PR TB 171 Das Erbe Der Pehrtus
Er ist der blödeste Kerl, den
ich je gesehen habe, Er räumt hier auf. Er macht auch sonst
alles, was du verlangst. Warte einen Moment.«
Oleg Bordinski erhob sich mühsam von seinem Hocker und
blickte durch die Halle des »Happy Club«. Dann ging ein
Aufleuchten über sein Gesicht. Er hatte »Sol« in
einer Ecke des Raums entdeckt.
»Heh, >Solsofort hierher!«
Eine seltsame Gestalt erhob sich in der Ecke des Aufenthaltsraums:
Rurik Conic, den man den Schiffstrottel nannte und voller
Selbstironie mit dem Namen »Sol« rief. Der Mann mochte
etwa zwanzig Jahre alt sein. Er besaß eine kleine, gedrungene
Statur mit kräftigen Muskeln. Er reichte dem fast zwei Meter
großen Bordinski gerade bis zur Brust. Am auffälligsten an
Rurik war der kugelförmige Kopf, auf dem kein einziges Haar zu
finden war. Selbst die Augenbrauen fehlten völlig.
Bordinski fuhr mit der Hand über den kahlen Schädel des
jungen Manns.
»Hör gut zu, du Billardkugel, und sieh dir die
Schweinerei auf dem Boden an. Das Zeug wird sofort weggeräumt,
klar?«
Tabibi beobachtete seinen Onkel mit Widerwillen. Ihm gefiel nicht,
wie Oleg Bordinski mit dem offensichtlich gestörten jungen Mann
umging. Dann fiel sein Blick auf die Augen Ruriks. Es war schlimmer,
als in die Augen eines Toten zu schauen. Denn diese Augen waren auch
tot. Sie zeigten keine Regung, keine Reaktion. Auf Bordinskis
Ansinnen hin hatte Rurik nichts erwidert.
Er nahm einfach seinen Eimer und einen kleinen Besen und wischte
die herabgefallenen Sachen auf.
»Das ist ja ein furchtbar armer Kerl«, sagte Dixon
Tabibi erschrocken.
»Ach, Unsinn«, entgegnete ihm sein Onkel unwirsch.
»Der ist nur einfach nicht richtig im Kopf.«
»Aber das kann man doch heilen!« begehrte Tabibi auf.
»Wir leben doch nicht mehr in der Steinzeit.«
»Bei dem ist kein Tropfen Treibstoff im Kopf. Da können
selbst die besten Medizinmänner nichts mehr machen. Man kann ihn
nur mit einfachen Sachen beschäftigen wie Tische abräumen
oder Böden aufwischen. Oder seinen Spaß mit ihm treiben.
So!«
Ehe sich Tabibi versah, war sein Onkel aufgesprungen und hatte
Rurik ein Bein gestellt. Der kleine, rundliche Mann flog der Länge
nach zu Boden. Bordinski stieß dazu ein häßliches
Lachen aus.
»Das geht aber zu weit!« begehrte Dixon Tabibi auf.
Aber bevor Bordinski antworten konnte,
mischte sich eine andere Person in das Geschehen.
Unbemerkt von allen war Rosy Breuer von hinten an Bordinski
herangetreten. In einer blitzschnellen Bewegung hatte sie einen Griff
angesetzt, der den fast zwei Köpfe größeren Mann zu
Boden riß. Neben Rurik Conic lag nun Oleg Bordinski auf dem
Boden. Bevor sich der Mann aufrichten konnte, war Rosy Breuer
herangetreten, hatte den Eimer Ruriks genommen und goß das
Wasser in Bordinskis Gesicht.
Wütend und prustend sprang der Mann auf. Tabibi umfaßte
ihn von hinten und hielt ihn fest. Rosy Breuer kümmerte sich
nicht darum. Sie faßte Rurik unter den Arm und half ihm auf die
Beine.
»Komm jetzt«, sagte sie so ruhig, als wäre nichts
vorgefallen. Gehorsam folgte ihr Rurik aus dem Raum.
»Diese blöde Gans!« schimpfte Bordinski. »Es
ist nicht das erstemal, daß sie uns den Spaß mit >Sol<
verdirbt. Ich möchte wissen, was sie an dem Schiffstrottel
findet.«
Dr. Perm Merveur war einer der Gynäkologen an Bord der SOL.
Seine massige Figur brachte bei einer Körpergröße von
über zwei Meter fast 150 Kilogramm auf die Waage. Seine
Bewegungen wirkten plump und unbeholfen, und seine übergroßen
Hände hätten besser zu einem Metzger gepaßt als zu
einem Gen-Biologen und Gynäkologen. Trotzdem gehörte er zu
den beliebtesten Frauenärzten an Bord.
In jeder freien Minute beschäftigte er sich mit dem für
ihn rätselhaften Rurik Conic. Er hatte viel über die
Geschichte des jungen Mannes erfahren, auf den er vor knapp zwei
Jahren durch Zufall gestoßen war. Bis dahin hatte Rurik bei
einer Familie im Mittelteil der SOL gelebt und war nie in Erscheinung
getreten.
In Rosy Breuer hatte er eine Verbündete gefunden, die dem
armen Geschöpf helfen wollte, sich voll in die Gesellschaft und
soziale Struktur der SOL zu integrieren. Die Schwierigkeiten schienen
jedoch unüberwindlich. Rurik erwies sich als völlig
unzugänglich für jede Art von Hypnoschulung. Es schien sich
bei ihm um einen reinen Instinktmenschen zu handeln. Er reagierte
nicht anders als ein braver und gut erzogener Hund, der alles machte,
was ihm sein Herr befahl. Die SOL hatte
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