PR2600-Das Thanatos-Programm
auf das SERUN-Armband. Der Schutzanzug ortete noch immer, hatte nichts Außergewöhnliches festgestellt.
Verborgene Räume ... wie in den Polyport-Höfen ... Rhodan zog seinen Controller aus der Tasche und aktivierte ihn. Schriftzeichen in der Sprache der Mächtigen bildeten sich in der Holo-Darstellung über dem Gerät und forderten ihn zu einer bestimmten Eingabe auf.
Seine Fingerkuppen glitten über das Display, und zu seinem Erstaunen zogen sich gerade Linien über die soeben noch völlig kahle Wand und bildeten ein kompliziertes Muster. Rhodan bemerkte ein Schott, das vorher unsichtbar in die Wand eingelassen gewesen sein musste und sich nun geräuschlos öffnete.
Er wechselte einen misstrauischen Blick mit Ennerhahl, dessen Gesichtszüge jedoch keine Regung zeigten. War es möglich, dass Ennerhahl etwas mit ... ES zu tun hatte?
Rhodan hörte auf seinen Instinkt. Gerade dieses betont gezeigte Pokerface ließ ihn die Frage nicht aussprechen, die ihm eigentlich auf der Zunge lag.
»Na also!«, sagte Gucky, teleportierte ... und lag einen Sekundenbruchteil später auf dem Boden vor der Türöffnung. Der Ilt wimmerte leise, doch während Rhodan sich noch bückte, um nach ihm zu sehen, richtete er sich telekinetisch wieder auf. »Das tat weh. Etwas hat mich zurückgeworfen. Ich glaube, dieser Raum ist nur für dich bestimmt, Großer. Du hast den Controller!«
»Ich verstehe.« Rhodan trat zu der Öffnung und schaute hindurch. Er sah nichts als Grau, konnte nichts erkennen, nicht einmal die ungefähre Größe des Raums oder irgendwelche Wände. Er konnte nur eine Art wattigen Nebel erkennen. Immerhin schlugen die Orter und Taster seines SERUNS aus, zeigten allerdings völlig sinnlose oder sogar widersprüchliche Werte, die allesamt unbrauchbar waren.
Rhodan trat einen Schritt vor. Das Grau wich zurück. Er trat einen Schritt zurück. Das Grau vernebelte wieder alle Sinne.
Er ergriff Gucky und Mondra Diamond bei den Händen. Ennerhahl legte ihm ungefragt eine Hand auf die Schulter, ebenso Nemo Partijan. Dann trat der Terraner wieder einen Schritt vor.
Nun sah er Holo-Projektoren, Terminals und andere Objekte, die er für Generatoren oder unbekannte Energieerzeuger hielt. Sie blieben aber seltsam undeutlich, als wären sie nur schattenhaft vorhanden, in irgendeiner rational nicht vorhandenen Grauzone. Oder ... als wären menschliche Augen nicht dazu geschaffen oder gar nicht imstande, sie zu erkennen oder sie richtig einzuordnen.
Hinter einem der übermannshohen Geräte des Raums trat eine Person vor. Rhodan glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können. Ein uralter, weißbärtiger Mann sah ihn an, bekleidet mit einem schlichten weißen Mantel, der seinen Körper vom Hals bis zu den Füßen bedeckte. Sein Haar war so hell wie sein Bart, das Gesicht so faltig, wie Rhodan kaum ein zweites gesehen hatte, die Gestalt gekrümmt, als würde der Mann um zwanzig Zentimeter größer werden, wenn er die Last des Alters abschütteln und wieder jung werden könnte.
»ES?«, sagte Rhodan verblüfft. »Aber du hast doch ...«
*
Im nächsten Augenblick hatte sich der Sofortumschalter gefangen. »Du hast behauptet, wir würden lange Zeit nichts mehr von dir hören ...«
Der Alte von Wanderer, dachte er. Die bekannteste Erscheinungsform der Superintelligenz ... Aber wo ist sein Stock?
Rhodan vermisste den hölzernen Stock, den ES in dieser Erscheinung sonst zumeist mit sich führte. Den Stock, der vor sechs Jahren eine gewisse Bedeutung erlangt hatte ...
Und seine Augen ... Sie schienen das Alter des Mannes Lügen zu strafen. Sie funkelten klar und jung, strahlten hell und lebendig. Und sie kamen ihm auf eine seltsame Art und Weise vertraut vor.
Wieso nur?
Plötzlich zeugte der Blick des alten Mannes von Verwirrung. Und dann von einer tiefen Enttäuschung, die der Alte offensichtlich verbergen wollte, doch es gelang ihm nicht. Schließlich wandte er den Kopf ab.
Wieso diese Enttäuschung?, fragte sich Rhodan.
»Du ... hältst mich für ES? Ja, damit hätte ich rechnen müssen. Leider. Die Menschen sehen oft nur das, was sie sehen wollen. Aber bei dir überrascht mich das ein wenig. Wurde meine Nachricht an dich nicht übermittelt?«
Rhodan starrte den Alten ungläubig an, suchte nach Worten. In den Augenwinkeln sah er, dass Mondra Diamond und Ennerhahl wie zur Salzsäule erstarrt dastanden. Mondra hatte die Augen weit aufgerissen, im Gesicht des Fremden arbeitete es heftig.
Ramoz hingegen schien außer Rand
Weitere Kostenlose Bücher