PR2605-Die Planetenbrücke
beugte sich vor und malte einen Kreis in den Sand. »Ich war überrascht, als Aiden gesagt hat, es hätten schon so viele Männer Annäherungsversuche bei mir unternommen. Im Nachhinein sind mir solche Situationen eingefallen. Aber ich bin absolut sicher, dass du niemals versucht hast, mir näherzukommen.«
»Ein Korb im Familienschrank reicht. Da muss ich mich nicht auch noch aufdrängen.«
»Du bist ein völlig anderer Mensch, Zachary. Warum glaubst du, dass eine Frau, die Aiden einen Korb gibt, auch dich abweisen würde?«
Der Kulturdiagnostiker fuhr über sein Gesicht. »Ich ... das ist kompliziert. Sagen wir einfach, mir ist das nicht so wichtig wie ihm.«
Jenke zog die Beine an, verschränkte die Arme darauf und legte den Kopf ab, den Blick auf den Mann neben ihr gerichtet. Wo ihre Arme aufeinanderlagen, spürte sie das Pulsieren ihres Blutes.
»In dieser Nacht mit deinem Bruder ... wärst du da gern an seiner Stelle gewesen? Berührt es dich darum so?«
Sie sah, wie er seine Hände zu Fäusten ballte. Ein erstickter Laut kam aus seiner Kehle. »Jenke ... du weißt nicht ... weil Aiden es dir nicht gesagt hat, obwohl er es hätte sagen müssen ...«
Er hob die Hände, öffnete sie wieder, um die Stirn dagegenzulehnen. Mit geschlossenen Augen fuhr er fort: »Ich war dabei, Jenke. Jeden einzelnen Moment. Weil es so etwas wie ›hier Zachary‹ und ›da Aiden‹ gar nicht gibt. Weil wir nicht nur Telepathen sind, sondern viel, viel mehr. Wir ... wir sind eins, in fast allem.«
Eins ...
Es dauerte einen Moment, bis Jenke die Worte vollständig registriert hatte. Etwas in dieser Richtung hatte sie aufgrund von Zacharys auffälliger Scheu vermutet, seit er ihr die telepathische Verbindung zu seinem Bruder eröffnet hatte. Doch sie war lediglich davon ausgegangen, dass er nur einen Teil der Emotionen mitverfolgt hatte. Was er nun sagte, klang jedoch, als ginge die Sache noch einen deutlichen Schritt darüber hinaus.
Eins?
Sie konnte sich nicht vorstellen, was das bedeutete. Und sie wollte eigentlich im Moment auch nicht allzu viel darüber nachdenken. Ihr Magen tat zu seltsame Dinge dabei.
Jenke stand auf.
»Danke, dass du es mir gesagt hast, Zachary«, sagte sie. »Ich denke, ich gehe jetzt zur VAHANA zurück. Es wird morgen ein anstrengender Tag.«
Zachary drückte sich ebenfalls hastig hoch. »Es ... es tut mir leid«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Eigentlich hätte ich es dir schon viel früher sagen sollen. Als ich dir von unserer Telepathie erzählt habe oder sogar schon vor unserem Aufbruch.«
»Es ist gut. Du hast es mir gesagt. Das ist, was zählt.« Kurz berührte sie seinen Oberarm, was den Kulturdiagnostiker zu einem überraschten Aufschauen veranlasste. Nach einem kurzen Nicken wandte sie sich ab, um zum Schiff zurückzukehren.
Auf dem ganzen Weg kreisten ihre Gedanken um Zacharys Eröffnung wie um etwas, das man begreifen will und doch nicht anzufassen wagt. Die ganze Situation verwirrte sie maßlos, nicht zuletzt, weil sie es nicht schaffte, die Wut aufzubringen, von der sie glaubte, sie empfinden zu müssen.
Hätte Aiden vor ihr gestanden, wäre es wahrscheinlich anders gewesen. Aber Zachary ... er konnte nichts dafür und machte sich dennoch so sehr Gedanken, fühlte sich sogar schuldig. Er war nicht wie sein Bruder. Er war ...
Unwillig runzelte Jenke die Stirn, gab den Öffnungskode für die VAHANA in ihr ArmbandKom ein und stieg die Rampe hinauf.
*
Warnung. Ausfall Antigrav. Warnung. Ausfall Gravopuls. Waaarnnuuuung ... Pooosiiitroooniiiiiikaaauuuuuu.....
»Achtung, Wasserung!« Jenkes klare Stimme übertönte die Kakophonie aus Warntönen, Sirenen und zunehmend verzerrten Meldungen der Schiffspositronik.
Zachary schloss die Augen. Sein Magen machte einen Satz, als ihn der Aufschlag in den Sessel drückte und das Metall der VAHANA dröhnen und knirschen ließ. Sie würde halten, genau wie beim ersten Mal, doch das machte die Dinge nicht erträglicher.
Schlag folgte auf Schlag, während die VAHANA taumelnd über die Wasseroberfläche sprang und ihre Passagiere in den Sesselgurten hin und her warf. Aufschreie, Flüche, gemurmelte Gebete – kaum jemand ließ den Vorgang der Wasserung unkommentiert, obwohl die SERUNS sie vor Verletzungen schützten.
Endlich ging das Stoßen und Taumeln in ein leichtes Schaukeln über.
Es schneite über dem grauen Meer. Die Wellen zeigten hier und da Gischtkrönchen, doch Wind und Seegang hielten sich in Grenzen.
Jenke wandte sich
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