PR2605-Die Planetenbrücke
erboste er sich. »Wie wagst du über meinen Aay zu reden, den Schutzgott meiner Familie?«
»So, wie er es verdient hat. Er taugt nicht viel als Schutzgott, wenn man wie du im Fargo-Spiel sein letztes Hemd verzockt.«
»Das ... ist nur so, weil er gerade eine schwierige Phase hat«, verteidigte Alban sein Idol. »Glaub mir, hat er die hinter sich gebracht, ist er wieder das Leitfeuer meines Lebens.«
»Ich werde dich daran erinnern, wenn du ihn das nächste Mal mit dem Kopf voran in den Hydroponikschlamm rammen willst. Ich schätze, so etwas beeinflusst eure Beziehung nicht unbedingt im positiven Sinn.«
Der Kamashite hob die aus dunklem Holz geformte, etwa handspannengroße Figur, die an eine kauernde Gestalt mit einem überdimensionalen Kopf und tiefen Löchern als Augen und Mund erinnerte. Zachary fand sie ausgesprochen hässlich, und das wurde auch durch die schreiend bunten psychedelischen Muster im Gesicht des Dings nicht besser. Doch er würde sich hüten, das zu sagen. Erbgötter und das manchmal gespaltene Verhältnis zu ihnen waren ein wichtiger und interessanter Punkt der kamashitischen Kultur.
»Mein Erbgott und ich durchlaufen eine schwierige Phase«, sagte Alban Dodd. »Er gefällt sich im Moment als Schmollgott. Aber wir arbeiten daran. Irgendwann wird er wieder zu mir sprechen.«
Grinsen zeichnete die meisten Gesichter in der Zentrale, und dennoch widersprach niemand.
»Langsame Annäherung bis auf tausend Kilometer während der nächsten Runde, Jonas«, gab Jenke die nächsten Anordnungen. »Wie sieht es an der Ortung aus, Cyrus?«
»Keine wirklich klaren Bilder, aber lange nicht so schlimm wie an der Brücke. Hier scheinen die Störeffekte wirklich deutlich schwächer zu sein.«
»Meldungen von der BOMBAY?«
»Sie spielen uns gerade die neuesten Daten für die Translatoren rüber. Ich übertrage gleich weiter auf eure Geräte.«
Von hinten hörte Zachary ein leises Rascheln. Er drehte sich zu dem schwarzhaarigen Terraner um, den er zuvor kaum wahrgenommen hatte. »Captain Abraham Pettazzoni«, las er auf dem Schild des Anzugs, der einen schlanken, sehnig wirkenden Körper umgab. Das vierte Mitglied der Schutztruppe lächelte, als er Zacharys Blick bemerkte, doch die goldgrünen Augen blieben unbeteiligt. Im nächsten Moment drehte der Captain den Kopf wieder zur Seite, um seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.
»Wir haben jetzt übrigens einen Namen für den Planeten«, berichtete Cyrus.
»Und? Wie heißt er?«
»Die Einheimischen nennen ihn Faland und sich selbst Favadarei.«
*
»Wir haben den Planeten umrundet und uns für einen Anflugvektor entschieden«, erklang Jenkes Stimme über Hyperfunk. Aiden hob den Blick, um sie zu sehen: Sie sah nicht in die Aufnahmegeräte, sondern beschäftigte sich mit den Daten, die sie nun in einem Nebenfenster einblendete. Er versuchte, hinter ihr seinen Bruder zu entdecken, doch dieser war nicht im Aufnahmebereich.
»Es sind Fluktuationen in den Feldern zu erkennen, die auf einen Unterschied zwischen Tag- und Nachtseite schließen lassen. Cyrus vermutet Effekte des Sonnenwindes. Wir werden versuchen, auf dieser Insel hier relativ weit im Norden zu landen. Sie wirkt unbewohnt, und wir dürften dort niemanden erschrecken. Von dort aus müssen wir sehen, ob wir fliegen können oder nur mit dem Hovercraft weiterkommen. Sollte es Probleme geben, haben wir als Ausweichziel die Nordküste dieses Kontinents.«
Punkte blitzten auf der eingeblendeten Karte jeweils an den Orten auf, über die Jenke gerade sprach.
»Gut, macht es so. Aber seid vorsichtig – Sonnenwinde sind unzuverlässige Verbündete.«
»Ich weiß. Aber es ist unser bester Ansatz. Wir sind nahe dem Südpol bis zur Atmosphärengrenze heruntergegangen und leiten den Anflug ein. Es wird sich vermutlich nicht vermeiden lassen, dass wir ein paar UFO-Warnungen bei den hiesigen Einheimischen auslösen, während wir als Feuerball durch ihre Atmosphäre jagen, aber ich hoffe, dass man es am Ende als Meteoriteneintritt abtun wird und wir nicht zu viel Neugierde auf uns ziehen.«
Aiden erspürte die Gefühle seines Bruders. Nichts Ungewöhnliches war dabei. Eine leichte Anspannung, wie sie zu Beginn eines nicht ganz ungefährlichen Fluges zu erwarten war, und darunter die Ruhe, die er von ihm gewohnt war. Zumindest für den Moment war Zachary wohl mit anderen Dingen beschäftigt und ihr kleines Problem vergessen.
»Tauchen in die Atmosphäre ein. 100 Kilometer ... 90 ... 80 ...
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