PR TB 204 Söhne Der Liga
bekommen hatte. Die Geschichte war am Hof
von Tuglan bekannt, aber sonst nirgendwo, und selbst der Hohe Lord
hatte keine Ahnung, aus welchem Grund ein Terraner bereit sein
könnte, eine derart horrende Summe zu zahlen, nur um Mitglied
einer
degnerierten und so gut wie ausgestorbenen tuglantischen
Adelsfamilie zu werden.
Hier war eine der Gelegenheiten, bei der sich die Investition, die
selbstverständlich nicht von Humbert selbst, sondern von der
SOLEFT gemacht worden war, auszahlte. Der Graf Laton bekam den Hohen
Botschafter des Großen Rates von Akon ohne weitere Verzögerung
zu sehen.
Der Name Avilu On-Nur hatte Humbert nichts besagt. Es war die
Gestalt des Botschafters selbst, die ihn beeindruckte - und zwar so
sehr, daß er für einen Augenblick vergaß, aus
welchem Grund er eigentlich hergekommen war. Wenn er sich nur die
Mühe gemacht hatte, sich seiner Kenntnisse des Akonischen zu
erinnern, dann wäre ihm eingefallen, daß alle Vornamen,
die auf u endeten, weiblich waren.
Avilu erhob sich zuvorkommend von ihrem bequemen Sessel hinter
einem zierlichen Arbeitstisch, als Graf Laton den Raum betrat. Sie
war schlank und hochgewachsen und bediente sich der gegenwärtigen
interstellaren Mode, um ihre körperlichen Vorzüge auf
raffinierte Art und Weise zur Geltung zu bringen. Die samtene Haut
kontrastierte auf verwirrende Weise mit dem metallisch schimmernden
Material, aus dem ihr Gewand gefertigt war. Das kupferfarbene Haar
war um beide Ohren zu großflächigen Schleifen aufgewunden.
Die großen, schräg liegenden Augen schimmerten in
chrysolithfarbenem Grün, und die vollen Lippen waren durch
Goldlamellen akzentuiert.
»Es ist mir eine Ehre, Sie zu begrüßen, Graf
Laton«, sagte Avilu On-Nur mit dunkler Stimme. »Was
bringt Sie zu mir?«
Humbert erinnerte sich seines Auftrags. Nachdem ihm die
Botschafterin einen Sitz angeboten und ihn mit einem Getränk
versorgt hatte, sprach er zwei Minuten lang in wohlgesetzten Worten
über die Sorgen eines Mannes, der ein privates Interesse an der
Firma Synergistics hatte und dieses Interesse durch die unlauteren
Machenschaften eines Unternehmens namens Vita-Erg, ansässig auf
Galaner im Drofronta-System, bedroht sah. Er betonte mit Nackdruck,
daß er nicht gekommen sei, um Hilfe zu erbitten. Er wolle
lediglich Informationen. Er besitze die Mittel, auf rechtlichem Weg
gegen die Eigner von Vita-Erg vorzugehen, wenn er nur in Erfahrung
bringen könnte, wer diese seien.
Avilu antwortete erst, nachdem sie eine Zeitlang nachgedacht
hatte.
»Sie wissen, daß die Verbindung zwischen Akon und
Galaner eine gänzlich informelle ist. Die Galaner sind
Siedler akonischen Ursprungs, aber es ist schon lange Zeit her, seit
die Besiedlung stattgefunden hat. Akon und der Große Rat haben
offiziell überhaupt keinen Einfluß auf Galaner.«
Humbert machte ein trauriges Gesicht.
»Heißt das, daß Sie mir die Information nicht
beschaffen können?«
Avilu lächelte spöttisch.
»Nicht unbedingt. Es gibt Kanäle, die den offiziellen
Weg vermeiden. Ich kann nicht sehen, wo ich mit der Erfüllung
Ihrer Bitte die Interessen des Großen Rates verletze, und werde
mich daher in Ihrem Sinn bemühen.«
Der Graf sprang auf. Seine Augen leuchteten.
»Das ist großartig!«
»Nun aber müssen auch Sie mir eine Bitte erfüllen«,
sagte Avilu.
»Jede!« versicherte Humbert mit Inbrust.
»Es interessiert mich, wie ein Terraner zu dem Titel Graf
Laton kommt. Wollen Sie mir darüber erzählen?«
»Das ist ganz einfach. Sehen Sie ...«
Avilu erhob sich ebenfalls und hob den Zeigefinger gegen die
goldenen Lippen.
»Haben Sie schon zu Abend gegessen?« fragte sie.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, das Abendessen mit mir
zusammen einzunehmen?«
11.
Im Quartier war man früh am nächsten Morgen
aufbruchbereit, als Humbert schließlich eintraf.
»Ein Besuch beim akonischen Botschafter scheint
komplizierter zu sein, als ich es mir vorstellte«, bemerkte
Langlon Brak bissig.
»Oh ja«, antwortete der Graf süffisant. »Man
muß sich dazu Zeit nehmen und viel Geduld haben.«
»Ich nehme an, sie hat dich beeindruckt.«
Humbert sah ihn verblüfft an.
»Du wußtest, daß der Botschafter eine Frau ist?«
»Mit einem Namen wie Avilu On-Nur - was sonst?«
»Du hättest mich darauf aufmerksam machen können.«
»Oh, ich war sicher, daß du es beizeiten von selbst
herausfinden würdest. Kann sie uns helfen?«
»Sie wird ihr Möglichstes tun.«
Louisa Quantor trat hinzu.
»Und wieviel ist
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