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PR2604-Die Stunde der Auguren

PR2604-Die Stunde der Auguren

Titel: PR2604-Die Stunde der Auguren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Unterschied zu Perry hasse ich Rätsel.«
    »Dann wird es Zeit, dass wir einige der Rätsel lösen«, sagte Ybarri.

Wo immer du bist
     
    »Lokalisiere meine Tochter Anicee!«, befahl Shamsur Routh dem Wohnungsservo. »Zeig mir ihren Aufenthaltsort.«
    Die schematische Darstellung der Stadt, die der Servo projizierte, schimmerte in einem hellen Grau. Routh erwartete nicht ernsthaft, dass der grellrote Punkt aufleuchten und ihm zeigen würde, wo in Terrania Anicee sich aufhielt.
    Anicees Mutter und er hatten Anicee tausend gute Gründe genannt, warum sie ihr biopositronisches Implantat auch über das 15. Lebensjahr hinaus aktiviert lassen sollte. Keiner der guten Gründe hatte Anicees spöttisches Lächeln überstanden.
    Immerhin war es ihm – und nicht etwa Anicees Mutter – gelungen, sie davon zu überzeugen, dass sie das Implantat nicht gleich herausoperieren lassen musste. Allerdings hatte sie darauf bestanden, die genaue Lage in ihrem Körper zu erfahren – und noch etwas.
    Das Implantat, keinen Millimeter im Durchmesser, ruhte dort, mit einer biogenen Hülle überzogen, die wirkungsvollen Ortungsschutz leistete. Die Hülle war eine araische Züchtung aus Anicees Körperzellen. Ihr Immunsystem sollte es schließlich nicht als Fremdkörper wahrnehmen.
    »Zielperson unauffindbar«, meldete der Servo.
    Routh nickte. Er hatte ihr damals die genaue Lage des Implantats verraten – nah ihrem linken Fußknöchel – und den Kode, mit dem sie das Gerät ausstellen oder aktivieren konnte.
    Sie hatte es an diesem Tag nicht aktiviert. Vielleicht ein gutes Zeichen. Sie wäre sicher vernünftig genug, ihn – oder schlimmstenfalls ihre Mutter – zu informieren, falls sie in Schwierigkeiten war.
    Natürlich konnte die Negativmeldung auch bedeuten, dass sich Anicee weiter als 550.000 Kilometer von ihm entfernt aufhielt, also jenseits der Luna-Bahn. Denn eine größere Reichweite hatte das Implantat nicht.
    Anicee hatte manchmal weiter draußen im System etwas zu tun. Aber er hoffte, dass sie sich bei ihm gemeldet hätte, wenn sie zu ihrem Studienobjekt geflogen wäre, der Matrix für Neo-Ganymed im Orbit um Jupiter. Dieses vorläufig gerüstförmige Etwas, aus dem ein neuer Mond für Jupiter entstehen sollte, ein künstlicher, aber sozusagen naturidentischer Trabant, in dem Galileo City sich neu verwurzeln könnte.
    Routh nickte. Wo immer sie sich aufhält – vielleicht kann sie mich ja hören! »Bitte eine Sendung an Anicees MultiKom.«
    Die schlanke Säule des Kommunikationszentrums seiner Wohnung färbte sich blassgrün, um Bereitschaft zu melden.
    Wie die meisten Altersgenossen trennte sich Anicee kaum jemals von ihrem individuell gestalteten Multifunktions-Kommunikator. Sie trug ihn als daumennagelgroße, runde Kommunikationsfolie auf ihrer linken Wange, sozusagen auf halbem Weg zwischen Ohr und Kinn. Die Folie zeigte Auris, ihre Freundin, wie sie aus irgendeinem schrillblauen Gewässer stieg und – eingehüllt in eine nass glitzernde Badetunika – winkend und lachend endlos auf den Betrachter zulief.
    »Bereit für Sendung«, sagte der Servo. »Energiemangel könnte die Ausstrahldauer einschränken.«
    Von welchem Energiemangel redest du?, wollte Routh fragen, ließ es aber sein. Nicht noch mehr Katastrophenmeldungen.
    Stattdessen sprach er laut und deutlich: »Anicee. Ani. Ich bin's, Shamsur. Sham. Dad. Ich bin in Terrania, in Gee Ghy. Kannst du mich hier – oder über Puc – rufen?« Pause. Nachdenken. »Wo immer du bist: Bitte melde dich.«
    »Sendung ausgestrahlt«, sagte der Servo.
    Routh stand einige Minuten beinahe reglos vor der schlanken Säule, lauschte in die leere Ferne. »Bist du aktiviert?«, fragte er das schweigende Gerät nach ein paar Minuten.
    »Ja.«
    »Lautstärke erhöhen!«, befahl er unsinnigerweise.
    »Lautstärke erhöht. Sendung wiederholt.«
    Aber nichts als ein feines, statisches Geräusch rieselte aus den unsichtbaren Akustikfeldern.

Neue Nachrichten vom Ende der Welt
     
    Die nächste Konferenz tagte bereits. Die Standardzeit Terrania City war neu definiert worden. Demnach war es Samstag, der 6. September 1469 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, 9.30 Uhr.
    Allmählich nahmen die Kommunikationsnetze den Betrieb wieder auf. Redundanzsysteme sprangen an und stabilisierten sich, Ingenieure und Reparaturrobots leisteten Schwerstarbeit.
    Förmlich im Minutentakt trafen neue Katastrophenmeldungen ein. Die Nebelkuppel von Talanis über dem Atlantik war verblasst. Versuche hatten ergeben,

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