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PR2605-Die Planetenbrücke

PR2605-Die Planetenbrücke

Titel: PR2605-Die Planetenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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weil sie manchmal wertvolle Metalle oder Gesteinsarten enthalten. Möglicherweise versuche ich, die Absturzstelle zu finden und den Gesteinsrest zu bergen, falls er nicht im Meer versunken ist.«
    Der Neuheitenjäger blähte das Sprechsegel, um eine weitere Frage zu stellen. Doch da trat ein anderer Favadarei dazwischen. Er überragte alle um mehr als eine Kopfknolle, und dunkelrote Trauerbänder um seine Glieder zeichneten ihn als den Maschinen-Nekrolog aus.
    Shimco rollte die Greifgeflechte ein und ließ die Sinneskrone in Ehrfurcht-Kaltblau erglühen. »Withav. Ich grüße dich. Es ist mir eine Ehre, dass wir die GHRUSSEV auf dein Feld Qaschli bringen durften.«
    »Es ist mir eine Ehre, dem Kind eines so klaren Denkers wie dir eine letzte Ruhestatt zu geben«, sagte der Nekrolog mit einer so tief vibrierenden Stimme, als hielte er bereits die Gedenkrede. »Die Favadarei setzen große Hoffnung auf junge Denker wie dich. Ihr werdet uns eines Tages zum Hohen Horizont bringen.«
    »Zum Horizont«, gab Shimco die rituelle Antwort und knickte leicht in der Körpermitte ein.
    Nacheinander ließen alle drei Dampfkugelläufer unter ohrenbetäubendem Pfeifen und Zischen den Druck aus ihren Kesseln ab. Anschließend setzte der Lärm der Kräne ein, die unter Ächzen und Knarzen die schweren Lasten aufnahmen und im Kriechtempo herumschwenkten.
    Für einige Zeit war an eine Fortführung der Unterhaltung nicht zu denken. Shimco registrierte, dass die Leute von der Kontinentalen Umschau während seines kurzen Gesprächs mit Withav Humhuwit verschwunden waren. Vermutlich suchten sie bereits nach der besten Stelle, um die Bestattung in Bild und Ton festzuhalten.
    Withav gab Shimco und Blaspa Zeichen, ihm auf eine Plattform zu folgen, die in unmittelbarer Nähe errichtet worden war. Sie stiegen hinauf und konnten genau beobachten, wie die Teile der GHRUSSEV versenkt wurden.
    Es kam Shimco vor, als wären die Gerätschaften lauter, als sie eigentlich sein sollten. Zudem wurde ein Teil der Geräusche wohl irgendwo reflektiert, denn sie kamen von hinten, nicht von vorn. Unwillkürlich drehte sich der junge Favadarei um.
    Er konnte von der Plattform bis zum Meer schauen, an dessen Ufer das Feld Qaschli am nördlichsten Punkt von Kargvan lag – so nah an der Brücke zum Hohen Horizont, wie es nur möglich war. Von dort kam ein stetig zunehmendes Donnern, das nicht zur Arbeit der Kräne passte.
    Ein schwarzer Fleck raste durch den Himmel in ihre Richtung und nahm dabei an Größe zu. Er musste die Quelle des Geräusches sein. Gelegentliche Blitze hoben das fliegende Gebilde zusätzlich vor dem Himmel ab. An beiden Seiten ragte etwas hervor.
    »Withav!«, rief Shimco über den Lärm hinweg. »Ist das Teil der Feierlichkeit?«
    Der Maschinen-Nekrolog wandte sich um und wackelte mit den Lichtzacken. »Nein. Ich habe keine Ahnung, was das ist.«
    »Dann muss es einer der Denker aus der Umgebung sein, der gerade ein Fluggerät testet. Es ist ein bewundernswertes Konstrukt! Es muss mindestens jemand der V. Kompetenz sein!«
    »Ich wüsste von niemandem in der Gegend, der an so etwas arbeitet. Es müsste ein Denker von weiter weg sein ... Aber warum kommt er dann über das Meer?«
    »Vielleicht weil dort bei einem Fehlschlag die Landung nicht so hart ist. Schau! Er hat Probleme ...«
    Das Gebilde geriet ins Trudeln, hatte anscheinend die Hälfte des linken Auslegers verloren. Dann verkürzte sich auch der andere, und das Ding flog wieder ruhiger.
    Auch unten wurden inzwischen immer mehr Leute auf das aufmerksam, was bislang in ihrem Rücken passiert war. Verwunderte Rufe und Pfeiflaute klangen auf. Die hinteren Reihen der Zuschauerschaft lösten sich auf und trieben in Richtung des Ufers.
    Withav stieß ein Knattern aus. »Wer immer das ist, wird eine Menge Ärger mit mir bekommen«, stellte er fest. »Es ist unerhört, derart eine Maschinenbestattung zu stören!«
    Eine Gestalt mit etwas Klobigem unter dem Arm sprintete vor, gefolgt von einem zweiten Favadarei, der es ebenso eilig hatte. Zweifellos die Umschau-Gruppe, die eine neue interessante Erfindung witterte.
    »Ich habe so etwas noch nie gesehen«, stellte Shimco fest. »Keiner der mir bekannten Ideenansätze lässt sich damit vergleichen ... und diese klobige Form ... das ist kein Testgerät, mit dem nur einer fliegt. Das Ding ist riesig! Ist es überhaupt von hier?«
    »Woher soll es denn sonst sein?«, fragte Withav. »So etwas fällt nicht einfach vom Himmel!«
    »Was, wenn doch?

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