PR TB 179 Unsterblichkeit X 20
Bully sah ihm dabei genau auf die Finger.
Thal-Burn machte Fehler, entscheidende Fehler.
Zum einen kannte er sich mit dem Linearantrieb noch nicht aus.
Dieser überlichtschnelle Antrieb war ursprünglich eine
Erfindung der Druuf gewesen, die von den Terranern - allen voran
Professor Arno Kalup - aufgegriffen und verbessert worden war. Seit
einigen Jahren wurden fast alle irdischen Neubauten mit diesem
Antrieb ausgerüstet. Im Arkon-Imperium war der Linearantrieb
zwar ebenfalls bekannt, aber er hatte sich längst noch nicht
durchgesetzt. Bully wußte, daß gerade erst die
allerersten Serienneubauten mit eingebauten Kalups vom Band liefen.
Für die Antis mußte Bullys Space-Jet, eines der ersten
Exemplare mit einem verkleinerten Kalup, eine technische Sensation
ersten Ranges darstellen. So betrachtet, war es nur natürlich,
daß in Thal-Burn die Begeisterung überhand nahm, mit
diesem neuen Gerät herumzuspielen und seine Leistungsfähigkeit
zu erproben.
Bully, der sich sowohl in den technischen Details der Kalups
auskannte wie auch im Charakter seines cholerischen Namensgebers,
stellte zufrieden fest, daß die Space-Jet sehr dicht an der
Atmosphäre Arcomurths aus der Librationszone fallen würde.
Es vergingen zwar nur einige Millionstel Sekunden, während der
sich das Kalupfeld allmählich abbaute, aber in dieser kurzen
Zeitspanne konnten die 5-D-Einflüsse des Planeten auf den
Antrieb der SpaceJet einwirken. Nach Bullys Schätzung würde
das Beiboot einen Satz machen, der über die
Kompensationsfähigkeiten des Andruckabsorbers beträchtlich
hinausging.
Thal-Burn bemerkte diesen Fehler nicht. Er war kein Genie; sich
gleichzeitig auf den wertvollen Gefangenen Reginald Bull, den
Quälgeist Gwendolin - das Mädchen produzierte geradezu
sturzbachartige Tränenfluten — zu konzentrieren und die
programmierungstechnischen Finessen des kleinen Kalups zu
beherrschen, das war mehr, als Thal-Burn zu leisten vermochte.
Sein größter Fehler aber war, daß er die Dauer
der Linearetappe ganz gewaltig überschätzte. Um die wenigen
Lichtminuten zurückzulegen, die die Space-Jet noch von Arcomurth
trennten, brauchten die Maschinen des Beiboots nur
Sekundenbruchteile. Bully konnte sich ausrechnen, daß Thal-Burn
sehr überrascht sein würde von dem, was er sich
zusammenprogrammiert hatte. Bis zu dieser Überraschung
verblieben noch wenige Minuten, aber für Bully reichte die Zeit.
Er hatte die Minuten genutzt, in denen sich Thal-Burn nicht auf
ihn hatte konzentrieren können. Die Fesseln waren stark
gelockert. Reginald Bull brauchte nur ein paar Sekunden, um frei zu
sein - ein paar Sekunden, in denen er sich offen sichtbar von den
Fesseln befreien mußte. Wenn es gelang, Thal-Burn für
diese Sekunden so zu beschäftigen, daß er sich nicht
um Bully kümmern konnte, dann hatte Bull gewonnen.
Bully wandte den Blick nicht von den Instrumenten. Er kannte den
Kalupschen Kompensationskonverter besser als der Anti. Im dem
Augenblick, in dem der Eintritt in die Librationszone unmittelbar
bevorstand, begann Bully zu handeln.
Er zerrte mit aller Kraft an seinen Fesseln, und die Stricke
lockerten sich. Thal-Burn erkannte, daß Bullys
Selbstbefreiungsversuch erfolgreich sein würde. Der Anti machte
einen Schritt auf Bully zu, um ihn daran zu hindern, die Fesseln
vollends abzustreifen.
In diesem Augenblick kam die Space-Jet aus der Librationszone; das
Beiboot verließ den Bereich zwischen vierter und fünfter
Dimension in einer Zeitspanne, die von einem Menschen nicht
wahrzunehmen war.
Thal-Burn und Gwendolin wurden völlig überrascht, und
Bull entging diesem Schock nur deshalb, weil er ununterbrochen die
Instrumente im Auge gehabt hatte. Er hatte gewußt, daß
der Schock unmittelbar bevorstand.
Gwendolin schrie auf, während der Anti in einer
Reflexbewegung versuchte, einen Halt zu finden.
Mit viel zu hoher Geschwindigkeit prallte die Space-Jet auf die
Lufthülle des Planeten Arcomurth, aber nur Bully hatte diesen
Effekt vorhersehen können. Er hatte noch Erinnerungen an die
Zeit, da er sich mit Perry Rhodan, Eric Manoli und dem unglücklichen
Flipper zusammen auf den ersten Mondflug vorbereitet hatte. Eines der
kniffligsten Probleme fürjeden Astronauten war damals gewesen,
bei der Rückkehr zur Erde den richtigen Anflugwinkel zu finden.
War der Winkel zu stumpf, verglühte das zu schnell eintauchende
Raumfahrzeug, fiel er zu spitz aus, wurde der Landeteil des
Mondfahrzeugs von der Lufthülle zwar abgebremst, schnellte
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