Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR2605-Die Planetenbrücke

PR2605-Die Planetenbrücke

Titel: PR2605-Die Planetenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
Vom Netzwerk:
Terrania zurücklassen müssen.
    Zwillinge.
    Ihr fiel auf, dass Zachary Cranstoun am Feuer fehlte. In der VAHANA war er ebenfalls nicht. Nur Marcia Widengren und Jonas Zosimos hielten sich in dem SKARABÄUS auf.
    Es kam ihr seltsam vor, dass der Kulturdiagnostiker diese Gelegenheit verstreichen ließ, die Kultur der Favadarei noch von einer anderen Seite kennenzulernen. Andererseits brauchte jeder von Zeit zu Zeit Ruhe.
    Die Expeditionsleiterin überlegte einen Moment, ebenfalls zum Feuer zu gehen, verwarf den Gedanken jedoch. Stattdessen wandte sie sich zum Meer. Das Licht des Nachbarplaneten zeichnete eine mattgoldene Spur über das Wasser und ließ den hellen Sand schimmern. Erst nach einer Weile bemerkte Jenke den dunklen Fleck etwas weiter den Uferstreifen hinunter. Langsam ging sie auf ihn zu.
    »Dort oben geben die Favadarei gerade Blüten ihrer Kultur zum Besten, und du bist nicht dabei?«
    »Meine Positronik steht auf einem Stein und zeichnet alles auf«, antwortete Zachary. Er saß breitbeinig im Sand, die Arme auf den Knien abgelegt, und sah nur kurz zu ihr auf. Sein Gesicht wirkte im schwachen Licht blass gegen das schwarze Haar, und ihr entging nicht, dass er die Augen schnell wieder abwandte. »Und du?«
    »Ich versuche, der Crew nicht den Spaß zu verderben.« Sie ließ sich neben dem Kulturdiagnostiker im Sand nieder. »Es scheint den Leuten schwerzufallen zu vergessen, dass ich die Stellvertreterin des Obersts bin. Also dränge ich mich lieber nicht auf, wenn sie so ausgelassen sind.«
    »Vielleicht unterschätzt du die Fähigkeit der Leute, in Situationen wie dieser dem Menschen den Vorrang zu geben gegenüber Rang und Titel.«
    »Vielleicht. Aber es wäre selbstsüchtig, es darauf ankommen zu lassen, oder nicht? Ich sehe es doch gerade an dir. Du siehst mir selbst jetzt nicht in die Augen.«
    Zachary senkte den Kopf weiter. »Das ... ist etwas anderes.«
    Jenke musterte die Silhouette. »Ist es wegen deines Bruders und mir?«
    Nach einem kurzen Zögern nickte Zachary.
    »Warum beschäftigt dich das so sehr?«
    Der Kulturdiagnostiker strich sein Haar zurück. »Aiden hat ... er hat gegen die Regeln verstoßen.«
    »Die Regeln? Weil er einer der Bordpsychologen ist? Darf er deshalb keine privaten Verbindungen mit anderen haben?«
    »Nein ... doch ... aber nicht gerade mit dir. Die Leute vertrauen ihm Geheimnisse an. Dinge, von denen sie vielleicht nicht möchten, dass sie in ihren Akten auftauchen.« Jenke lauschte Zacharys Stimme. Etwas daran klang, als würde er nur einen Teil der Wahrheit aussprechen.
    Sie nahm ein wenig Sand auf und rieb ihn zwischen ihren Fingern. Er war kalt, obwohl die Sonne erst vor Kurzem untergegangen war. Auch die Luft war bereits merklich kühler als zu Beginn ihrer Reise.
    »Seltsam«, bemerkte sie. »Ihr seid euch so ähnlich und doch so verschieden. Niemand, der euch länger beobachtet, könnte euch jemals miteinander verwechseln, selbst wenn keiner die Haare färben würde. – Macht ihr das eigentlich, um euch stärker voneinander abzusetzen? Wer hat sie gefärbt?«
    Zachary drehte ihr den Kopf zu, und sie sah, dass er lächelte. »Was ist Nuruzzamans Vorname? Nicht ›Oberst‹, oder?«
    Sie lachte leise auf. »Ich sehe, Aiden hat dich gut instruiert.«
    »Es ist nicht so schwer. Wir denken ähnlich.«
    »Und die Haare?«
    Zachary zuckte mit den Achseln und sah zu den Sternen auf. »Eher ein Zugeständnis an die anderen. Und ein wenig Laune des Moments. Aber ja, vielleicht auch ein Ausdruck unserer verschiedenen Charaktere. Allerdings hatten wir die Kombination auch schon anders herum.«
    »Darauf bedacht, euch zu unterscheiden, und doch nicht bereit, euch voneinander zu trennen. Ihr habt an der gleichen Universität studiert, an den gleichen Orten geforscht und seid gemeinsam zur EXPLORER-Flotte gegangen. Ihr nehmt sogar gleichzeitig Urlaub. Geht ihr euch niemals auf die Nerven?«
    »Gelegentlich. Aber ebenso oft ergänzen wir uns. Wir können füreinander da sein, ohne lange rätseln zu müssen, worum es geht. Jeder weiß genau, wie der andere tickt. Wir denken ähnlich, fühlen ähnlich, haben die gleichen Leibgerichte, mögen dieselben Filme, finden die gleichen Leute sympathisch ...«
    Er stockte, und gegen den vom Nachbarplaneten erhellten Himmel sah Jenke die Silhouette seines Adamsapfels hüpfen.
    Sie schwieg einen Moment, ehe sie fragte: »Habt ihr euch jemals um eine Frau gestritten?«
    Erneut kam Zacharys Antwort mit Verzögerung. »Mehrfach.«
    Jenke

Weitere Kostenlose Bücher