PR TB 186 Rückkehr Der Toten
schon jemandem gelungen, sich aus dem Bann der
Fremden zu befreien? Ich meine, was geschieht mit denen, die gerettet
werden können, nachdem sie versklavt waren? Bleiben sie geistige
Wracks oder können sie wieder klar denken?«
»Das weiß niemand«, antwortete Coln. »Bisher
ist es keinem gelungen, die Beeinflussung abzuschütteln.«
8.
Wieder im Weltraum. Die Pearlianer hatten die Navigation der
Plattform übernommen. Terraner hielten sich bereit,
einzugreifen, sobald es zu Zusammenbrüchen kam. Bully hatte erst
kurz vor dem Start erfahren, daß viele Pearlianer einfach
umfielen oder wie in Trance herumzulaufen begannen. Die Ereignisse
der letzten Tage waren zuviel für sie gewesen. Ihr Weltbild war
erschüttert. Sie machten sich heftigere Vorwürfe wegen
ihres Verhaltens auf dem Raumhafen, als Bull erwartet hatte.
Doch darum konnte er sich jetzt nicht kümmern. Coorn-Haay
hatte einen Notdienst geschaffen. Wo immer jemand Hilfe brauchte, war
er zur Stelle.
Der Lebensträger hatte sich verändert. Bull hätte
nicht exakt beschreiben können, was ihn an Coorn-Haay störte.
Der Pearlianer sagte kaum noch ein Wort und mied jedes Gespräch.
Es war offensichtlich, daß er allein sein wollte.
»Er weiß, daß er bald seine Strahlung abgeben
muß«, hatte Jared Coln erklärt.
Bull stand in der Zentrale des Plattenschiffs und beobachtete die
Bildschirme. Der Oberlichtflug stand unmittelbar bevor. Die Plattform
hatte einen Teil Chromunds innerhalb der Atmosphäre umrundet und
war dann an einer Stelle in den Raum gestartet, die der Position der
beiden beobachteten schwarzen Raumer genau gegenüberlag. Bully
hoffte, dadurch, daß der Planet genau zwischen ihnen und den
Fremden lag, eine Ortung verhindern zu können.
»Wie werden wir vorgehen, Sir?« fragte Oberst Komar
Herkom.
»Wir wissen noch nicht einmal, was uns auf Pearl erwartet«,
brummte der Staatsmarschall. »Wieso, haben Sie einen
Vorschlag?«
»Bei uns auf Ertrus pflegt man zu sagen: Kommt Zeit, kommt
Tat.«
»Kirstensen«, sagte Bull mit erzwungener Ruhe. Der
Wissenschaftler kam herbei.
»Ja, Sir?«
»Sie haben sich doch mit Rushbrooks Theorien vertraut
gemacht. Würden Sie sich zutrauen, einen Ertruser umzuformen?«
»Das kommt darauf an, ob ich die nötigen Instrumente
zur Verfügung habe und worin ich ihn verwandeln soll.«
»Das ist mir egal. In alles, was Ihnen gerade einfällt,
am besten einen Siganesen. Oder machen Sie einen Matten-Willy aus
ihm.«
»Weshalb das, Sir?« fragte Herkom entsetzt.
»Zugegeben, ich habe gestern abend etwas zuviel getrunken und
fühle mich, als ob ich.«
»Mir wird von alledem so dumm, als ging mir ein Mühlstein
im Kopf herum«, jammerte Bully.
»Genauso fühle ich mich, Mister Bull. Woher wissen
Sie.?«
»Schon zu Zeiten des seligen Goethe muß es Ertruser
gegeben haben. Das Zitat stammt von ihm.«
Herkom schien zu überlegen.
»Den Mann kenne ich nicht. War er ein Freund von Ihnen?«
Kirstensen begann schallend zu lachen. Einige Pearlianer sahen von
ihren Instrumenten auf. Bull kniff die Augen zusammen und musterte
den Wissenschaftler von oben bis unten.
»Was ist daran so komisch, wie? Da pumpen wir Milliarden an
Entwicklungshilfegeldern in solche Welten wie Ertrus, und statt den
Leuten eine umfassende Allgemeinbildung zu vermitteln, erzieht man
sie zu.« Bull verzichtete darauf, zu sagen, wozu Ertruser
herangebildet wurden.
»Dennoch erheitert es mich, Sir. Einerseits sind unsere
ertrusischen Freunde ein hochzivilisiertes Volk, das in den wenigen
Jahrzehnten seines Bestehens schon einige beachtenswerte Kulturgüter
hervorgebracht hat, andererseits aber kennen sie nicht einmal die
Namen unserer größten Politiker der Jahrtausendwende.«
»Wer hat etwas von Politikern gesagt?«
»Na Sie, Sir«, erwiderte Kirstensen ungerührt.
»Sie waren es, der von Wolfgang Amadeus Goethe sprach.«
»Goethe? Wolfgang Amadeus? Politiker?« brachte Bully
fast kreischend hervor. Er schlug sich die Hände vors Gesicht.
»Habe ich etwas Falsches gesagt, Sir?«
Bully schüttelte den Kopf. Er setzte sich in den nächsten
freien Sessel.
»Was hat er?« erkundigte Kirstensen sich bei Herkom.
Der Ertruser winkte ihn zu sich heran und flüsterte ihm zu:
»Sie dürfen es ihm nicht übelnehmen. Ich habe
schon seit einigen Tagen das Gefühl, daß mit ihm hier
oben«, er zeigte zur Schläfe, »nicht alles ganz in
Ordnung ist. Er träumt oft vor sich hin. Und dann dieses Gebräu
gestern abend.« Herkom machte eine
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