PR2600-Das Thanatos-Programm
eine Antwort darauf bekommen.
»Gut«, ergriff Delorian endlich das Wort. »Nachdem wir das hinter uns haben, können wir nun zur Sache kommen.«
Diese Bemerkung kam Rhodan kalt vor. Er fragte sich, was Mondra davon halten mochte.
Rhodan erinnerte sich unwillkürlich an die Worte, mit denen sein alter Freund Atlan eine kurze Begegnung zwischen Mondra und ihrem Sohn in tiefster Vergangenheit geschildert hatte. Schon damals hatte der unsterbliche Arkonide berichtet, dass das Gesicht des Chronisten von ES das von Delorian Rhodan gewesen war, wie er im biologischen Alter von vielleicht zweihundert Jahren aussehen mochte.
Aber Atlan hatte auch das Gesicht von Delorian mit achtzehn Jahren gesehen, das Gesicht eines jungen – eines sehr jungen! – Perry Rhodan. Der visionäre Blick war schon vorhanden gewesen, die Gesichtszüge hatten etwas weicher gewirkt, aber dennoch entschlossen, nur die kleine Narbe auf dem Nasenflügel hatte gefehlt.
Vor allem die Augen waren anders gewesen. Dieser junge Mann hatte Atlan und auch Mondra mit unpersönlichem, distanziertem Blick bedacht, aus dem Wohlwollen gesprochen hatte, eine gewisse Zuneigung und Vertrautheit – aber keine Wärme. Er hatte ausgedrückt, dass Delorian der Verwalter des gesamten Wissens von und über ES war, das ihm der alte Chronist in Erfüllung der Großen Zeitschleife übertragen hatte. Er war ganz und gar der neue, der jüngere Chronist von ES gewesen.
Und dieser junge Mann hatte keine Worte des Dankes, keine Aussage für die Hilfsdienste bei der Geburt von ES gefunden. So ähnlich Delorian seinem leiblichen Vater Perry Rhodan auch gesehen hatte, so sehr hatte ihm die menschliche Wärme gefehlt.
Und über seine Lippen war nicht einmal die Andeutung von Zuneigung für seine Mutter gekommen. Mondra Diamond, zu der Delorian die stärkste Bindung unter den Menschen haben sollte, war leer ausgegangen. Nicht einmal sie war von Delorian mit einem Zeichen von Sympathie und Anerkennung bedacht worden.
Doch anders als man erwarten musste, wenn man sich Mondras Verhalten während der Schwangerschaft erinnerte, schien das, so hatte Atlan berichtet, ihr nichts ausgemacht zu haben. Sie schien ihren Sohn als Einzige zu verstehen und zu tolerieren, dass er als Chronist von ES auf Distanz bleiben musste. Er hatte eine überaus schwere Bürde zu tragen und musste sich voll und ganz auf seine Aufgaben konzentrieren.
Als Rhodan diesen Bericht gehört hatte, hatte er sich endgültig damit abgefunden, dass Delorian für ihn auf ewig verloren war. In vielen schlaflosen Nächten hatte er sich gefragt, ob Mondra sich damals tatsächlich mit dem Schicksal abgefunden hatte oder nur eine starke Mutter gewesen war. Hatte sie Delorians Bestimmung wirklich akzeptiert oder ihm nur das Gefühl geben wollen, als Mutter auch für diese Situation Verständnis aufzubringen, um ihm das Herz nicht schwer zu machen? War sie selbstloser gewesen, als Rhodan es jemals sein konnte?
In diesem Moment wurde ihm klar, dass er Mondra nach all diesen gemeinsamen Jahren noch immer nicht richtig verstand. Er musterte sie aus dem Augenwinkel, versuchte, ihre Reaktion abzuschätzen, doch ihr Gesicht blieb völlig ausdruckslos.
Wappnete sie sich ebenfalls gegen eine Enttäuschung, von der sie wusste, dass sie unweigerlich kommen würde?
Es ist vorbei, dachte Rhodan. Mondra ist zweihundert Jahre alt, Delorian hat achtzehn Millionen Jahre erlebt. Wir werden niemals eine normale Beziehung haben.
Doch die Situation war und blieb absurd und ließ Rhodan noch immer das Blut in den Adern gefrieren.
»Delorian?«, flüsterte Mondra erneut.
»Ja, Mutter, er hat recht. Ich bin es. Und ich bin hier, um euch zu warnen.«
»Wie ... wie ist es dir ergangen?«, fragte Mondra. »Wir haben uns so viel zu erzählen ...«
Delorian ignorierte sie, drehte sich zu Rhodan um, musterte ihn von oben bis unten.
Wenn Rhodan nicht wusste, ob er ES jemals würde verzeihen können, fragte er sich nun, ob er dessen Chronisten jemals würde verzeihen können. Er musste, schon aus Rücksicht auf Mondra, dem Gespräch eine andere Wendung geben, die ihr vielleicht die größten Enttäuschungen ersparte. »Du willst uns warnen? Warum? Ist ES – oder TALIN – schon wieder in Schwierigkeiten?«
»Nein«, sagte Delorian leise. Er kam Rhodan irgendwie geschwächt vor, zwar angespannt, aber kraftlos. »Das hat nichts mit ES zu tun ...«
»Aber du bist noch der Chronist von ES?«
»Ersparen wir uns das. Ich weiß nicht, weshalb du
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