PR TB 249 Ultimatum Fur Terra
Schutzschirm hätten!«
Dies waren die letzten Worte, die ich von Doc hörte.
Die Positronik meldete sich noch einmal.
»Keine Verzögerungen oder Veränderungen des
Vorgangs. In 40 Sekunden ist die Station im Bereich der Transition.
Ich schalte ab! Ende!«
Ende? Ich wollte nicht sterben! Und mein Kind sollte auch nicht
sterben!
Als das nur wenige hundert Meter vor uns liegende Zentralgebäude
mit mehreren davor erregt umherirrenden Menschen verschwand, schrie
Sven laut auf. Ich sah, wie der Parkstreifen zwischen den Gebäuden
hinwegkippte. Ein ähnliches Gefühl der höchsten Angst,
wie ich es seinerzeit bei Toms Tod empfunden hatte, überkam
mich.
Plötzlich sah ich alles mit anderen Augen und wurde innerlich
ganz ruhig
und gefaßt. Auch schien mit einemmal alles ganz langsam
abzulaufen. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich, daß
der entsetzliche Prozeß, der alles verschlang, doch noch zum
Halten kommen würde. Es war aber nur das Gefühl völliger
Hilflosigkeit und Angst und widersprüchlich dazu die plötzliche
innere Sicherheit.
Die Menschen um mich herum waren erstarrt. Die Welle drang
unaufhörlich auf uns zu.
»Na, ihr erschrockenen Würmer!«
Diese Stimme war unauslöschbar in meinen Gedanken. Jetzt aber
klang sie real.
Ich würde sie nie vergessen. Das Mentaldekret.
Vor Sven und mir stand, wie aus dem Boden gewachsen, urplötzlich
die mächtige, lichtlose Gestalt.
Als die Welle der Vernichtung über uns hinwegrollte und alles
um uns herum verging, hüllte Sven und mich ein Gebilde ein, das
von der unwirklichen Erscheinung ausging. Das seltsame Wesen hatte
beide Arme um uns gelegt und damit ein transparentes Etwas erzeugt,
das uns in Form einer Kugel umschloß. An einem Ende mündete
diese Hülle in den Körper der schwarzen Figur.
Verwirrt blickte ich mich um. Weit hinten sah ich die Welle, die
die Umgebung verschluckt hatte, davoneilen, weiter, wie ein
unersättliches Ungeheuer alles verschlingend, was einmal der
Planet Tirana gewesen war.
Um mir herum war nichts außer Sven und diesem Wesen mit
seiner schützenden Hülle. Der Junge hielt sich schweigend
an mir fest.
Ich weiß nicht, wie lange ich so stand. Mein Zeitgefühl
war wie weggewischt. Ein letzter Blick durch die Hülle ließ
mich erkennen, daß der ganze Planet verschwunden war. Um uns
herum war der leere Weltraum. Nur die Sonne Tiranas strahlte wie eh
und je.
»Was war das?« Stöhnend kam die Frage über
meine Lippen.
»Du würdest es nicht verstehen!« antwortete
prompt die Stimme des Mentaldekrets. Es war, als wäre die Stimme
direkt in mir. »Und außerdem, wie soll ich es dir sagen,
wenn du es gar nicht wirklich wissen willst?«
Ich konnte mit dieser Antwort nichts anfangen. Sie schien mir
völlig verdreht und unsinnig. Noch während ich darüber
nachdachte, meldete sich die Stimme wieder.
»Träumst du oder willst du hier versauern?«
Ich dachte an das Haus meiner Eltern in Brasilia auf Terra.
Unsicher kam meine Reaktion.
»Wenn Sie. ich meine, zur Erde, wenn Sie nicht.«
»Quatsch nicht lange herum!«
Ein eigenartiges Ziehen durchlief meinen Körper, und die
Umgebung verschwand vor meinen Augen. Im nächsten Augenblick
fand ich mich mit Sven vor dem Haus meiner Eltern in Brasilia wieder.
Ich fror.
Mein Vater öffnete die Tür und trat mit erstauntem Blick
auf mich zu.
»Madja, Sven! Wie kommt ihr denn hierher?«
Überwältigt von den Ereignissen versank ich in eine
tiefe Ohnmacht. Ich erwachte im Medo-Center von Brasilia, und die
Ärzte sagten mir, ich sei über acht Stunden lang bewußtlos
gewesen.
Gestern wurde ich von einer Frau und einem Mann besucht, die sich
als Angehörige der Solaren Abwehr auswiesen. Meine Eltern
hatten, beunruhigt über mein unmotiviertes Auftauchen,
behördliche Nachforschungen erbeten. Einer der Ärzte hatte
mich informiert, daß ich aufgrund meines schlechten
körperlichen und seelischen Zustands keine Aussagen machen
müßte. So beantwortete ich nur eine einzige Frage, nämlich
die, wie ich zur Erde kam.
Ich sagte: »Das weiß ich nicht.«
Heute kamen meine Eltern mit Sven. Dem Jungen geht es gut. Man
merkt ihm nicht an, was er durchgemacht hat. Ich hingegen bin
verwirrt und befürchte, daß man mir Fragen stellen wird,
die ich nicht beantworten will, weil man mich sonst für verrückt
erklärt oder mich einer Gehirnbehandlung unterzieht.
Daher habe ich einen anderen Weg gewählt, um mir aus meinem
Dilemma zu helfen. Ich habe nach bestem Wissen alles
niedergeschrieben,
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