PR TB 177 Kämpfer Fur Den Pharao
die Soldaten nach
vorn.”
Während die beiden Gespanne weiterfuhren, schwärmten die
Bogenschützen aus und sicherten unseren Weg. Wir hörten das
Knirschen, mit dem die Statue aus ihrer Befestigung gerissen wurde
und den Hang hinunterkollerte. Danach verfolgten uns lange
die klirrenden Geräusche der wuchtigen Bronzeäxte, mit
denen der schwarze Koloß zertrümmert wurde. Am letzten
Abend, bevor wir Buhen erreichten, befanden wir uns bereits wieder im
Einflußbereich des Pharao, ohne daß wir überfallen
worden wären. Abgegraste Weiden, sorgfältig bearbeitet und
bewässert, einige Kanäle und bestellte Felder breiteten
sich vor uns aus. Die Spitze der Truppe bog auf den breiten Weg, der
vom Flußufer heraufführte. Der Nubier legte mir die Hand
auf die Schulter und flüsterte:
„Es riecht nach Tod, nach Brand und Asche!”
Auf unserer Linie, aber drei oder vier Bogenschüsse weit
entfernt in der Wüste, bewegten sich die Elitesoldaten. Wir
starrten hinauf und sahen sie im selben Moment auftauchen und in
einer Reihe stehenbleiben. Aufgeregt deuteten sie zu uns hinunter.
Wir wußten, daß unser erster Eindruck richtig gewesen
war. Wieder jagten die Gespanne los, Ptah-Sokar dicht hinter uns. Der
Weg schlängelte sich durch ein riesiges Weizenfeld. Nach der
nächsten Kurve ratterten wir in eine breite Bahn aus weißer
Asche hinein. Neben uns erstreckte sich nach rechts und links ein
verbranntes Kornfeld, das an einigen Stellen noch schwelte.
Offensichtlich hatte ein Graben das Feuer aufgehalten. Palmenschäfte
waren geschwärzt, einige Büsche standen mit verbrannten
Ästen da, und geradeaus erhob sich das einfache Haus auf einem
bewachsenen Plateau mit schrägen Wänden. Es war unnatürlich
still. Vor den Hufen der Pferde lag eine tote Ente mit abgesengten
Federn.
„Das waren die Krieger dieses verfluchten Schakals”,
meinte Zakanza scheinbar unbeeindruckt. „Mitten am Tag. Zwei
Stunden mit diesem Gespann von den Festungsmauern entfernt.”
„Dein Land Wawat, Zakanza-Upuaut. Wir bleiben hier für
die Nacht. Diesem Bauern können wir kaum mehr helfen.”
Neben der Brücke aus Balken und darübergelegten flachen
Steinen, mit einem Arm im Wasser des Kanals, lag ein etwa
vierjähriger Junge mit eingeschlagenem Schädel. Ptah sprang
aus dem Wagen und hob das Kind an dem blutigen Hemd hoch. Wir
näherten uns dem Haus; kein Laut klang daraus hervor. Wir
stiegen ab, hoben die Waffen, und die Bogenschützen hinter uns
bildeten eine schnell auseinandergezogene Kette. Im Dunkel des
einzigen, großen Raumes summten Fliegen. Als sich unsere Augen
an die Dämmerung gewöhnt hatten, sahen wir den Bauern,
einen älteren Mann. Ein Speer hatte ihn an den Lehmboden
genagelt. Seine Frau oder Tochter, noch vor Stunden ein hübsches
junges Geschöpf, lag in einer Ecke des Raumes. Sie war zu Tode
gequält worden. Schaudernd wandte ich mich um und versicherte
kalt:
„Wir werden tun, was der Pharao wünscht. Nach unserem
Abzug wird das Land Wawat friedlich sein.”
Zakanza lächelte verzerrt und wischte sich über die
Augen.
„Friedlich deshalb, weil es niemanden mehr geben wird, der
morden kann.”
Wir begruben die drei Toten. Das Heer sammelte sich auf dem
Bauernhof. Alles Vieh war weggetrieben worden. Es gab eine Unmenge
Spuren, die uns aber nichts über die Plünderer sagen
konnten. Esel und Ochsen wurden in den Nil in die Schwemme getrieben.
Wir zündeten große Feuer an und brieten das Wild, das wir
tagsüber gefangen hatten; einige Männer brachten Fische vom
Fluß. Unsere Tragetiere wurden auf die Weiden getrieben. In
dieser Nacht schlief jeder Mann mit den Waffen in der Hand.
Bogenschützen bildeten einen großen Krejs um das Heer. In
der Hütte aber schlief niemand. Über den plätschernden
Nil hob sich der riesige, zornig gelbe Mond mit seinem narbigen
Antlitz. Meine Unruhe hatte fast ihren Gipfel erreicht. Ich vermochte
nicht zu schlafen, warf mir Bogen und
einen Köcher über die Schultern und ging langsam hinaus
in die Richtung der Wüste.
Ich setzte mich in den Sand, als ich den höchsten Punkt der
Gegend erreicht hatte. Hinter mir lag wie ein ausgefranstes schwarzes
Band der Nil, seine Altwasser und die Sümpfe, daneben die
planierten Felder. Vor mir erstreckte sich, ähnlich dem Anblick
eines gefrorenen Meeres, ein Teil der westlichen Wüste. Von der
Wüste kam ein kalter Windhauch herbei, in meinem Rücken
stand die warme Luft über Bäumen und Feldern. Ich blickte
auf die riesige, erstarrte Szene
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