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PR2600-Das Thanatos-Programm

PR2600-Das Thanatos-Programm

Titel: PR2600-Das Thanatos-Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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und Band zu geraten. Rhodan hatte den Eindruck, dass sich das halbintelligente Tier aus Mondras Griff reißen und sich auf den alten Mann stürzen wollte. Mondra konnte das luchsähnliche Wesen nur besänftigen, indem sie in die Knie ging und es festhielt, schließlich packte und hochhob. Das hinderte Ramoz nicht daran, sich weiterhin wie von Sinnen in Mondras Griff zu winden.
    Dabei blieb Mondras Blick die ganze Zeit über auf den alten Mann geheftet. Täuschte sich Rhodan, oder wurde sie plötzlich totenbleich?
    Erst später, viel später, nachdem er lange mit ihr über diesen Augenblick gesprochen hatte, wurde ihm klar, warum sie es sofort gesehen und begriffen und er als Sofortumschalter es nicht einmal erkannt hatte.
    Sie hatte die Augen einer Mutter.
    Er war nur der Vater. Vater von insgesamt vier Söhnen und zwei Töchtern. Und um keines dieser Kinder hatte er sich so gekümmert, wie man es von einem guten Vater eigentlich erwarten konnte.
    »Delorian?«, flüsterte Mondra tonlos. »Bist du es, Delorian?«
     
    *
     
    Perry Rhodan hatte immer Verantwortung getragen, Verantwortung für die Menschheit, ob nun in politischer oder anderer Hinsicht.
    Rhodan musste sich irgendwann die Frage stellen, wo seine wahre Verantwortung lag. In logischer Konsequenz hatte er eine erneute Ernennung zum Terranischen Residenten nach der Wahl vom 1. Juli 1463 NGZ abgelehnt, weil er die orakelhafte Aussage von ES, er müsse das Polyport-System für die Menschheit sichern, sehr ernst nahm.
    In dieser Hinsicht fungierte er fortan – im Auftrag des Galaktikums – als Botschafter oder auch Überwacher des Systems. Offiziell lautete sein entsprechender Titel: Sonderbeauftragter des Galaktikums für die Polyport-Domäne. Rhodan war kein Mitglied des Galaktischen Rats als maßgeblichem Exekutivgremium des Galaktikums, sondern von der Vollversammlung der Völker direkt ernannt und damit auch nur ihr verantwortlich – vorlauten Stimmen aus den bekanntlich »gut informierten Kreisen« zufolge durchaus zur inneren Zerknirschung des Galaktikums-Vorsitzenden Bostich, der gleichzeitig weiterhin Imperator Bostich I. des Kristallimperiums war.
    Stimmen aus den »besser informierten Kreisen« behaupteten hingegen das Gegenteil ...
    Aus: Hoschpians unautorisierte Chronik des 15. Jahrhunderts NGZ; Kapitel 42.4.59, Die Entdeckung des Polyport-Systems und die Folgen

7.
    BASIS, im Irgendwo
    19.17 Uhr
     
    Endlich begriff Perry Rhodan. Er stand dem Sohn gegenüber, der ihn hatte sprechen wollen.
    Nicht Michael, dachte er. Nicht Kantiran.
    »Delorian?«, flüsterte er genauso krächzend wie gerade eben Mondra. Seine Stimme kam ihm so fremd vor, dass er sie für die eines anderen hielt.
    Delorian. Sein und Mondras Sohn, den er nie kennengelernt hatte.
    Mondra war Delorians Mutter.
    Manche Mütter reagierten anders als Väter. Mütter kannten ihre Kinder, verteidigten sie bis aufs Blut. Mütter lebten für ihre Kinder, liebten sie, schützten sie, verziehen ihnen alles, jeden Fehler, jede Schwäche, jede Unzugänglichkeit, sahen nur das Gute in ihnen. Manche Mütter kannten keine Zweifel, keine Konsequenzen, keine Strenge, nur Güte.
    Und solche Mütter würden ihren verlorenen Sohn auch nach zweihundert Jahren sofort wiedererkennen.
    Aber es gab auch Mütter, die am Schicksal verzweifelten, weil sie ihr Kind verloren hatten. Wie Mondra Delorian verloren hatte, auch wenn er nicht gestorben, sondern von einer Superintelligenz zum Dienst rekrutiert worden war. Der Verlust blieb derselbe, hinzu kam nur eine furchtbare Ungewissheit.
    Manchmal fragte sich Rhodan, ob die Frau, die er liebte, diesen Verlust tatsächlich jemals überwunden hatte oder ob sie ihn nur verbarg.
    Nun wurde ihm alles klar. Warum war er nicht schon längst darauf gekommen? Weil alle seine Kinder für ihn vielleicht niemals dieselbe Bedeutung gehabt hatten wie für ihre Mütter? Für Thora, für Mory Abro, für Gesil, für Ascari und, vor allem für Mondra? Weil er sich irgendwann mit diesem Verlust abgefunden hatte, weil er schon so vieles verloren hatte? Wer konnte verlangen, dass Mondra es ihm gleichtat?
    Weder Mondra noch er selbst hatten jemals die Chance bekommen, Delorian normale Eltern zu sein.
    Delorian war an Bord der Bebenyacht GLIMMER bei einem Linearflug in der Galaxis DaGlausch gezeugt worden. Ohne Wissen der Eltern hatte das Ungeborene dabei schon einen psionischen Imprint der Superintelligenz ES erhalten, bei dem ihm das Wissen des alten Chronisten von ES übermittelt

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