PR TB 219 Bote Des Unsterblichen
wertvolle Dienste, und zwar in mehr als einer
Hinsicht. Das Robotgeschöpf hatte sich in zwei Teile zerlegt,
von denen keines mehr einem Hund ähnelte. Ein Teil hielt Wache
in der Nähe der Quartiere der
Freibeuter, der andere half Hors-Tanathor bei der Erforschung der
unbewohnten Teile der Burg.
Dank des Wissens, das ihm der Unsterbliche mit auf den Weg gegeben
hatte, und der kombinatorischen Fähigkeiten seines
positronischen Begleiters fand Hors-Tanathor ohne große Mühe,
wonach er suchte: ein Proviantlager, das von Murcon angelegt und von
den Freibeutern bislang noch nicht entdeckt worden war. Er hatte eine
ungefähre Vorstellung davon, wo sich das Lager befand, aus dem
sich Zaphoor, Erequoth und ihre Untertanen ernährten. Die
Entfernung zwischen beiden Lagern war, im Vergleich zur
Gesamtdimension der Burg, gering. Hors-Tanathor schloß daraus,
daß es insgesamt wenigstens ein Dutzend solcher Lager geben
müsse, die bisher noch nicht gefunden worden waren. Die
Überlebenschancen der Freibeuter-Abkömmlinge waren daher
weitaus besser, als er bislang angenommen hatte.
Danach machte der Bote des Unsterblichen sich auf die Suche nach
Nerquin und seinen Technikern. Er fand sie ohne große Mühe
- dank der Spürkunst seines Robotgefährten. Die Techniker
rasteten in einer kesselförmigen Felsenhalle von bedeutendem
Ausmaß. Die mächtige Höhle wurde von mitgebrachten
Lampen notdürftig erhellt. Die Leute hatten sich den Wänden
entlang gelagert. Sie wirkten entkräftet und erschöpft.
Kinder weinten.
Nerquin lag in der Nähe des Eingangs, Irica war an seiner
Seite. Sie bemerkten HorsTanathor als ersten und kamen ihm entgegen.
Ihre Bewegungen waren langsam und müde. Nerquins Wangen wirkten
eingefallen, die Augen saßen tief in den Höhlen und
glommen in unstetem Glanz.
„Einen dürftigen Dienst hast du uns mit deinem Rat
erwiesen, mein Freund“, sagte er mit hohler Stimme. „Wo
wir waren, hätten uns die Leute Erequoths umgebracht, und hier
tötet uns der Hunger.“
Er warf einen neugierigen Blick in Richtung des halben Hundes, der
den Boten des Unsterblichen begleitete, stellte jedoch keine Fragen.
„Die Zeit des Hungerleidens ist vorüber, Nerquin“,
sagte Hors-Tanathor. „Ich bringe gute Nachrichten. Ich habe ein
Nahrungslager gefunden, von dem Erequoth und seine Leute nichts
wissen. Gib mir einen Wegkundigen mit; ich will ihm das Lager
zeigen.“
Nerquins Gesicht hellte sich auf.
„Verzeih mir die unfreundlichen Worte“, bat er. „Ich
sah die Not meiner Leute und wurde bitter. Du bist in der Tat ein
Freund, und dein Wissen ist...“
Weiter kam er nicht. Aus dem Hintergrund des Ganges, durch den
Hors-Tanathor gekommen war, erschien ein seltsames Gebilde, das
Tanathors eigenartigem Begleiter glich wie ein Ei dem ändern.
Hors-Tanathor bemerkte Nerquins ungläubig staunenden Blick und
wandte sich um. Sein Begleiter hatte sich in Bewegung gesetzt und
glitt, etwa eine Handbreit über dem Boden, seinem merkwürdigen
Zwilling entgegen. Die beiden Bruchstücke des Robothunds
vereinigten sich miteinander, und es entstand Sikkim, der
schwanzwedelnd auf seinen Herrn zueilte.
Nerquin schüttelte fassungslos den Kopf.
„Bei allen guten Geistern, solches hat kein Mensch jemals zu
sehen bekommen.“
Hors-Tanathor tippte ihm lachend gegen die Schulter. „Wach
auf, mein Freund. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Einen
Wegkundigen brauche ich, dem ich das Proviantlager zeigen kann, damit
ihr keine Not mehr zu leiden braucht.“
Wie im Traum wandte Nerquin sich um und schritt auf seine Leute
zu. Irica stand mit leuchtenden Augen vor dem Boten des
Unsterblichen. „Und wenn du ihm das Lager gezeigt hast“,
sagte sie, „kommst du dann zu uns zurück?“
Hors-Tanathor faßte sie an den Händen und schüttelte
traurig den Kopf. „Nein, ich komme nicht zurück, Irica.
Auf mich warten andere Aufgaben. Ein Teil meines Herzens bleibt bei
dir, Irica. Ich werde dich nicht vergessen. Aber du bist ein Preis,
den ich nicht beanspruchen darf.
Ihr geht harten Zeiten entgegen. Erequoth dürstet nach Rache
und wird euch jagen, bis er einsieht, daß er euch nicht fangen
kann. Nerquin ist ein fähiger Anführer. Solange er an eurer
Spitze steht und ihr wißt, wo Nahrung zu finden ist, kann euch
nicht viel geschehen. Nerquin verdient es, daß man ihm seine
Aufgabe erleichtert. Er braucht eine Frau an seiner Seite, die ihm
hilft, die ihm zu Diensten ist, ihn pflegt und sein Lager mit ihm
teilt.
Verstehst du, was ich
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