PR TB 186 Rückkehr Der Toten
vielsagende Geste.
»Reden Sie keinen Unsinn«, wehrte der Wissenschaftler
ab. »Ich glaube eher, daß bei Ihnen etwas nicht ganz.«
Bevor die Diskussion um den Geisteszustand von Ertrusern und
Vizeadministratoren ausufern konnte, ging die Raumplattform in den
Oberlichtflug. Alle Schirme verdunkelten sich und zeigten nach
Sekunden Standprojektionen.
Jared Coln-Kalen Rushbrook betrat die Zentrale.
»Die Pearlianer werden zunehmend unruhiger«, flüsterte
er Bull zu. »Vielleicht spüren sie, was mit Coorn-Haay
vorgeht.«
»Mag sein«, gab Bully zu. »Viel wahrscheinlicher
ist aber, daß sie ganz einfach Angst haben. Stellen Sie sich
vor, Pearl wäre die Erde, und wir säßen nun zur
Untätigkeit verurteilt in einem von Fremden gesteuerten Schiff.«
Coln nickte und sah auf eine Zeitanzeige.
»Wie lange werden wir mit Oberlicht fliegen?«
»Etwa fünf Stunden, Jared. Das Ausweichmanöver
kostet viel Zeit.«
»Dann würde ich vorschlagen, daß Sie sich jetzt
die fünf Freiwilligen ansehen. Von den Anweisungen abgesehen,
kann ihnen ein wenig Aufmunterung nicht schaden.«
»Sie haben recht«, sagte Bully. »Gehen wir.«
Es waren ausnahmslos junge Chromunder. Neben Pyner Saltykow und
Golde Kedes befanden sich Hano M'dossi, seine Schwester Jana und
Ravel Artic in der relativ kleinen Kabine.
Sie wußten, was auf sie zukam, wußten, daß sie
ihre Mission nicht lebend überstehen könnten.
Dennoch dachte niemand von ihnen an eine Umkehr. Wie alle
Chromunder hatte sie eine andere Einstellung zum Tod gefunden als
»normale« Menschen.
Das, was sie alle insgeheim befürchtet hatten, war nicht
eingetroffen. Das Auftreten Reginald Bulls und seiner Begleiter hatte
viele Zweifel beiseite gewischt, daß sich durch die
verschiedenen Einstellungen zum Leben eine unüberwindbare Kluft
zwischen den beiden Menschenarten aufgetan hätte. Im Gegenteil.
Sie alle hatten bemerkt, daß Bull von ihrer jungen Zivilisation
fasziniert war. Er wollte das Beste für Chromund und hatte durch
seine unkomplizierte Art auch die Sympathien jener gewonnen, die ihn
bisher nur aus den Erzählungen ihrer Mütter und Väter
gekannt hatten.
In diesen Stunden, die vielleicht die letzten ihres Lebens waren,
wünschten die jungen Chromunder sich, einmal die Welt sehen
zu können, von der ihre Eltern stammten.
Dieser Wunsch würde nie in Erfüllung gehen. Ebensowenig
glaubten die Chromunder daran, daß sich Bullys Hoffnung auf
eine Rückkehr in die Milchstraße realisieren lassen würde.
Jared Coln-Kalen Rushbrook erschien. Hinter ihm betrat der
Terraner die Kabine.
Er begrüßte jeden der fünf mit Handschlag. Nun
trugen die Chromunder Raumanzüge und die Schutzbrillen, die sie
auf Pearl alles genauso sehen lassen konnten, wie Pearlianer und
Terraner den Planeten wahrnahmen.
Bully machte keine langen Worte. Er erklärte den Freiwilligen
noch einmal in allen Einzelheiten, was sie zu tun hatten, falls eine
Landung überhaupt möglich war und der Schirm über dem
Schiff der Fremden nicht mehr stand. Andererseits war ihr Vorhaben
schon im Ansatz gescheitert.
»Unsicherheitsfaktor Nummer Eins ist immer noch, ob Sie
lange genug im Tal waren, um sich durch das, was eine
Bewußtseinsübertragung möglich macht, aufladen zu
lassen. Und falls es Ihnen tatsächlich gelingt, ohne oder gegen
den Willen dieses Etwas, das von den Invasoren abgesetzt wurde, in
sein Bewußtsein einzudringen, ist noch lange nicht sicher, daß
Sie zusammen stärker sein werden als es.«
»Wir waren heute einen halben Tag im Tal«, erklärte
Golde Kedes, »aber schon vorher hielten wir uns oft viel länger
dort auf, um uns auf den Tag vorzubereiten, an dem wir gebraucht
wurden - wenn auch in anderem Sinne. Wir planten schon lange
Experimente außerhalb des Tales.«
»Außerdem«, fügte Ravel Artic hinzu, »ist
das Bewußtsein eines Verstorbenen dem des Wirtes um ein
Vielfaches überlegen. Wir reden nicht gern hierüber. Es ist
eine Art Tabu für uns geworden.«
»Ist das wahr, Jared?« fragte Bully erstaunt. »Weshalb
sagten Sie nichts davon?«
»Die Entscheidung war gefallen«, erklärte Coln.
»Ich hielt es nicht mehr für wichtig. Außerdem ist
es wirklich ein Tabu, eines der größten noch zu
bewältigenden Probleme. Die Überlegenheit des aufgenommenen
Bewußtseins kann zu einer Gefahr für den Wirt werden. Es
muß sich also selbst beschränken, und unsere große
Sorge ist, daß es einmal zu negativen Entwicklungen kommen
könnte, vielleicht nicht jetzt, aber in einer der
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