PR TB 226 Krisensektor Dreigestirn
HÜ-Schirms raste die SJ-315
jetzt auf das seltsame Dreigestirn zu, das aussah, als habe jemand
mit Sternen gespielt und sie künstlich in ihre Positionen
gebracht. Mit hoher Leistung griffen jetzt die Ortungen nach dem
einzigen Planeten, der der Wahrscheinlichkeitsrechnung zufolge Leben
tragen konnte.
Cardanas Hände lagen auf den Steuerschaltern. Er war bereit,
in einem Notmanöver ohne vorherige Kursprogrammierung der
Positronik den Kalup zu aktivieren und das Schiff überlichtschnell
davonrasen zu lassen.
Ein Seitenblick zu Jesso. Der nagte an der Unterlippe. Sein
Gesicht war leicht verzerrt. Auch er rechnete mit einem neuerlichen
Angriff.
Weder Cardana noch Jesso hielten sich damit auf, die eingehenden
Daten sofort zu bearbeiten. Sie trauten diesen drei Sonnen und den
Unsichtbaren nicht über den Weg.
Dann fegte die SJ-315 mit halber LG an dem Planeten vorbei,
erfaßte ihn von der anderen Seite und entfernte sich mit
mörderischer Geschwindigkeit.
„Jetzt fehlt uns bloß ein dicker Meteorit, der bei
dieser Geschwindigkeit...“
Cardana schrak zusammen. Die SJ flog ja noch immer nur mit dem
dünnen Meteoritenschirm, der bei halber Lichtgeschwindigkeit
nicht mehr ausreichte!
Aber immer noch hatte es keinen weiteren Angriff gegeben.
Trotzdem blieb Cardana nicht länger als nötig in diesem
System. Er brachte die SJ-315 wieder in den Linearraum. Der Vorteil
dieses Antriebs war, daß der Kurs nicht angemessen werden
konnte, während bei einer Transition Ent- und
Rematerialisierungspunkte anhand der Gefüge-Erschütterungen
klar festzustellen waren.
Wenigstens ein kleiner Trost, daß die Unsichtbaren nicht
feststellen konnten, wo die Space-Jet den Linearraum wieder
verließ...
3.
Für einen kurzen Augenblick spürte Roger McKay einen
Anflug von Entsetzen. Dann hatte er sich wieder soweit unter
Kontrolle, daß er seine Gedanken hinter einem leeren Lächeln
verbergen konnte.
„Vernichtet?“ echote er und meinte damit den
Hundertmeter-Kugelraumer der Agentur, den Marat und er zum Halo der
Milchstraße geschickt hatten, um nach Spuren des verschollenen
Touristenschiffs zu fahnden. Nur war die TARA dazu offenbar nicht
mehr gekommen...
Vernichtet!
McKay sah keine Veranlassung, die Worte des Solarmarschalls
anzuzweifeln. Er kannte Allan D. Mercant gut genug, um zu wissen, wie
eine Nachricht zu werten war, die der Chef der Solaren Abwehr
persönlich übermittelte.
„Ja“, bestätigte Mercant hart. „Wie ich
Ihnen schon sagte, hat unser Agent den Überfall einwandfrei
beobachtet und aufgezeichnet. Er hat außerdem Wrackteile der
TARA geborgen, die Strahltreffer der Unsichtbaren auf weisen. In
unseren
Laboratorien ist man gegenwärtig dabei, sie zu analysieren
und die Aufzeichnungen durchzusehen.“
..Unsichtbare?“ hakte McKay sofort nach und merkte an
Mercants Reaktion, daß dieser Begriff dem Chef der SolAb wohl
mehr herausgerutscht war, als daß dieser den Detektiv darüber
informieren wollte.
Tröstlich, dachte McKay, daß auch der Aktivatorträger
Fehler machte.
Mercant winkte verärgert ab. „Ich habe Ihnen einen
Vorschlag zu machen“, sagte er. „Kommen Sie mit Ihrem
Partner zur Klinik. Dort können wir offener miteinander reden.“
„Haben Sie Angst, daß man uns abhören könnte?“
fragte McKay ironisch.
„Nein, aber da ich ohnehin dorthin wollte und Sie es sich
gewiß nicht nehmen lassen, mit den Überlebenden Ihrer
Besatzung zusammenzutreffen, wäre das der vernünftigste
Weg.“
„Ich war schon immer für Vernunft“, behauptete
der Detektiv.
„Das müssen Sie schon einem anderen erzählen“,
konterte Mercant mit einem feinen Lächeln. „Sie wissen
doch: die SolAb erfährt alles. Auch über Sie liegt ein
hübsches Dossierband in meiner obersten Schreibtischschublade.“
„Äh, sagen wir, in einer Stunde?“ wechselte McKay
etwas überhastet das Thema. „In welcher Klinik übrigens?
Terrania hat deren bekanntlich mehrere.“
„In unserer Klinik“, sagte der Solarmarschall. „Und
vergessen Sie Marat nicht...“ Mercant stockte. „Na, so
was“, meinte er dann.
McKay hatte die Bildsprechverbindung abgebrochen.
Der hünenhafte Detektiv lehnte sich in dem Pneumosessel, der
vor dem Pult mit dem Telekom-Gerät stand, zurück und schloß
sekundenlang die Augen, während er das Whiskyglas zum Mund
führte und in kurzen Abständen daran nippte.
Diese Haltung nannte McKay gegenüber anderen. seine
„Denkerstellung“. Böse Zungen (allen voran sein
Freund und Partner Jean
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