deagan meinte sarkastisch:
»Haben wir im Ersatzteillager, aber es wird zwei oder drei
Tage dauern, bis ich sie ausgewechselt habe. Notfalls können wir
auch ohne die Dinger starten.«
»Wir haben Zeit«, eröffnete ihm Porth ruhig.
Alle Zeit des Universums, fügte er in Gedanken hinzu.
Sowohl Nephrem wie auch Porth machten sich Gedanken über ein
Problem, das nun akut geworden war. Keiner konnte den anderen von
jetzt an allein lassen, ohne das Risiko einzugehen, daß einer
von ihnen den
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