PR TB 204 Söhne Der Liga
NSR-Geschäft
auszuschalten.
Auf dieser Basis traf er seine Entscheidung. Die Operative Tuglan
würde vorübergehend Terra zu ihrem Einsatzgebiet machen. Da
er von Shliffer keine Anweisungen erhalten hatte, gab es keinen
Grund, sich seinen Entschluß von Terrania City genehmigen zu
lassen. Er stand nicht einmal unter Zeitdruck. Er würde die
Reise
nicht wie zuvor per Transmitter, sondern an Bord eines bequemen,
wenn nicht gar luxuriösen Passagierschiffs unternehmen.
Er beauftragte Louisa, eine geeignete Passage ausfindig zu machen
und die Buchung
vorzunehmen. Mit einem Eifer, der Langlon auffiel, erbot sich
Herford Cithol, ihr dabei behilflich zu sein, wogegen Langlon keinen
Einwand hatte.
In der Zwischenzeit konnte noch eine andere Angelegenheit, wenn
nicht erledigt, so doch wenigstens in Angriff genommen werden.
Diesmal war wieder Humbert Graf Laton an der Reihe.
»Rücke deine Halsbinde zurecht, setze dein
aristokratischstes Gesicht auf und statte der Botschaft des Blauen
Systems Akon einen Besuch ab«, trug Langlon dem Grafen auf. »Du
hast private Interessen an einem terranischen Unternehmen namens
Synergistics, denn du bist Staatsbürger der Liga Freier
Terraner, obwohl dein Adoptivvater aus dem Ministerialadel von Tuglan
stammt. Du bist besorgt über gewisse unlautere Maßnahmen,
die eine Firma namens Vita-Erg im Wettbewerb gegen Synergistics
ergriffen hat, und willst weiter nichts wissen, als wer die
Anteileigner von Vita-Erg sind.«
»Verstanden«, antwortete Humbert. »Und warum
gerade die Botschaft von Akon?«
»Weil Galaner im Drofronta-System ursprünglich von
Akonen besiedelt wurde.«
Daß sich wohlgekleideten Personen mit angenehmen
Umgangsformen mehr Türen öffnen als solchen, die über
derlei Vorzüge nicht verfügen, gehörte auch im 36.
Jahrhundert noch zu den unbestrittenen Tatsachen des Lebens. Der
Versuch, ohne vorherige Anmeldung den Botschafter eines der
mächtigsten Sternenreiche der
Milchstraße zu sehen, war nicht mehr so ganz und gar
aussichtslos, seit es bei den Beamten des interstellaren
diplomatischen Dienstes zur Mode geworden war, sich weltoffen zu
geben.
Trotzdem war Humbert Graf Latons Unterfangen kein leichtes, und es
bedurfte nicht nur seiner modischen Kleidung und seines eleganten
Benehmens, sondern darüber hinaus noch einiger zusätzlicher
Dinge, um sein Ziel zu erreichen. Der Pförtnerrobot der
akonischen Botschaft vermerkte und meldete, wie es seine Pflicht war,
daß eine Person offenbar terranischer Herkunft in einem der
teuersten und modernsten Gleitertypen die Besuchereinfahrt passiert
habe. Der Melderobot berichtete kurze Zeit später, derselbe
Besucher habe sich als Bürger der Liga Freier Terraner mit
Wohnrecht auf etlichen Dutzend nicht-terranischen Welten ausgewiesen.
Diese Dinge stuften Humbert Graf Laton von allem Anfang an in eine
Besucherkategorie, der man auch in einer großen Botschaft wie
der des Großen Rates von Akon auf Olymp besondere Behandlung
angedeihen ließ.
Den Ausschlag jedoch gab Humberts Fiktiv-ID, eine Visitenkarte,
die in Wirklichkeit nur eine holographische Projektion war. Den
Projektor, ein winziges Gerät, trug er in einer Tasche seines
Anzugs. Das Fiktiv-ID entstand mitten in der Luft vor den Augen
dessen, der es zu sehen wünschte oder den Humbert zu
beeindrucken suchte. Wenn Humbert es so wollte, dann konnte er das
Hologramm dem Betrachter für eine Zeitlang überlassen, so
daß dieser es mit sich nehmen und jemand anders zeigen konnte.
Ein Mißbrauch konnte daraus nicht entstehen. Wenn Humbert
Verdacht schöpfte, brauchte er nur den Projektor zu berühren,
und das Fiktiv-ID erlosch und verschwand augenblicklich.
Visitenkarten dieser Art wurden von den ganz Reichen benützt,
denen es darum ging, um jeden Preis Aufsehen zu erregen. In Humberts
Fall indes erzeugte die Karte selbst mehr Wirkung als der Umstand,
daß sie eine holographische Projektion war. Denn sie trug das
in Gold gefaßte, mit stabilisierten Einsteinit-Juwelen besetzte
Wappen der Grafen Laton, einer Familie des höchsten
tuglantischen Ministerialadels.
Wie Humbert in den Besitz dieses ehrwürdigen Stückes
gekommen war, ist eine andere Geschichte. Es war dabei mit durchaus
legalen, wenn auch nicht immer durchsichtigen Dingen zugegangen. Wie
es der Teufel wollte, war der letzte Graf Laton nicht nur
degeneriert, sondern auch verarmt und daher gegen ein fürstliches
Entgelt gerne bereit, einen jungen Menschen zu adoptieren, den er
noch nie zuvor zu Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher