PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten
griff über den Tisch nach Caadils linker Hand. Auf dem Handrücken trug sie - wie die meisten Gorragani - ein Schmuckmosaik. Er hatte auf Gorragan und an Bord der FARYDOON etliche dieser gorraganischen Handmosaike gesehen: Ornamente aus Hyperkristallen; Gedichte, Zitate und Liebesschwüre aus Rubinen, Smaragden und Bluteis; Gesichter und Totemtiere aus glasierter Keramik, Gold oder geschliffenem Glas.
Das Mosaik auf Caadils Handrücken bestand aus winzigen Muscheln, ihr Perlmutt schimmerte hellblau. Die Muscheln bildeten einen offenen Kreis, aus größeren und kleineren Kreissegmenten gefügt, aus Bögen, Kehren und Wendungen, ein endloser Knoten, eine in sich verschlungene, perfekte Symmetrie, die alles ein-, aber nichts ausschloss.
»Der Kreis des Lebens«, sagte er. »Kein Anfang, kein Ende, das unlösbare Rätsel.«
»Genau«, sagte sie und hob mit der anderen Hand den irdenen Krug, aus dem es nach einer Art bittersüßem Kaffee duftete.
»Ich war im Feuerpark spazieren«, sagte er.
»So.«
Er suchte etwas in seiner Tasche, fand es, hielt es zwischen Daumen und Zeigefinger, legte es auf den Tisch. Es war eine winzige Muschel,
denen gleich, die Caadil auf ihrem Handrücken trug.
»Fehlt eine? Warst du im Park?«
Sie schüttelte den Kopf, nahm die Muschel und betrachtete sie. »Definiere Zufall«, bat er sie.
Sie schwieg, ganz in Betrachtung der Muschel versunken.
Rhodan überlegte. Wie hatte Thry Aswe an Bord der BRILLANTENEN VORSICHT gesagt? »Es gibt Zufälle. Wahrscheinlichkeiten, so gering, dass sie kaum mehr messbar sind - und dennoch geschehen.« Und ihn, Rhodan, und die Vortex-Reisenden hatte er als eine Unbekannte, mit der wir nicht umzugehen wissen, bezeichnet.
»Wir sollten noch ein wenig im Park spazieren gehen, bevor wir aufbrechen«, schlug Rhodan vor.
»Muscheln sammeln?«
»Vielleicht schließen wir auch eine Art Versicherung ab«, sagte Rhodan.
»Wogegen versichern wir uns?«
Er lächelte. »Sagen wir: gegen die Unwägbarkeiten eines Lebens auf Airmid, im Einflussgebiet der Mentalen Katharsis.«
Die Prozedur, die sie hatten über sich ergehen lassen, war weder schmerzhaft noch unangenehm gewesen, genau so, wie es die Cousimini versprochen hatten.
Allerdings gab es eine Nachwirkung. Caadil Kulée und Perry Rhodan fühlten sich plötzlich erschöpft und ausgelaugt - ebenfalls ganz so, wie Hilios es ihnen vorausgesagt hatte: »Schlaft. Bei Wesen eurer Art mit einem insulären Zentralnervensystem hilft Schlaf am besten, das Selbst zu konsolidieren. Es kann sein, dass ihr trauern werdet, tief, wenn auch gegenstandlos. Gebt euch dem hin. Trauert und schlaft.«
Tatsächlich hatten beide etwa eine Stunde nach der Prozedur einen Anfall von schwerem Kummer erlitten, eine Trauerattacke, begleitet von einem Gefühl bodenloser Übermüdung, völligen Ausgemergeltseins.
»Wehren wir uns nicht«, hatte Rhodan gesagt. »Schlafen wir.«
Caadil hatte die Tränen aus ihren Augen gewischt, genickt, sich hingelegt und ihren Kopf in der Armbeuge geborgen.
Schlaf...
»Meine Gäste?« Es war die frohgemut klingende Stimme der Lachenden Khaa. »Concierge Gonddo Munussaje wünscht euch zu sprechen. Darf er eintreten?«
Rhodan setzte sich auf und schüttelte den Kopf. Er schaute auf die Uhr. Er hatte über fünf Stunden geschlafen.
Caadil ächzte leise und drehte sich auf den Rücken.
»Wie geht es dir?«, fragte Rhodan.
»Schlecht. Und dir?«
»Es geht. Der Zellaktivator ...«
»Meine Gäste?«, meldete sich Khaa wieder.
Rhodan und Caadil Kulée verständigten sich kurz mit Blicken. »Sicher«, sagte Rhodan. »Herein bitte.«
Die Tür glitt auf. Munussaje stand da, reglos wie eine Statue aus schwarzem Marmor. »Ich würde gern mit euch reden. Ich denke, ihr möchtet etwas über Airmid erfahren. Die Stadt muss auf jemanden wie euch, die neu von auswärts hierhin gekommen sind, ein wenig befremdlich wirken.«
Wieder sahen sich Caadil Kulée und Perry Rhodan an. Länger und nachdenklicher. Caadil zog fragend die Augenbrauen hoch; Rhodan nickte. Die Pilotin sagte: »Wir dachten, dass die Einwohner von Airmid nicht an ein Auswärts glauben. Dass sie im Bewusstsein leben, immer schon hier gewesen zu sein.«
»Ja«, sagte der Concierge. Er trat ein und nahm auf Caadils Wink hin Platz. »Das ist die Regel.«
»Du bist die Ausnahme?«, fragte Caadil.
Das Gesicht des Concierges blieb ausdruckslos. »Ich bin tatsächlich eine Ausnahme«, bestätigte er.
»Inwiefern?«, fragte Rhodan.
Der Concierge
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