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PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

Titel: PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Lichtwaage. Die Laterne in der Kammer des Geschichtsschreibers. Den Rufer. Mironas leeren Thron. Die Münze. Das Möbiusbad. Die Platinspinne.
    Für einen Moment überkam sie der Wunsch, den Stab abzulegen, weit fortzuwerfen. Was dann? Stand sie nicht allein unter seinem Schutz? Würde die Eiseskälte des atmosphärelosen Raumes auf sie niederstürzen? Der Himmel wieder erblinden?
    Da stand sie, Caadil Kulée, Tochter der Kertéebal, die Sternenhirtin vom Jademond. Sie fasste den Stab so stark, dass ihre Knöchel die Haut spannten.
    »Was kann er noch?«, fragte sie sich und wog den Stab. »Was noch?« Sie biss sich auf die Unterlippe. Das Perlmutt der Muscheln, die ihr Handrückenmosaik bildeten, schienen in einem noch helleren Blau zu
    schimmern als sonst.
    Wie hatte ihre Großmutter gesagt? »Das ist der Kreis des Lebens. Kein Anfang, kein Ende, nicht erklärbar.«
    Der Kreis des Lebens - ihr war, als hätte er sich zu bewegen begonnen, langsam wie die Spiralgalaxien über ihr. Sie spürte einen sanften Atemzug an dieser Stelle ihrer Haut, als flüsterte dort jemand lautlose Worte, Beschwörungen, riefe sie bei Namen, von denen sie nicht gewusst hatte, dass es ihre waren.
    »Woher hast du das Mosaik?«, hatte Caadil ihre Großmutter gefragt.
    »Es ist alt. Es reicht viele Generationen zurück. Es stammt noch aus Andromeda.«
    »Warum hast du es nicht Mutter vererbt?«
    »Weil du es weiter bringen wirst.«
    »Weiter als bis Andromeda?«
    Ihre Großmutter hatte gelacht. »Ich meinte: weiter als deine Mutter. Aber weiter als bis Andromeda - warum nicht?«
    Warum nicht? Du bist hier. Du bist nicht auf Gwein, mahnte sie sich. Nutz die Zeit!
    Sie sah sich um. Sie stand auf einer Ebene, die sich viele Kilometer in jede Richtung erstreckte. Die Fläche wirkte wie poliert. Sie glänzte im Licht Cairpres blaugrün.
    Donn lag still, ein einziges Schmuckstück. Wer hatte es gefertigt?
    Am Horizont sah sie Strukturen, die sich aus dem Boden erhoben. Eine Bodenwelle? Ein Ringgebirge? Eine Ansammlung von Findlingen?
    Sie lächelte. Sie würde nachsehen gehen. Entfernungen bedeuteten kein Hindernis mehr. Sie setzte die Stahlspitze des Wanderstabes, der aus dem Gummipuffer ragte, auf den Boden und machte den ersten Schritt.
    Sie brauchte nur wenige Augenblicke, um die Formation zu erreichen. Es war ein starres, steinernes Ballett, Hunderte, wenn nicht Tausende Skulpturen aus Jade.
    Kulée erkannte auf den ersten Blick Daunoren und Gui Col, Cousimini und Wesam Ghy, aber auch Geschöpfe, die denen ähnelten, die sie und Rhodan auf Hort Nooring kennen - und durchaus fürchten - gelernt hatten, Kreaturen, die Karis Mmoo ähnelten, der Haufenfrau, dem Insektoiden Karablangh oder dem gepanzerten Irram Des. Andere der hier in Jade gemeißelten Lebewesen hatte sie auf P'loc Dhuyn zum ersten Mal
    gesehen, einige erst auf Airmid.
    Ein Teil der Figuren war außerordentlich detailliert ausgearbeitet, andere wirkten wie erste Skizzen, wie bloße Torsi oder verzerrte Karikaturen.
    Manche Figuren waren zu kleinen Szenen zusammengestellt. Sie sah Händler auf einem Markt, Kämpfer bei der Cyberiade, Raumfahrer in der Zentrale ihrer Schiffe vor angedeuteten Steuerkonsolen. Der Sinn anderer Szenen erschloss sich Caadil nicht.
    Wieso übrigens Raumfahrer?, fragte sie sich. Auf Airmid scheint keine Raumfahrt betrieben zu werden. Man hält den Planeten für den Mittelpunkt der Welt, den einen und einzigen Ort, an dem es Leben gibt. Wozu auch Raumfahrt? Raumfahrt wohin? Die Sterne sind aus dem Himmel zensiert.
    Kulée wandelte zwischen den Statuen wie die letzte Besucherin eines allumfassenden Museums.
    Ich muss Perry informieren ...
    So? Was musste sie ihm sagen? Dass auf einem der beiden Monde Airmids leblose Ebenbilder der planetaren Bevölkerung zu besichtigen waren, die sinn- und nutzlos herumstanden?
    Sicher nicht das vordringlichste Rätsel, das er lösen will.
    Sie stellte sich vor die lebensgroße Skulptur eines Gui Col. Die Gestalt hatte einen zarten, zerbrechlichen Arm aus der Gebildegrube gehoben, der in einer Hand endete, deren leere Fläche nach oben gedreht war. Ratlos.
    Ich könnte mich dazustellen, dachte sie spöttisch. Zum Ensemble der Ratlosen.
    Sie sah auf den Chronometer. Seit ihrem Aufbruch aus dem gemeinsamen Hotel waren noch keine fünf Stunden vergangen. Wenig Zeit für die Wege, die sie zurückgelegt hatte.
    Viel Zeit.
    Er würde sich Sorgen machen.
    Sie grinste. Er sollte sich gefälligst Sorgen machen. Sonst würde sie

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