PR2611-Gegen den Irrsinn
hatten ihn in künstliches Koma versetzt, versorgten ihn mit Medikamenten, verschlossen die großflächigen Wunden mit Wundharz, das sowohl heilte als auch verschloss.
Die gedankenschnell aktivierten Schutzschirme hatten das Unglück nur teilweise mindern können. Das Firibirim war mit einer Brandwunde am Schwanz glimpflich davongekommen. Die Infrastruktur der Zentrale hatte überhaupt keinen Schaden genommen.
»Wird der Gardeleutnant überleben?«, fragte Saedelaere.
Einer der Medizinalroboter antwortete: »Noch sind die Untersuchungen seiner Hirnstruktur nicht abgeschlossen. Die internen Blutungen in den Lungen werden gerade gestillt. Die Überlebenswahrscheinlichkeit beträgt vierundachtzig Prozent. Eine vollständige Heilung ist zu achtunddreißig Prozent wahrscheinlich. Sobald die Analyse der neuronalen Integrität abgeschlossen ist, kann ich genauere Angaben machen.«
Saedelaere nickte nachdenklich. Pridon schien demnach trotz des furchtbaren Zustandes gute Überlebenschancen zu besitzen. Bei Sholoubwa präsentierte sich die Lage weniger positiv.
Das Thermofeuer hatte einen großen Teil seines Torsos verflüssigt. Der Optikbereich fehlte vollständig. Aus dem freigelegten Innern des Konstrukteurs stiegen Rauchfäden auf. Teilweise schlugen blaue Flammen aus seinem Innern, Funken stoben.
Nachdem er Sholoubwa bereits mehrmals für tot oder zumindest für defekt gehalten hatte, schien für den legendären Konstrukteur nun jede Hilfe zu spät zu kommen.
Aber solange Saedelaere nicht wusste, in welchen Bereichen des Robotkörpers die Informationen über das BOTNETZ, QIN SHI – und vielleicht auch über Samburi Yura – abgespeichert waren, bestand die Hoffnung, dass er seine Suche nach der Kosmokratenbeauftragten fortsetzen konnte.
Das Firibirim schwang sich auf Saedelaeres Unterarm. Aus großen Augen betrachtete es den Terraner, stieß ein trauriges Fiepen aus.
»Du wolltest mich beschützen«, flüsterte Saedelaere. »Dich trifft keine Schuld. Ich hätte ahnen sollen, dass Pridon nicht untätig auf sein Ende warten würde.«
Das Firibirim rollte sich zusammen und betrachtete das Schwanzstück, das von einem hilfsbereiten Medoroboter ebenfalls mit Wundharz behandelt worden war. Das kleine Lebewesen würde wahrscheinlich einige Zeit warten müssen, bis an dieser Stelle wieder Fell wachsen würde.
Weitaus schlechter ging es Eroin Blitzer.
Steif saß der Zwergandroide an seinem Terminal. Er hatte es die ganze Zeit über nicht verlassen. Der ehemalige Commo'Dyr der ROTOR-G koordinierte die Reparaturarbeiten im Antriebsbereich des Palastes und den Einsatz der Arbeits- und Medoroboter.
Saedelaere setzte sich zu ihm.
Blitzers verhutzeltes Gesicht war bar jeder Mimik. Die großen Kinderaugen wirkten stumpf und emotionslos. Im Schock arbeitete er verbissen weiter.
Saedelaere fragte sich, wann dieser Faden reißen würde. Irgendwann musste sich das kleine Kunstwesen der bitteren Realität stellen. Nicht nur die ROTOR-G hatten sie verloren, nun war auch die LEUCHTKRAFT verschwunden.
Rein theoretisch bestand die Möglichkeit, dass DAN den Kosmokratenraumer angesichts der gefährlichen Situation auf unbekannte Weise aus der Anomalie gebracht hatte.
Womöglich wartete die Walze im Normalraum auf ihre Rückkehr.
Saedelaere glaubte allerdings nicht daran. Die Schäden in der Zentrale kurz vor dem Verschwinden der LEUCHTKRAFT deuteten auf schwerste Probleme, für die es an Bord des hochgezüchteten Raumschiffs keine Notfallpläne gab.
Saedelaere legte seinem Partner sanft eine Hand auf die schmale Schulter. Blitzer arbeitete weiter, nahm sie erst gar nicht zur Kenntnis.
Auf dem Display des hufeisenförmigen Pultes erschienen Schadensmeldungen. Anscheinend hatten die letzten Energiemeiler kurz vor der Explosion gestanden.
Sie waren nur haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschlittert.
Das Firibirim stieß einen lang gezogenen Pfiff aus und deutete mit dem Schwanzende an Saedelaere vorbei auf eine Holosphäre.
Der Terraner runzelte die Stirn.
Langsam erhob er sich, drückte kurz und freundschaftlich Blitzers Schulter, bevor er auf die Holosphäre zuging.
Sie zeigte ein blasenförmiges Objekt, das in der Librationszone trieb. Saedelaere vergrößerte die Darstellung. Das Firibirim fiepte aufgeregt.
Das Objekt wirkte wie eine überdimensionierte Qualle, in der man die Organe sah und ihren Kreislauf verfolgen konnte.
Nach zwei weiteren Ausschnittvergrößerungen wurden kleine farbige Kugeln mit langen
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