PR2601-Galaxis in Aufruhr
Minuten noch das heulende Elend, spuckte er nun umso größere Töne.
Frechheit siegt, dachte sie. Was bei vielen anderen abstoßend prahlerisch gewirkt hätte, setzte Nemo so authentisch und mit so viel jungenhaftem Charme ein, dass man ihm nicht böse sein konnte.
In der Tat entlockte er Mikru ein geschmeicheltes Lächeln. »Vorausgesetzt, mein Pilot gibt seine Zustimmung ...«
»Einverstanden.« Auch Rhodan musste schmunzeln. »Lass ihn ran.«
Vor Partijan erschien eine holografische Tastatur. Der Hyperphysiker stürzte sich darauf wie ein Halbverhungerter auf ein reich angerichtetes Buffet.
»Ramoz ist ins Koma gefallen«, sagte Gucky.
*
Mondra lief zu dem Luchsartigen und beugte sich über ihn.
Gucky watschelte hinterher. Er ging ungern zu Fuß. Aber er war nicht sicher, ob telekinetisches Schweben schon wieder hundertprozentig fehlerfrei und formvollendet klappte.
»Hast du etwas geespert?«, fragte Mondra.
»Nur, dass bei ihm mental das Licht ausgegangen ist. Vorher empfing ich ein dumpfes Wirrwarr von widersprüchlichen Instinkten. Jetzt herrscht komplette Funkstille.«
»Mikru, komm bitte her. Sieh dir das an!« Mondra deutete auf die elastischen Gamaschen, die Ramoz an den Hinterbeinen trug. »Sie verändern sich! Hast du dafür eine Erklärung?«
Der Avatar verneinte. »Allerdings schlagen seine Vitalwerte erratisch aus. Sie weichen immer extremer vom Normalzustand ab.«
Nun sah es auch Gucky: Ramoz' Fersenschützer, ursprünglich hauchdünn, fellfarben und deshalb kaum erkennbar, waren angeschwollen und verfärbten sich zu zarten, doch allmählich dunkler werdenden Blau- und Grüntönen.
»Wirkt ungesund«, meinte Gucky. »Als breite sich eine Art Schimmel aus. Was kann das sein?«
»Das unbekannte, jedenfalls einer Hochtechnologie entstammende Material, aus dem die Manschetten bestehen, hat sich schon immer meinen Analysen entzogen«, erinnerte Mikru leicht pikiert.
»Du misst seine Lebenszeichen an. Irgendwelche Hinweise, was es mit dieser merkwürdigen Verwandlung auf sich haben könnte?«, fragte Mondra.
»Nein. Im Übrigen kann ich mich momentan nicht um solche Nebensächlichkeiten kümmern. Ich muss meine Kapazitäten hauptsächlich der Rekonfiguration und der Fernortung widmen.«
Hinter seinem Holo-Pult jauchzte Nemo Partijan triumphierend auf. »Na bitte! Da haben wir's ja.«
3.
Instabilität
Es überraschte Perry Rhodan nicht sonderlich, dass der Stardust-Terraner so schnell Details zutage förderte, die Mikru verborgen geblieben waren, und sie zu einer schlüssigen Hypothese verquickte. Partijan galt gewiss nicht zufällig sowohl in Anthuresta als auch in der Milchstraße als Kapazität und »kommender Mann« auf dem Gebiet der Hyperphysik.
Seine Theorien erschienen häufig auf den ersten Blick absurd. Aber er verfocht sie mit Verve und behielt nicht selten am Ende recht.
Als ausgewiesener Freigeist liebte er es, eingefahrene Konventionen zu durchbrechen und scheinbar Feststehendes zu hinterfragen oder gleich ganz über den Haufen zu werfen. Zudem vermochte er, im Unterschied zu manchen Kollegen, Zusammenhänge auf seine keineswegs akademisch-staubtrockene Weise so zu erklären, damit auch Laien sie verstanden.
»Lass hören. Was hast du herausgefunden?«, fragte Rhodan.
»Tatsächlich sehen wir uns mindestens zwei verschiedenen paranormalen Einflüssen gegenüber. Die Panik- und Fluchtimpulse gehen, wie ich es postuliert habe, von den Dosanthi und ihren Zapfenschiffen aus.«
»Das erkennst du mittels deiner Quintadim-Geografie.« Rhodan benutzte absichtlich den falschen Ausdruck, um den jungen Wissenschaftler ein wenig zu reizen. War er so selbstsicher, wie er tat, oder verbarg sich hinter dem forschen Auftreten Unsicherheit?
»Topologie«, korrigierte Partijan prompt, scheinbar ohne die geringste Irritation. »Früher analysis situs genannt, auf Interkosmo etwa: Lageuntersuchung. Eine radikale Verallgemeinerung des Anschauungsraumes der Elementargeometrie, welche erlaubt, eine Vielzahl von Phänomenen, auch und gerade von hyperphysikalischen, zu integrieren.«
Der von ihm erarbeitete neue Wissenschaftszweig, dozierte Nemo routiniert, betrachtete das übergeordnete Kontinuum als eine Landschaft, in der sowohl vier-, fünf- als auch sechsdimensionale Einflüsse wirksam waren. Überlappten sich diese, konnte es zu Interferenzen kommen, die minimalen Strangeness-Änderungen glichen und Lebewesen verwirrten sowie Technik ausfallen ließen.
»Sie sind aber
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