PR2610-Die Entscheidung des Androiden
Pridon hatte damals auch die Umklammerung gefühlt und es für einen Angriff gehalten. Doch dem war nicht so. Das Bild sprach eine andere Sprache.
Allerdings bewies das nichts, weder in die eine noch in die andere Richtung.
das dunkle wasser überflutet alles, und zuerst schwappt es über pridon und droht ihn zu ertränken. doch das geschieht nicht. es verwandelt sich in ein weites nichts, in dem erneut ein gong ertönt. ein glockenschlag. aus dem nichts schält sich ein fahlgraues, gelbstichiges kleines gesicht: »du musst von ihm weggehen! Er leidet unter schweren herzrhythmusstörungen, und deine bloße anwesenheit verschlimmert alles nur.«
Mit einem Krachen flog die gesicherte Tür von Pridons privatem Raum aus dem Rahmen. Ein Medoroboter, der sich auf rigorose Weise Zutritt verschaffte, stürmte herein.
»Ich wollte nicht gestört werden!«, wollte der Gardeleutnant schreien, doch nur ein heiseres Krächzen entrang sich seiner Kehle.
Zu viel.
Es hatte zu viel Kraft gekostet.
Er lag auf seinem Bett, und seine Finger lösten sich von dem Kristall. Der Medoroboter erreichte ihn und injizierte ihm ein Stärkungsmittel.
Pridons Atem ging schwer.
»Bericht«, forderte er über Funk, ohne dem Roboter Beachtung zu schenken.
Sein Berater meldete sich sofort. »Saedelaere nähert sich.«
Er tat es also wirklich. Pridon wusste immer noch nicht, was er tun sollte. Was hatten die Bilder gebracht außer der Erinnerung an den Tod?
Trauer überflutete ihn.
»Schießt!«
*
Pridon stand nun in der Zentrale, gestärkt durch das Präparat des Medoroboters. Nur noch etwas Verwirrung war übrig geblieben – kein Wunder angesichts des überhasteten Menamentior-Rituals, das zudem ungeplant abgebrochen worden war.
Er starrte auf den Bildschirm, der die ROTOR-G zeigte, ein walzenförmiges Schiff mit verwirrender Außenstruktur. Im schwarzen Nichts der Anomalie vergingen die letzten Explosionsherde der Strukturbomben.
»Er zieht es durch!«, stieß der Gardeleutnant wütend aus.
Das kleine Raumschiff, in dem sich Alaska Saedelaere und Eroin Blitzer befanden, flog in einem erratischen Kurs, grob in einer Richtung, die sich dem Palast annäherte.
Ein Stück brach ab; eine Fontäne von Atmosphäre verpuffte in dem fremden Kontinuum.
Die ROTOR-G irrte weiter.
»Dreh ab«, flüsterte Pridon. »Dreh endlich ab!« Seine Hände krampften sich um die Rückenlehne des Stuhls vor dem Bildschirm. Er stützte sich darauf ab, setzte sich jedoch nicht.
»Funkkontakt«, rief er. »Ich will sofort Funkkontakt!«
»Keine Möglichkeit«, meldete irgendjemand. Er beachtete die Stimme nicht.
Die ROTOR-G stand plötzlich in Flammen oder irgendetwas, das Flammen auf einer höherphysikalischen Ebene entsprach. Die Walze bäumte sich auf, verformte sich, Stücke brachen ab und sirrten zur Seite, drehten sich bizarr, bis sie explodierten.
Alaska Saedelaeres Schiff, der Rettungsanker, der sie hierher geführt hatte und der sie womöglich auch wieder hätte wegbringen können, deformierte immer weiter.
Pridon fragte sich, ob er einen Fehler begangen oder jedem Einzelnen im Palast das Leben gerettet hatte. Er wusste es nicht ... und er würde es wohl auch niemals erfahren.
Mit Alaska Saedelaere war ihr letzter Hoffnungsfaden gerissen.
Pridon wandte sich ab.
8.
Alaska Saedelaere
Zerstörung
Es donnerte, schlimmer als das gewaltigste Gewitter, das Saedelaere je erlebt hatte.
Schlimmer sogar als an jenem Tag, als er auf Terra auf dem Gipfel eines Viertausenders gestanden und sich ringsum tobend Blitze entladen hatten. Jede Sekunde funkte es auf dem Gestein, und Dutzende greller Lichtstrahlen kündeten vom Untergang der Welt.
Genau wie in diesem Augenblick.
Natürlich war es damals vorübergegangen, aber diesmal würde es nicht enden. Nicht ehe der Maskenträger starb und die Explosionen die ROTOR-G endgültig in ihre Atome zerbliesen.
So also kam das Ende: durch Strukturbomben, die dem Schiff unter normalen Bedingungen niemals hätten gefährlich werden können. Ganze Teile des Kosmokratenbeiboots waren abgesprengt worden. Dutzende Notschotte und Verriegelungen hielten nur noch den Kern am Leben, wie sich Eroin Blitzer ausdrückte.
Der Commo'Dyr rannte neben Saedelaere. Das Tempo konnte er halten, scheinbar ohne zu ermüden, während rund um die beiden Flüchtlinge im wahrsten Sinne des Wortes die Welt unterging.
In der Gürteltasche des Maskenträgers fiepten die Firibirim; seit Beginn des Totentanzes befand sich auch
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