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PR2604-Die Stunde der Auguren

PR2604-Die Stunde der Auguren

Titel: PR2604-Die Stunde der Auguren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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mehr als Geldscheffeln und Lebeschön.«
    Routh hätte fast aufgelacht – Geldscheffeln und Lebeschön. Wer sprach noch so? Aus welchen Archiven bediente sich der Kerl für seine Reden?
    Aber er unterdrückte den Impuls zu lachen, und auch alle anderen Zuhörer blieben ernst.
    Viel zu ernst.
    Stradhaird hatte ein wenig wie selbstvergessen auf der Phenube gespielt. Nun setzte er das Instrument wieder ab. »Zurückgewichen vor dem Abgrund also, eines von dort unten drohenden Verderbens wegen. Aber haben sie euch je bewiesen, dass ihr Verderben auch euer Verderben wäre?
    Schreckt nicht zurück und lasst euch nicht zurückschrecken. Der Abgrund ist euch nicht feind. Die Dunkelheit fürchten nur, hinter deren Augen es Nacht ist. Kehrt euch ab vom Licht der Welt. Wessen Geist erleuchtet ist aus seinem Innersten, braucht kein Licht mehr zu schmarotzen.«
    Routh spürte eine wachsende Empörung gegen diesen Vortrag, gegen dieses zugleich gegenstandslose und verleumderische Geraune, das, wie er spürte, einen Keil zwischen die Hörer und all denen treiben sollte, die nicht gekommen waren, den Worten des Auguren zu lauschen. Als hätte Terrania, als hätte das Sonnensystem in Not nichts Besseres zu tun, als diesem nichtssagenden Geschwätz zu lauschen.
    Zugleich aber – und zu seinem wachsenden Ärger – konnte er sich dem Sog dieser Verheißungen nicht ganz entziehen, vernahm er die Verlockungen der Rede wie das ferne Echo eines Sirenengesangs, das nicht für seine Ohren bestimmt war.
    Plötzlich war eine neue Schärfe in der Rede des Auguren. Er wies mit ausgestrecktem Arm dorthin, wo sich schwach der Flecken der untergehenden Sonne abzeichnete.
    »Das Alte wird stürzen«, verkündete Stradhaird. »Und wer sich an das Alte klammert, stürzt mit ihm. Wohl dem, der, wenn das Alte stürzt, geborgen ist im neuen Format. Denn wer mit dem Alten stürzt, dessen Untergang ist unumkehrbar!«
    Die Zuhörer jubelten. Der Augur wies immer noch auf den Sonnenflecken.
    » Die Sonne, erkannte Routh. Darum geht es. Sie haben es auf unsere Sonne abgesehen.«
    Er schaute zur Sonne. Plötzlich war ihm, als ginge etwas – ein Ruck? – durch den Stern. Zugleich zerriss sein Geist mit einem nie gespürten Schmerz.
     
    *
     
    Auf dem Weg zurück zur Eric-Manoli-Klinik brauchte es eine Weile, bis er die Erinnerung an den verheerenden Schmerz eingekapselt hatte. Allmählich klarte sich sein Geist auf und er trug Puc seine Befürchtungen vor: »Die Kerle wollen die Sonne manipulieren. Zu welchem Zweck auch immer. Ob sie wirklich die Macht dazu haben ... sie – oder ihre Hintermänner?«
    »Warum sollten sie es nicht können?«, fragte Puc zurück. »Auch wir manipulieren in gewissen Grenzen die Sonne, zapfen Energie ab ...«
    »Das meine ich nicht«, unterbrach ihn Routh. »Ich meine etwas Tiefergreifendes. Vielleicht wollen sie die Strahlung der Sonne ändern, ihre energetische Signatur. Ihre hyperphysikalische Identität.«
    »Dazu liegen mir nun wirklich nicht genug Daten vor.«
    Routh überlegte. »Dann sollten wir uns diese Daten verschaffen. Wozu bin ich Journalist?«
    Puc erwiderte nichts darauf.
    Der Himmel war immer noch rot. Die neue Röte dieser fremden Welt mischte sich mit dem Abendrot der untergehenden Sonne. Sie erschien ihm mit einem Mal sehr verletzlich.
    »Die Klinik meldet sich«, unterbrach Puc seine Gedanken. »Anicee ist fort. Sie hat die Klinik gegen den Rat der Mediker auf eigene Verantwortung verlassen.«

Der Anfang von etwas
     
    Bull und Ybarri saßen in Eins-Eins. Zusammen mit Vashari Ollaron und Urs von Strattkowitz beobachteten sie den Flug der drei Schiffe.
    Es war der 9. September, kurz vor 18 Uhr.
    »Die fremden Schiffe tauchen in die Sonne ein«, kommentierte LAOTSE die Bilder im Holo. »Sie durchstoßen die Chromosphäre und erreichen die Fotosphäre.«
    »Sie gehen in den Ortungsschutz. In Deckung«, vermutete Ollaron.
    »Haben sie das nötig?«, fragte Bull sich und die anderen. »Es hatte nicht den Eindruck, als ob wir ihnen sehr zugesetzt hätten.«
    »Haben wir sie noch in der Ortung?«, fragte Ollaron.
    »Noch«, sagte LAOTSE. »Aber wir werden sie bald verlieren, wenn sie ihren Sinkflug nicht stoppen.«
    Einige Minuten verstrichen.
    »Sie sinken weiter«, meldete LAOTSE. »Sie stoßen in die Konvektionszone vor.«
    »Wohin wollen sie noch?«, fragte von Strattkowitz. »In die Strahlungszone?«
    »Sie wollen in die Bereiche, die uns nicht zugänglich sind. Wo allenfalls unsere

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