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PR2602-Die Todringer von Orontes

PR2602-Die Todringer von Orontes

Titel: PR2602-Die Todringer von Orontes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Statik.
    »Hier!«, sagte Silesorgh, schwänzelte zur rechten Gangwand und ließ ihr Hinterteil gegen eine etwas heller wirkende Stelle im Gestein prallen.
    Awkurow bäumte seinen Körper so weit es ging auf und hieb mit den Greiflappen auf den Stein. Es klang hohl, wie erwartet. Silesorgh irrte sich nie.
    Er setzte den traditionellen Bohrhelm auf, zog sich einige Windungen zurück und warf sich mit aller Kraft voraus. Der Fels brach, Geröll stürzte von oben herab und begrub ihn zu einem Körperdrittel. Mühsam befreite er sich vom Gestein und warf einen ersten Blick ins Innere des Querstollens.
    Die empfindlichen Augen seines Kranzes erfassten einige Details, die ihn beunruhigten. Der Gang war alles andere als sicher.
    »Ich brauche Steinleim«, verlangte er.
    Ein Todringer namens Retepko, der als Einziger außer ihm nur wenig Narben am Leib trug, reichte ihm seinen Rückensack. Der lang gewachsene, stets mürrisch wirkende Kerl war dank seiner besonderen Gabe ein Garant für das Funktionieren ihrer Gruppe.
    Awkurow drang allein ins Halbdunkel vor. Da und dort, wo es ihm wichtig und richtig erschien, verstrich er die klebrige Substanz an den Wänden.
    Es war ein ekelerregender Vorgang. Der Leim stank erbärmlich und ließ sich kaum von den Greiflappen wischen.
    »Gang gesichert!«, verkündete er nach einer Weile.
    »Wird auch Zeit!«, sagte Dorjanpol unleidlich und quetschte sich als Erster durch die Lücke.
    Weiter vorn war ein Lichtpünktchen zu erkennen, das Ende des Querstollens. Jeder Gang, jede Höhle leuchtete in einem anderen Farbton. Auch die Gerüche des Gesteins waren unterschiedlich. Derart fiel es ihnen leicht, sich Wege zu merken – und Lücken im Fels zu erahnen, die zu anderen Kavernen führten.
    Awkurow fühlte ein unangenehmes Ziehen zwischen den Mittellamellen. Wenn er den Worten Silesorghs vertraute – und das konnte er ruhigen Gewissens! –, floss ein gewaltiger Feuerstrom wenige Körperlängen über ihm durchs Gestein.
    Immer wieder meinte er, glühend heiße Tropfen auf seinem Körper zu fühlen. Doch es war bloß Schweiß, den er absonderte.
    »Brich durch!«, befahl ihm Dorjanpol.
    Awkurow tat, wie ihm geheißen, wieder mithilfe des Bohrhelms. Bald hatte er eine ausreichend große Lücke geschaffen, und sie drangen in eine Parallelhöhle vor. In eine, die Silesorgh nach kurzem Überlegen als »absolut sicher« bezeichnete.
    »Pause!« Dorjanpol deutete in Richtung einer Seitenkaverne. »Trotz aller Widrigkeiten sind wir rasch vorwärts gekommen. Wir essen, gehen nochmals den Plan durch und ruhen ein wenig. Awkurow steht indes Wache.«
    Natürlich. Wer sonst?
    Er wollte aufbegehren, sich über die Ungerechtigkeiten und die Überforderung beschweren – und ließ es dann doch bleiben.
    Er war der Jüngste. Er galt als Günstling Batritzas, auch wenn er den Mann niemals zuvor gesprochen hatte. Was auch immer er sagte: Es würde gegen ihn verwendet werden.
    Müde machte er sich über den Packen Kauschmarren her und lehnte sich während des Essens aufrecht gegen einen Fels, sodass er einen möglichst großen Bereich der Höhle überblicken konnte.
    Seine Kameraden besprachen sich kurz, um dann, einer nach dem anderen, in tiefen Schlummer zu fallen. Allesamt waren sie die Widernisse derartiger Expeditionen gewohnt. Die Quarrings, an denen sie teilgenommen hatten, hatten meist in neutralen Zonen stattgefunden. In solchen, die ähnliche Widernisse mit sich brachten wie der Weg hoch zur Oberfläche der Welt.
    Zygmalo, Berntarm und Haubenort waren die Letzten, die das Gespräch untereinander suchten. Sie waren die kräftigsten Mitglieder der Gruppe und sie hatten allesamt verschmähte Gaben, die als Angriffswaffen dienen würden.
    Die Gemütsruhe der drei Kämpfer blieb Awkurow unerklärlich. Sie hatten einen Waffengang mit Gegnern vor sich, über die so gut wie nichts bekannt war. Außer, dass sie die Robotbestände aller Klans auf ein Minimum reduziert hatten.
    Awkurows Augenkranz fühlte sich trocken und kratzig an. Wenn er nicht Acht gab, würde er wegnicken – und nie wieder aufwachen. Einschlafen auf der Freiwache zog eine augenblickliche Hinrichtung des Versagers nach sich.
    Awkurow lauschte den gleichmäßigen Atemzügen seiner Kampfgefährten. Er beneidete sie einmal mehr um ihre Ruhe und Gelassenheit.
    Um nicht vollends die Konzentration zu verlieren, beschäftigte er sich mit seiner eigenen Gabe. Er fasste einen etwas größeren Stein ins Auge, etwa zwanzig Körperlängen entfernt,

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