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PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

Titel: PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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erste Zelldusche erhalten, seitdem war er physisch nicht mehr gealtert.
    Noch war er biologisch gesehen zwei Jahre älter als sie. Es würde sich ändern.
    Er legte ihr Gesicht von der Strähne frei. Sie schlug die Augen auf, rekelte sich kurz und schwang sich aus dem Bett. Ihr Magen grummelte. »Hörst du? Hunger«, sagte sie.
    »Den Ruf der Natur höre ich immer«, sagte er.
    Es gab ein Frühstück in einem Frühstückssaal. Die Symmetrie des Universums.
    Figuren, zwei bis drei Meter hoch und bunt bemalt, schwebten auf summenden Luftkissen zwischen den Tischen und Speisemulden. Wenn einer der Gäste sie berührte, klangen sie hohl wie Skulpturen aus Pappmaschee auf Maschendraht. Sie ähnelten großen Vögeln mit Giraffenhälsen, die Leiber farbenfroh bemalt, die Stummelflügel ausgebreitet wie zu einem Willkommen.
    Sie wirkten, als hätten Kinder oder künstlerische Amateure sie gebastelt, schlicht und liebevoll, wenn auch ein wenig oberflächlich und unsauber. Aber die Augen in ihren langen, traurigen Gesichtern schauten lebendig, aufmerksam und fürsorglich nach den Gästen.
    Die Figuren hatten keine Münder, ihr Lozomoot klang aus einem Sprachgitter in der Brust. Sie kümmerten sich darum, dass genug zu essen, zu trinken vorrätig wäre, und wünschten »wohl zu speisen«.
    Kulée und Rhodan hatten sich am Büffet bedient; manches kam ihnen überraschend vertraut vor, aus einer Pfanne dufteten gebratene, rotblaue
    Eier. Anderes wirkte eher von zoologischem Interesse und für Humanoide nicht unbedingt schmackhaft.
    »Probier das«, sagte Caadil und bot ihm einen Löffel mit einem gefrorenen Braten an. Er lutschte an dem Fleisch; es war süß und würzig und sättigte rasch.
    »Du warst spazieren?«, fragte sie. Er nickte. »Und?«
    »Definiere Zufall«, bat Rhodan sie.
    Sie hob die Schultern und biss in eine Frucht, deren nachtblaues Fleisch nach Pfirsich duftete. »Meinst du Zufall mathematisch oder philosophisch? Psychologisch? Juristisch? Zufall als Schicksal? Randomisierung? Serendipität ?«
    Rhodan lachte. »Serendipität? Woher kennst du diesen Begriff? Es ist eines der wenigen Fremdworte im Interkosmo aus dem Altterranischen, weißt du das?«
    »Ich weiß das. Ich habe deine Geschichte studiert«, sagte sie. »Als ich erfahren habe, dass du uns auf dem Vortex-Flug begleiten wirst, habe ich mich erkundigt. War nicht schwer. Schließlich bist du auf Terra weltberühmt.«
    »Was sagen die Quellen?«
    »Bla bla bla landete auf dem Trabanten seines Geburtsplaneten. Auf dem Mond verfiel ihm die sexuell ausgehungerte Kommandantin eines zufällig dort havarierten arkonidischen Raumschiffs, die ihn für seine erotischen Gefälligkeiten mit einem Arsenal von Vernichtungswaffen heimischer Fertigung entlohnte. Desintegratoren, Impulswaffen und so weiter.«
    Rhodan köpfte ein Ei, dessen Schale sich leicht pelzig anfühlte »Eine arkonidische Quelle, ja?«
    »Ja. Unbedingt verlässlich. Rhodan und das Serendipitätsprinzip: Dinge zu finden, die er nicht gesucht hat. Rhodan, die personifizierte glücklich Fügung. Aus dem Fund des Arkonidenraumers folgte alles Weitere: Überfall des Wega-Systems, Gelegenheit zu weiteren Schiffsdiebstählen, imperiale Amtsanmaßung, Zelldusche, zwischenzeitliche Geisteskrankheit, die mit einer angeblichen Entführung von Groß- und Kleinhirn Rhodans in eine leider unbekannte und völlig unauffindbare Galaxis entschuldigt wird, wiederholte Wahl zum Residenten. Ich beschränke mich auf das Wesentliche.
    Deine Frage lautet also: Wieso havarierte deine adrette Kommandantin so passgenau auf Luna? Und: Was wäre gewesen, wenn nicht?«
    Rhodan nickte, suchte und fand Salz für das Ei. Daraus folgte alles Weitere. Wie würde die Wenn-nicht-Welt aussehen? Der Atomkrieg hätte stattgefunden. Keine Dritte Macht, kein Solares Imperium. Irgendwann die Rückeroberung der Milchstraße durch die Tefroder. Der Siegeszug der Meister der Insel. Wie wären sie den Cappins begegnet? Dem Schwarm? Welcher Mirona Thetin wäre Mirona Thetin im Spiegeluniversum begegnet? Welche der beiden hätte gesiegt? Die schöne Diktatorin oder die - ja, was wäre die Spiegel-Mirona gewesen? Eine Friedensfürstin?
    Daraus folgte alles Weitere.
    Alles nur, weil zu gegebener Zeit ein Aggregat an Bord der AETRON versagt und Thora entschieden hatte, nicht auf der Venus, nicht auf dem Mars zu landen, sondern auf Luna. Mit Crest, der noch nicht an Leukämie verstorben war.
    Was für eine Kette von Unwahrscheinlichkeiten.
    Rhodan

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