PR TB 233 Die Insel Der Verbannten
seufzte.
“Er ist stur wie ein Panzer und beruft sich auf seine
Anweisungen und die eingespeiste Programmierung. Diese besagt, so
behauptet er, daß er mit allen Aufzeichnungen die CHALLENGER
erst dann verlassen darf, wenn ihre Vernichtung unmittelbar
bevorsteht oder bereits begonnen hat. Er weigert sich, mit an Bord
der EX-7 zu kommen."
“Dann wird er nie die Gelegenheit haben, nach Terra
zurückzukehren, der Dummkopf. Die Vernichtung wird so schnell
erfolgen, falls sie überhaupt stattfindet, daß er keine
Zeit mehr hat, sein kleines Raumschiff zu starten. Was tun wir mit
ihm?"
“Ich könnte ihn gegen seinen Willen in die EX-7
bringen, aber ich werde es nicht tun. Seine Sturheit hat nämlich
noch einen Vorteil: seine Sensoren werden die angreifenden Torpedos
früh genug bemerken, also hat er die CHALLENGER wahrscheinlich
bereits verlassen, wenn sie vernichtet wird. Ob aber die EX-7 heil
aus dem Schlamassel herauskommt, ist eine andere Frage. So sind wir
also sicher, daß Aloisius auf jeden Fall mit seinen
Informationen die Erde erreicht, selbst wenn wir Pech haben sollten."
“So kann man es auch sehen", murmelte Elsässer mit
einer Spur von Zustimmung.
“Es ist in Thuan früher Vormittag", sagte Hennessy
nach einem Blick auf den Zeitmesser. “Überzeuge dich
davon. Gucky, daß sich niemand in der EX-340 aufhält, wenn
du die Anlage einschaltest. Und stelle sie auf zwei Stunden ein,
nicht nur eine. Das gibt uns eine längere Frist zur
Evakuierung."
Gucky nickte sein Einverständnis.
“Gut, Freund Cognac. Wird gemacht. Ich werde in zehn Minuten
zurück sein. Inzwischen habe ich mich dem Energiefeld um Thuan
so gut angepaßt, daß Etappen und ein Raumanzug
überflüssig geworden sind. Also dann ... bis später."
Und weg war er.
10.
Als Gucky in der EX-340 materialisierte, kamen ihm die ersten
Bedenken. War es richtig, ein
ganzes Volk dem blinden Zufall zu überlassen, der darüber
entschied, ob es vernichtet wurde oder nicht?
Würde es nicht ethisch und moralisch besser sein, lediglich
die beiden verantwortlichen Regierungschefs zu entführen und als
Gefangene mitzunehmen! Oder sie gar zu töten, ehe sie einen
entscheidenden Befehl haben?
Er zögerte, aber dann sagte er sich, daß auf jeden Fall
der Zerstörungsmechanismus des Explorers eingeschaltet werden
mußte. Zwei Stunden waren eine lange, aber auch eine sehr kurze
Zeit, wenn es um Leben oder Tod ging.
Er fand den Safe und öffnete ihn telekinetisch. Mit ruhiger
Hand stellte er die Zeituhr ein, ehe er die beiden roten Knöpfe
eindrückte, die die Anlage unwiderruflich in Betrieb setzten.
Nichts mehr konnte den Vorgang aufhalten, der in einhundertzwanzig
Minuten das Ende der EX-340 bedeutete.
Der Sprung hinüber zu dem Gleiter erfolgte unmittelbar
danach. Er würde wenige Minuten nach der EX-340 atomar
verglühen. Kaum hatte Gucky die Anlage aktiviert und bereitete
sich auf den Rücksprung zur CHALLENGER vor, als er stark
emotionell aufgeladene Gedankenmuster empfing. Sie waren so
konzentriert, daß er zögerte und sich auf die Muster
einpendelte.
Er kannte das Muster. Es war das von Kondex.
Bereits nach wenigen Sekunden hatte der Mausbiber das Gefühl,
sein Blut würde zu Eis erstarren.
Kondex hatte den Befehl gegeben, die Atomtorpedos in Richtung der
CHALLENGER zu starten.
In umgerechnet genau fünfzig Minuten.
Für den Bruchteil einer Sekunde war er versucht, Kondex
anzupeilen und an Bord der CHALLENGER zu bringen, um ihn dort seinem
Schicksal zu überlassen, aber dann verzichtete er darauf. Es
galt, nicht eine einzige Sekunde mehr zu versäumen. Statt der
zwei Stunden blieben nur noch fünfzig Minuten, dem sicheren Tod
zu entgehen. Und es lag an ihm allein, gerade dieses schreckliche
Ende zu verhindern.
Aber noch mehr hatte er den Gedanken Kondex' entnehmen können.
Der Befehl, die Torpedos erst in fünfzig Minuten abzufeuern,
galt nur für den Fall, daß sich die CHALLENGER nicht aus
ihrem Orbit rührte und daß keine Beiboote aus- oder
eingeschleust wurden.
Der Plan der beabsichtigten Evakuierung des Schiffes mußte
geändert werden, und es blieb nicht mehr viel Zeit.
Gucky konzentrierte sich und teleportierte zurück in den
Explorer.
Hastig berichtete er, was er erfahren hatte.
Fünfzig Minuten, die über Leben und Tod entschieden.
“Wir sollten ihnen doch die Bombe hinabschicken",
knurrte Hennessy voll wütender Hilflosigkeit über die
Unvernunft der Thuaner.
“Nein, auf keinen Fall!" widersprach Gucky und erntete
die
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