PR TB 179 Unsterblichkeit X 20
plötzlich.
Bully zuckte mit den Schultern. Die Frage des Antis bewies, daß
die Angelegenheit der Zellaktivatoren auch bei den Antis streng
geheimgehalten wurde. Bull wunderte sich nicht darüber; ein
Thema von dieser Brisanz schrie förmlich nach strengster
Geheimhaltung. Die Antis hätten Narren sein müssen, hätten
siejedem ihrer Leute etwas von den Aktivatoren erzählt.
„Hüllen Sie sich nur in Schweigen", murrte
Thal-Burn, als Bully beharrlich die Antwort auf seine Frage
verweigerte. „Früher oder später werden Sie reden."
„Möglich", gab Bully zu.
Vielleicht ließ sich der Anti ablenken, überlegte er
sich. Wenn es ihm gelang, den Mann in ein Gespräch zu
verwickeln, ihm etwas vorzumachen, vielleicht... Reginald Bull wußte,
mit wievielen Fragezeichen dieses vielleicht zu versehen war. Es
blieb ihm aber keine andere Wahl, wenn er nicht tatenlos zusehen
wollte, wie er und das Mädchen in eine Lage gebracht wurden, aus
der es aus eigener Kraft keine Rettung mehr geben konnte.
„Was ist Arcomurth eigentlich für eine Welt",
erkundigte sich Bully wie beiläufig; er versuchte den Spieß
umzudrehen.
„Sie erkundigen sich nach einer Welt, von der Sie nur den
Namen kennen?" wunderte sich Thal-Burn.
„Sie scheinen auch nicht viel mehr zu wissen", konterte
Bully sofort. Der Trick verfing nicht. „Reden Sie nur",
meinte Thal Burn. „Ob Sie schweigen oder reden, wir werden von
Ihnen erfahren, was wir wissen wollen. Ich bin gespannt, was Rhodan
für seinen Stellvertreter zahlen wird."
„Nicht sehr viel", meinte Bully. „Er wird ohnehin
nur vermuten, daß ich meinen Urlaub verlängert habe. Ich
habe mit der Kleinen einen Ausflug gemacht, das ist alles."
„Das stimmt", mischte sich Gwendolin ein. Sie hielt es
auf ihrem Sitz nicht mehr aus. Weiß der Himmel, woher sie das
Stück Kreide genommen haben mochte, mit dem sie ein Muster auf
den Metallboden der Zentrale zu zeichnen begann. Tahl-Burn sah
zunächst mißtrauisch, dann mit steigender Faszination zu,
wie Gwendolin ein uraltes Hüpfspiel zu spielen begann,
einbeinig, zweibeinig, vor, zurück, zur Seite...
Bully bewegte hektisch die Finger, aber es half nichts. Zwar hatte
Gwendolin es ohne zu wollen geschafft, den Anti von Bully abzulenken,
aber die Fesselung saß stramm. Wenn Reginald Bull wirklich eine
Chance hatte, die Stricke aus eigener Kraft abzustreifen, dann
brauchte er injedem Fall entschieden mehr Zeit, als er in dieser Lage
hatte.
Thal-Burn ließ sich nur kurze Zeit von dem Mädchen
ablenken. Er überprüfte die Instrumente, und er vergaß
bei dieser Tätigkeit nicht, Gwendolin im Auge zu behalten.
Unablässig pendelten die Augen des Antis zwischen den Anzeigen
und den Gefangenen hin und her.
Bully wunderte sich nicht über diese Aufmerksamkeit. Wann war
es einem Anti schon einmal gelungen, den stellvertretenden
Regierungschef einer feindlichen Macht gefangenzunehmen? Daß es
keinen offiziellen Kriegszustand zwischen Antis und Terranern gab war
in diesem Zusammenhang ohne Belang - dieser Krieg wurde ohnehin im
Untergrund, inoffiziell sozusagen, geführt. Der heimtückische
Anschlag über die Droge Liquitiv war das beste Beispiel
für die Taktik der Antis. Auf diese Weise konnten sie im
Hintergrund bleiben und waren teilweise fast unangreifbar für
die Terraner und deren Flotte. Im Untergrundkampf waren die Antis
Meister. Lediglich die Akonen konnten es an heimtückischer
Intelligenz und skrupelloser Kaltblütigkeit mit den
Bäalol-Anhängern aufnehmen.
„Ich möchte etwas trinken", ließ sich
Gwendolin plötzlich vernehmen. „Limonade!"
„Im Vorratstank ist Wasser!" antwortete Thal-Burn.
„Ich will Limonade!" beharrte Gwendolin. Bully, der
Auseinandersetzungen dieser Art bestens kannte, hütete sich,
eine Miene zu verziehen.
„Trink Wasser, das genügt!"
Der Anti zeigte sich nicht gewillt, auf Gwendolins Sonderwünsche
einzugehen. Gwen ihrerseits zeigte großen Unwillen, sich den
Wünschen Thal-Burns zu fügen. Was aus diesem
Interessenkonflikt wurde, wußte Bully bereits - er hatte
dergleichen schon einige Male durchexerziert undjedesmal den kürzeren
gezogen. Im stillen hoffte er, daß Gwendolin -ausnahmsweise -
ihre Qualitäten als Nervensäge zum Wohle Bullys ausspielen
würde.
„Ich werde meinem Vati sagen, daß du mir keine
Limonade geben wolltest", verkündete Gwen. Die Drohung
machte auf den Anti keinen Eindruck. Er leitete ein kleines
Linearmanöver ein, das die Space-Jet näher an Arcomurth
heranbringen würde.
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