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PR2602-Die Todringer von Orontes

PR2602-Die Todringer von Orontes

Titel: PR2602-Die Todringer von Orontes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Geheimnis des selbst ernannten Volkstribuns wohl gelöst. Sie wusste nun, was der Zweck seiner Hetztiraden war. Neroverde lächelte und sprach leise ins Aufzeichnungsgerät ihres Bordanzugs.
    »Tongger Feszak mag ein unsympathischer Störenfried sein«, sagte sie, »doch er stellt – vorerst – keinerlei Gefahr dar. Er provoziert die Leute und bringt sie gegen die Schiffsführung auf. Ebenso rasch, wie er sie für sich vereinnahmt, verliert er sie auch wieder. Weil er seine Grenzen nicht kennt. Ich empfehle, ihn weiterhin stichprobenartig zu überprüfen und ihn sonst tun zu lassen, wie es ihm beliebt. Je öfter er sich in Szene setzt, desto rascher erfahren Besatzungsmitglieder und Gäste der CHISHOLM, was seine Worte wert sind.« Sie zögerte, bevor sie hinzufügte: »Feszak macht sich vor Angst in die Hosen. Das ist es, was ihn antreibt. Neroverde – Ende.«
    Heatha Neroverde kodierte die Nachricht und schickte sie ab. Sie würde aufgrund der Prioritäts-Markierung alsbald in Bylyi Hüfenyrs Hände gelangen.
    Tongger drehte sich zu ihr um.
    »Lass mich endlich in Ruhe!«, brüllte er sie an, gestikulierte wie wild, verdrehte die Augen, geiferte. »Du minderwertiges Geschöpf, du Kretin, du hirnloses Püppchen! Siehst du denn nicht, was Rhodan mit dir anstellt? Er macht dich verrückt, und bei mir versucht er es auch, aber es wird ihm nicht gelingen, weil ich schlauer bin als er und ganz genau weiß, was er vorhat, mich wird er niemals erwischen, mich nicht ...«
    Er eilte auf sie zu und schlug zu. Geschickt wich sie aus, ließ den Mehandor ins Leere laufen. Er stolperte, drehte sich um, wollte sich ein weiteres Mal auf sie stürzen, hielt verängstigt inne.
    Neroverde machte keinerlei Anstalten, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Als er davonlief, wie von der Tarantel gebissen, folgte sie ihm nicht länger. Das Thema Tongger Feszak war vorerst erledigt.
    Es muss dein dringlichstes Anliegen sein, die Beweggründe des Feindes zu erkennen – und deine Mittel entsprechend einzusetzen, hatte sie Leutnant Dubb gelehrt. Je mehr du über einen Gegner weißt, desto leichter wird es dir fallen, ihn zu besiegen oder, im optimalen Fall, eine friedliche Lösung herbeizuführen. Vergiss niemals: Du wurdest ausgebildet, um Probleme zu beseitigen. Druck erzeugt stets Gegendruck, Gewalt stets weitere Gewalt. Also sieh zu, alles zur Deeskalation eines Konflikts zu unternehmen.
    Heatha Nervoverde fuhr sich durch ihr Haar. Es wurde Zeit, es wieder mal unter den Glättstrahl zu halten und die drei kunstvoll geschwungenen Tollen aufzufrisieren.
    Sie gähnte müde und nahm Kontakt mit der Zentrale auf. Ihrer Bitte nach Dienstfreistellung wurde augenblicklich entsprochen. Sie hatte weit über ihre Zeit hinaus gearbeitet, sie hatte sich ihre Ruhestunden schwer verdient.
    Doch zuerst würde sie in den Rosegarden Dome gehen und dort nach dem Rechten sehen. Die Cosmolodics waren gewiss zu einer weiteren Probe auf der Bühne versammelt. Es war hoch an der Zeit, dass sie sich nach dem gesundheitlichen Zustand der kleinen Lor-Eli Alucc erkundigte.
    Das Herz wurde ihr schwer, als sie an das kleine Mädchen dachte. Es lag im Sterben.
    Dieses ... Problem lag ihr weitaus schwerer im Magen als das Schicksal des notorischen Wichtigmachers Tongger Feszak. Ohne es bewusst zu wollen, beschleunigte Heatha ihre Schritte.

7.
    Sinaid Velderbilt
     
    Rynal Cog-Láar folgte ihnen gedankenverloren. Immer wieder strichen seine Finger über die Saiten, in kontemplativem Spiel versunken. Er entlockte seinem Musikinstrument jene vertrauten Misstöne, die ihm geholfen hatten, seine Paragaben anzuwenden – und sie damit vor der Bewusstlosigkeit zu bewahren. Damals, als die CHISHOLM in Gefahr geraten war, in eine Sonne zu stürzen ...
    Sinaid erinnerte sich dieser Geschehnisse, als stammten sie aus einer anderen Zeit, einem anderen Leben. Dabei waren gerade 36 Stunden seitdem vergangen.
    Auf Orontes hatte eine neue Zeitrechnung begonnen. Ein neuer Abschnitt ihres Lebens. Würde diese zweite Zäsur ebenso große und schmerzhafte Folgen zeitigen wie die erste? Jene, die mit endlosen therapeutischen Sitzungen verbunden gewesen war, um ihre Glücksspielsucht zu beseitigen?
    Sie warf einen Seitenblick auf Gucky. Lauschte er ihren Gedanken?
    Der Mausbiber zeigte seinen Zahn und nickte ihr zu, ohne ein Wort zu sagen. Gewiss kannte er ihren Lebenslauf.
    Sinaid hatte nie ein Geheimnis um ihr Vorleben gemacht, das sich in versifften Spelunken abgespielt hatte, in

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