PR Tefroder 02 - Segler im Sternenwind
Die Roboter mochten jederzeit mit einem weiteren Angriff auf sie beginnen.
»Ich bin fertig. Nimm deine Hand zurück.«
Der Aktivatorträger fühlte sich abgestoßen, wie von einem sanften elektrischen Schlag. Er zog die Rechte aus Karis Mmoos Körper.
»Unglaublich!«, murmelte er. »Das Fleisch ist beinahe zusammengewachsen, die Blutung ist gestillt, und nirgendwo sind Zeichen einer Entzündung zu sehen.«
»Das ist nur zum Teil mein Verdienst.« Karis Mmoo zog sich einige Meter zurück. Ihre Stimme klang ehrfürchtig. »Ich spürte deine Selbstheilungskräfte - und deine Willenskraft. Ich kann deinen Metabolismus mit Hilfe meiner Wellentherapie beruhigen und den Schockzustand verhindern. Alles andere hast du erledigt.«
Rhodan zog es vor, zu schweigen. Die seltsamen Stimmungsschwankungen Irram Des' hatten ihm verdeutlicht, wie wenig er über seine Kameraden wusste.
Nachdem Karablangh aus seinem Heilschlaf erwacht war, machten sie sich auf den Weg hinab in die Dunkelheit. Adlai Kefauver entpuppte sich einmal mehr als Überlebensspezialist. Binnen weniger Minuten zauberte er aus dem Nichts mehrere behelfsmäßige Fackeln, die ihnen für mindestens eine halbe Stunde ausreichend Licht gewährten.
»Mag sein, dass die Roboter hier irgendwo auf uns lauern«, sagte Rhodan leise. »Sicherlich kennen sie das Tempellabyrinth und dessen Zugänge. Aber sie sind hier unten mangels Platz in ihrer Bewegungsfreiheit einge-schränkt. In den Gängen gibt es nur zwei Richtungen, aus denen sie sich nähern können, und sie können die Gelenkigkeit ihrer Körper bei Weitem nicht so gezielt einsetzen wie unter freiem Himmel.«
Das war Schönrederei, keine Frage. Aber es schadete nichts, die Situation besser darzustellen, als sie eigentlich war. Ihr Einsatz zog sich nun schon über anderthalb Stunden hin. Keinen Augenblick lang hatten sie in ihrer Aufmerksamkeit nachlassen dürfen. Die Anspannung zehrte an ihrer aller Nerven und Kräfte.
Über ausgetretene Stufen ging es tiefer hinab ins Innere der diskusförmigen Station. Rhodan mochte kaum glauben, dass sie sich im Inneren eines künstlichen Objekts befanden. Er wurde allmählich in diese von den Gui Col erzeugte Scheinwelt hineingesogen. Sie war so unglaublich real...
»Still!«, befahl Irram Des.
Sie blieben stehen und lauschten.
Ja. Da waren Geräusche. Solche, die nichts mit den beiden Robotern zu tun hatten. Das Gestein übertrug Schwingungen und verzerrte Töne, die von überall und nirgendwo herrühren mochten.
»Das ist Kampflärm«, sagte Karablangh mit Bestimmtheit. »Wir können hören, wie es auf anderen Teilen der Spielwelt zugeht.«
Da waren Schreie. Solche der Panik, und solche des Schmerzes. Dann erklang ein Explosionsgeräusch. Rhodan drückte eine Hand gegen die steinerne Seitenwand. Er spürte eine heftige Erschütterung. Andernorts ging es ordentlich zur Sache. Ungeübte Cyberoiden kämpften um ihr Leben -und wie es sich anhörte, verloren sie auf allen Linien.
Leise und verunsichert schlichen sie weiter. Immer wieder grinsten ihnen aus Marmor gehauene Fratzen seltsamer Lebewesen entgegen. Sie schienen nicht der Sagenwelt der Gui Col entsprungen zu sein. Dazu wirkten sie viel zu verschieden, sowohl im Aussehen als auch in der Form ihrer Darstellung.
Rhodan hielt das Nunchaku vorsichtig umklammert. Er hatte den abgetrennten Schwanzteil des vernichteten Androiden über den zweiten Flügel seiner Waffe gewickelt. Sie fühlte sich zwar nun nicht mehr so gut austariert an - hatte aber an Gefährlichkeit gewonnen. Die Klingensplitter waren so scharf, dass schon die geringste Berührung tiefe Schnitte erzeugte.
Wind pfiff schaurig heulend um Kanten der Gänge, die sich immer mehr verzweigten - und enger wurden. Schon tat sich Karis Mmoo schwer, ihren voluminösen Körper durch das Labyrinth zu quetschen, und auch Irram Des ging längst gebückt. Die Luft wurde stickig, die Flammen der Fackeln drohten allmählich zu ersticken.
Rhodan hieß die kleine Gruppe an einer Stelle anhalten, die ihnen allen Platz bot. Er atmete schwer, der Schweiß rann in Bächen an seinen Schläfen hinab in sein Kampfgewand. »So geht's nicht weiter«, keuchte er. »Wir müssen zurück.«
Die Gefährten blickten ihn still an. Da und dort meinte er, Vorwürfe in Augen und Körperhaltung zu erkennen. Er erschien wankelmütig und planlos; er hatte zwar die Führung an sich gerissen, ihnen aber keinen Ausweg aus dieser komplizierten Situation bieten können.
»Sie kommen!«, rief
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