PR TB 211 Der Rauschgiftplanet
weiter,
mein Bester. Ich weiß, daß es hier herum Tendrile gibt.“
Der zweite Schatten folgte in fünf Metern Abstand, dann der
dritte. Die Tiere verhielten sich alle in gleicher Weise: sie wurden
unruhig, schnaubten und sträubten sich gegen den Zügel. Die
Männer sprachen halblaut auf sie ein und bewegten sie zum
Weitergehen. Das gab Langion Brak Zuversicht. Sein Plan konnte nur
noch dann fehlgehen, wenn die Dunkelheit ihm einen Streich spielte.
Der vierte und der letzte Reiter waren mehr als fünfzehn
Meter hinter den ersten drei zurückgefallen und ritten dicht
hintereinander. Aber das störte Brak nicht. Als der vierte Flex
sich unter ihm vorbeibewegte, griff er die tote Echse beim Schwanz
und schleuderte sie hinab. Der Kadaver schlug dem Flex aufs
Hinterteil. Das Tier gab einen schrillen Trompetenton von sich und
schoß in die Dunkelheit davon. Der fünfte Flex hatte die
Ausdünstung des toten Tendrils unmittelbar vor den Nüstern.
Der Instinkt gebot ihm, nach hinten auszuweichen. Er stieg trompetend
in die Höhe. Der Hohlweg war zu eng für eine Wendung.
Langion Brak hörte Hufe über Fels kratzen und den zornigen,
erschreckten Aufschrei des Reiters. Ein Körper schlug schwer zu
Boden.
Im nächsten Augenblick war Brak unten. Im Finstern griff er
nach den Zügeln des in Panik geratenen Flex, bekam sie zu
fassen, zog das Tier zu sich heran und sprach mit sanften Worten auf
es ein. Er führte es rückwärts, von dem toten Tendril
fort. Unterwegs hob er den Körper des bewußtlosen Reiters
auf und zerrte ihn hinter sich her. Ein Dutzend Meter weiter begann
der Flex, sich zu beruhigen. Brak ließ die Zügel fahren
und kümmerte sich um den Reglosen. Er hatte wirklich nur das
Bewußtsein verloren. An seiner Schläfe gab es einen
feuchten Fleck; wahrscheinlich hatte er sich beim Sturz den Schädel
angeschlagen. Brak entkleidete ihn mit flinken Griffen. Er erbeutete
einen ärmellosen Kaftan und eine bis knapp auf die Knie
reichende Hose, beide aus erstaunlich feinem Stoff. Er streifte das
eigene Beinkleid ab, warf es achtlos beiseite und schlüpfte in
die Kleider des Eingeborenen. Der Kaftan war ihm um die Brust herum
viel zu weit; aber daran ließ sich im Augenblick nichts ändern.
Er bestieg den Flex und trieb ihn vorwärts. Das Tier wollte
scheuen, als sie in die Nähe des Tendril-Kadavers kamen. Aber
Langion Brak trieb ihm entschlossen die Hacken seiner Stiefel in die
Flanken. Mit einem erschreckten Satz flog der Flex über die
Tierleiche hinweg. Dann klapperten seine Hufe hinter den anderen
Reitern her den Hohlweg entlang.
Langion Brak untersuchte die Taschen des erbeuteten Gewands. In
einer fand er eine altmodische, Projektile verschießende
Pistole. Er hätte sie gerne ausprobiert, um zu erfahren, ob er
sich im entscheidenden Augenblick auf die Waffe verlassen könne.
Aber im Augenblick war es wichtiger, niemandes Aufmerksamkeit unnötig
zu erregen.
Ein Schatten tauchte vor ihm auf.
„Das Tendril hat dir zu schaffen gemacht, wie, Larmuk?“
fragte eine spöttische Stimme mit fremdartigem Akzent.
Langion Brak gab ein mürrisch brummendes Geräusch von
sich. Den Frager schien's zu befriedigen.
Er hatte weiter nichts mehr zu sagen.
Nach fünfzehn Minuten wurde der Hohlweg allmählich
breiter. Sie näherten sich dem nördlichen Rand des
Berggeländes. Vor ihnen lag die weite, bebaute Ebene, die
Langion Brak vor seiner Landung gesehen hatte. Weit in der Ferne
funkelten ein paar trübe Lichter. Das war das Dorf. Der Boden
des Hohlwegs senkte sich abwärts. Die Lichter verschwanden. Brak
hörte das leise Wispern hochgewachsener Pflanzen, mit denen die
ganze Ebene bedeckt zu sein schien.
Er zog die Pistole aus der Tasche und hieb seinem Flex den Kolben
über den Schädel. Das Tier gab einen schrillen Angstschrei
von sich und verfiel in einen wilden Galopp. Er hörtejemand
lachen.
„Der Junge hat noch viel zu lernen.“
Der Flex schoß mit ihm davon, genau wie er es beabsichtigt
hatte. Hohe Stauden schlugen ihm ins Gesicht. Er brachte das Tier
allmählich wieder unter Kontrolle und dirigierte es nach links,
in Richtung des nördlichen Abfalls der Bergkette. Wie er
erwartet hatte, blieb die Pflanzung alsbald hinter ihm zurück.
Er bewegte sich über teils felsigen, teils sandigen Boden. Er
war den Häschern entkommen. Bis sie Verdacht zu schöpfen
begannen, war er viel zu weit von ihnen entfernt, als daß sie
noch hätten hoffen können, ihn während der Nacht
wieder einzufangen. Sie würden bis zum
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