PR TB 219 Bote Des Unsterblichen
an einen finsteren, unbekannten Ort, der
tief im Innern der Burg lag, wo es schwer sein würde, sich
Nahrung zu beschaffen und von wo sie das Licht der Sterne, an das sie
sich gewöhnt hatten, nicht mehr sehen konnten.
Denn darauf, daß Zaphoor die ursprünglichen
Verhältnisse wieder herstellen würde, war nicht zu hoffen.
Erequoth saß zu fest im Sattel. Er würde die Techniker mit
seiner Rache verfolgen, bis er sich entweder Genugtuung verschafft
oder eingesehen hatte, daß er die Objekte seines Hasses in den
Tiefen der Burg nicht finden konnte. Die Techniker aber waren
mittlerweile ständig auf der Flucht und würden nie wieder
zur großen Plattform und der technischen Hinterlassenschaft
Murcons zurückkehren können. Da sie die einzigen unter den
Nachkommen der Freibeuter waren, die die Fähigkeit besaßen,
sich in die Vorstellungswelt einer fremden Technik einzudenken, würde
es niemals zum Bau neuer Raumschiffe kommen. Und damit war der
Auftrag des Boten des Unsterblichen erfüllt.
Zaphoor sah erstaunt auf, als der Mann, der ihm als Ordonnanz,
Diener und Leibwächter diente, den Fremden in seinen Wohnraum
geführt brachte. Der Hund folgte Hors-Tanathor auf den Fersen.
Zaphoor richtete sich in seinem Sessel auf. „Dich habe ich
nicht zu sehen erwartet“, bekannte er offen.
„Ich wäre nicht gekommen“, sagte Hors-Tanathor,
„wenn nicht dein Plan in ernster Gefahr wäre.“
„Mein Plan? Welcher Plan?“
„Dir Murcons Technik anzueignen und eine Flotte von
Raumschiffen zu bauen, mit der die Freibeuter wieder ins Weltall
vorstoßen können.“
„Wer bedroht meinen Plan?“ fragte der Alte finster.
„Dein Sohn, Erequoth.“
„Nimm dich in acht, Fremder! Du sprichst vom Anführer
unseres Volkes!“
„Ich spreche von einem egoistischen, gedankenarmen Narren,
der sich zum Tyrannen aufschwingen möchte“, sagte
Hors-Tanathor hart.
Zaphoor fuhr vollends in die Höhe. Zorn rötete sein
Gesicht.
„Schaff ihn hinaus, Herlik“, rief er mit vor Wut
zitternder Stimme. „Wirf ihn hinaus auf den Gang. Und dann sag
Erequoth, er kann ihn haben.“
Herlik tat einen Schritt, da baute sich Sikkim vor ihm auf und
knurrte ihn drohend an. Zaphoors Diener hielt unwillkürlich an.
Unsicherheit spiegelte sich in seinen Zügen.
Hors-Thanator hatte eine der erbeuteten Waffen aus dem Gürtel
gezogen und richtete die Mündung auf Zaphoor.
„Setz dich wieder hin, du eigensinniger, alter Mann“,
sagte er. „Erequoth hat mich zu Beginn dieser Nacht überfallen
lassen, weil er sich an mir rächen wollte. Dafür gibt es
Zeugen. Sollte ich nicht dein wichtigster Techniker sein, der Nerquin
und seinen Leuten dabei half, die Geheimnisse der Technik Murcons zu
entschlüsseln?“
Der Alte hatte sich willenlos in den Sessel fallen lassen, als er
die Mündung der Waffe auf sich gerichtet sah. „Ja“,
gurgelte er.
„Wenn er also schon einmal gegen deinen Willen gehandelt
hat, warum sollte er es nicht ein zweites Mal tun? Ich sage dir: In
diesem Augenblick steht Erequoth im Begriff, die Techniker zu
überfallen und seinem Rachedurst Genüge zu tun.“
Zaphoor fuhr von neuem auf.
„Das sollte er wagen!“ knirschte er.
„Komm mit mir, und ich will es dir zeigen“, sagte
Hors-Tanathor gelassen. „Du sollst selbst Augenzeuge sein, wie
dein Sohn dich verrät.“
Zaphoor straffte sich. Seine Augen funkelten angriffslustig. Er
winkte Herlik mit herrischer Geste beiseite. „Ja, zeig es mir!“
stieß er heiser vor Zorn hervor. „Und wehe dir, wenn du
nicht die Wahrheit sprichst!“
Sie hörten den Lärm schon von weitem. Strahlschüsse
fauchten, Männer schrien, Einrichtungsgegenstände
zerbarsten. Während sie durch den Antigravschacht in die Tiefe
glitten, bemerkte Hors-Tanathor, daß Zaphoor aufmerksam
lauschte. Der Bote kannte den Grund. Der Alte wollte aus dem Lärm
die Stimme seines Sohnes heraushören.
Auf der fünften Etage traten die beiden Männer aus dem
Schacht. Hors-Tanathor vergewisserte sich, daß Sikkim an seiner
Seite war. Außer dem Strahler war der Hund seine einzige Waffe,
und er war nicht sicher, wie weit er sich auf die Autorität
verlassen konnte, die Zaphoor unter seinen ehemaligen Untertanen noch
besaß.
Im Korridor herrschte ein chaotisches Durcheinander.
Waffenschwingende Männer eilten durch zerschossene Türen,
schleppten Hausrat heraus und schleuderten ihn zu Boden. Es war klar,
daß sie nicht gekommen waren, um Beute zu machen. Sie tobten
ihren Zorn an leblosen Gegenständen aus,
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