PR TB 178 Der Sonnentoter
hörten Lärm aus der Stadt, so als ob sich
dort ein Vulkan aufgetan hätte. Der Graue versuchte, den Raum
mit seinem Geist zu überwinden, aber es gelang ihm nicht. Er
schrie: Es geht nicht mehr. Oder so ähnlich. Und rannte davon.
Ich habe ihn nicht wiedergesehen."
„Es geht nicht mehr", wiederholte der Terraner
nachdenklich. „Hatten die Grauen denn früher solche
Fähigkeiten?"
„Sie sind Magier. Sie können Zauberdinge. Sie können
sich unsichtbar machen. Sie können an zwei Orten zugleich sein.
Sie können Kranke heilen. Wo sie sind, ist Friede."
„Wo wir die Grauen gesehen haben, war Krieg."
„Das mag damit zusammenhängen, daß sie ihre Kraft
verloren haben."
„Erzähle mir mehr über die Grauen."
Sopal glitt aus dem Bett und streckte abwehrend die Hände
aus.
„Das ist verboten."
„Es könnte sein, daß du dein Volk dadurch
rettest."
Sopal erkannte die ungewöhnliche Chance, die sich ihm bot,
noch nicht. Er sah eine andere.
Er merkte, wie wichtig es für den Terraner war, Informationen
zu bekommen.
„Es ist verboten, über die Grauen zu reden",
erklärte er daher. „Nur einem von allen dürfte ich
etwas sagen. Dem wichtigsten aller Terraner."
„Rhodan?" fragte Hernan Aaron, ohne Verdacht zu
schöpfen.
„Ist Rhodan der wichtigste?"
„Er ist der Großadministrator." „Bringe
mich zu ihm", forderte der Sankaner. „Also gut. Komm."
Hernan Aaron erhob sich und ging zur Tür. Der Sonnentöter
folgte ihm. Als er ihn erreicht hatte, fragte er: „Wie spät
ist es. Ich meine, wie hoch steht die Sonne?"
Hernan Aaron blickte auf sein Chronometer. Es zeigte Bordzeit an.
Er dachtejedoch an den Jagdausflug, rechnete um und antwortete: „Es
ist Mittag. Die Sonne steht im Zenit."
Dann führte er den Sankaner auf einen Gang hinaus. Durch ein
Gewirr von weiteren Gängen und über stählerne Leitern
- da Sopal sich weigerte, die Antigravschächte zu benutzen —
brachte er ihn bis vor Rhodans Kabine. Der Planungsoffizier Jefferson
Amer kam ihnen entgegen. Der Kosmopsychologe erklärte ihm,
weshalb der Sankaner Rhodan sprechen mußte.
„Es könnte sein, daß die Antwort auf alle unsere
Fragen bei den Graugefiederten liegt", schloß er.
„Also gut", erwiderte der Planungsoffizier. „Ich
will sehen, was sich machen läßt."
Er betrat die Kabine des Großadministrators und kam schon
nach knapp einer Minute zurück. „Sie können
hereinkommen", sagte er.
Hernan Aaron legte Sopal die Hand auf die Schulter und führte
ihn in die Kabine Rhodans. Der Großadministrator saß an
einem Arbeitstisch, auf dem zahlreiche Berichte lagen.
Sopal interessierte sich nur für einen einzigen Gegenstand -
für einen Brieföffner, der zwischen den Papieren lag. Er
war für ihn das ideale Gerät, seinen Plan auszuführen.
Verachtung für die Terraner kam in ihm auf.
Sie kommen gar nicht auf den Gedanken, daß ich sie angreifen
könnte, dachte er. Wie konnte ich nur vor ihren Augen Angst
haben? Die Augen sind nicht ihre Stärke, sondern ihre Schwäche.
Man kann sehen, wohin sie blicken. Meine Augen bleiben verborgen.
Niemand kann erkennen, daß ich nur diese Waffe sehe.
„Lassen Sie uns allein", befahl Rhodan.
Jefferson Amer und Hernan Aaron verließen die Kabine.
Wenige Minuten später betrat der Kosmopsychologe ein
Laboratorium, in dem mehrere Wissenschaftler daran arbeiteten, den
Raubvogel zu sezieren, den Tekener geschossen hatte. Der
Narbengesichtige stand ebenfalls am Untersuchungstisch.
„Das wird Sie interessieren, Hernan", sagte der
Aktivatorträger. „DerVogel hat ein Organ, das
fünfdimensionale Schwingungen abgibt. Wir halten es daher für
wahrscheinlich, daß diese Tiere von den Quarzvorkommen abhängig
sind."
Die Ärzte traten zur Seite und zeigten Aaron ein faustgroßes,
blaues Organ. Die Schwingungen waren äußerlich nicht
sichtbar.
„Das Organ produziert ein Hormon", erläuterte
Jerem Donkan, der Arzt. „Wir wissen nicht,
was das für ein Hormon ist. Wir haben es analysiert, aber
dadurch sind wir auch nicht viel weitergekommen. Es könnte sein,
daß dieses Hormon für die Sankaner wichtig ist. Immerhin
hat sich der Hormonspiegel bei dem Sankaner, der von dem Fleisch
dieser Vögel gegessen hat, normalisiert."
Der Arzt gähnte hinter der vorgehaltenen Hand.
„Es müßte doch eigentlich schon Mittag sein",
sagte er. „Ich habe einen Bärenhunger."
„Es ist gleich zehn Uhr", erwiderte Hernan Aaron und
blickte auf sein Chronometer. Er stutzte plötzlich und wandte
sich an
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