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PR2611-Gegen den Irrsinn

PR2611-Gegen den Irrsinn

Titel: PR2611-Gegen den Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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breitete sich der Schmerz weiter aus.
    Das Herz setzte aus, nur um danach noch viel schneller weiterzuschlagen.
    Pridon verlor völlig die Orientierung. Für einige qualvolle Herzschläge verschwand das Bild, das er durch die Augenschlitze der Maske sah.
    Er verspürte fast ein wenig Erleichterung, dass er die Blicke der Datenwesen nicht mehr ertragen musste.
    Aber die Bilder kamen zurück, der Schmerz explodierte in seiner Brust. Schweiß – oder war es Blut? – rann über Pridons Gesicht. Die Datenwesen blickten streng.
    Da tauchte inmitten von ihnen endlich das Muster auf, das er so lange gesucht hatte: eine schwarze Maske. Billiges weißes Klebeband hielt sie zusammen.
    Fura'chur.
    Der Maskenfertiger blickte ihm entgegen. Pridon hatte längst vergessen, weshalb es für ihn so wichtig war, den Träger der Maske des Elends zu finden und zu töten.
    Dass er ihn töten musste, stand außer Zweifel. Pridons gesamte Existenz drehte sich um diesen letzten Auftrag.
    Mühsam hob er die rechte Hand. Sie zitterte schrecklich.
    Mit einem Male sah er die Welt ganz klar. Die vorwurfsvollen Blicke der Datenwesen verschwanden. Einzig die schwarze, läppisch geflickte Maske dominierte seinen Bewusstseinsraum.
    Langsam krümmten sich der zweite und dritte Finger der rechten Hand. Sobald sie die Kontaktplatte des Abzugs berührten, würde der Schuss ausgelöst werden.
    »Pridon, nicht!«, erschallte von irgendwoher eine dumpfe Stimme.
    Er stöhnte vor Anstrengung. Die Hand zitterte viel zu stark. Schwarze Käfer wimmelten durch das Sichtfeld. Pridon merkte, dass er seit viel zu langer Zeit die Luft angehalten hatte.
    Er atmete aus.
    Und wieder ein.
    »Wir haben es beinahe geschafft!«
    Fura'churs Stimme?
    Er atmete ruhig aus. Seine Hand und das Bild stabilisierten sich.
    Dann drückte er den Abzug des Strahlers.
     
    *
     
    Viel zu spät bemerkte er das schwarze, seltsam fellige Seil, das sich um sein rechtes Handgelenk gewickelt hatte. Die Maske des Elends verschwand aus dem Blickfeld.
    Der ultraheiße Thermostrahl aus der Waffe fauchte schräg vor ihm in die Tiefe.
    Hitze breitete sich aus. Verbrannte die Welt und seine Maske. Er atmete flüssigheiße Luft ein. Das Feuer fraß ihn auf.
    Dann ... Dunkelheit.
    Der Schmerz riss.

10.
     
    Sie hatten es geschafft.
    Das fremde, zerstörerische Kontinuum der Anomalie hatte den Verwaltungspalast und die daran angedockten Raumer der Schutzflotte ausgespuckt.
    Mit gedrosselter Energieverteilung trieben sie durch die Librationszone. In weniger als zehn Minuten würden sie den Standardraum erreicht haben.
    Die Verhältnisse normalisierten sich bereits. Die Escalianer, die bis vor Kurzem noch mit tödlicher Verbissenheit daran gearbeitet hatten, sich entweder gegenseitig zu bekämpfen, oder versucht hatten, die angedockten Raumschiffe aus ihren Verankerungen zu lösen, gaben ihre Bemühungen auf.
    Viele brachen vor Erschöpfung zusammen. Die Anstrengungen der letzten Stunden und Tage forderten ihren Tribut. Die Medoroboter gaben in den meisten Fällen Entwarnung.
    Isotonische Kochsalzlösung, Vitaminkonzentrate und etwas Ruhe würden die Gesundung voranbringen.
    Berichte über Halluzinationen und Phantastereien gingen schnell zurück, blieben kurz darauf völlig aus.
    In der EINKLANG wurde die Herzogin der Harmonie in entkräftetem Zustand gefunden. Sie war aber bei Bewusstsein und forderte Informationen über den Zustand der Besatzung und des Palastes.
    Der Irrsinn, der die Escalianer dominiert hatte, fiel ab. Versiegte.
    Keinen Augenblick zu früh.
     
    *
     
    Alaska Saedelaere beugte sich über Pridon.
    Oder das, was von ihm übrig war. Der Gestank nach verbranntem Fleisch und geschmolzenem Metallplast ließ Saedelaeres Magen revoltieren.
    Der Gardeleutnant hatte einen letzten, verzweifelten Angriff auf Saedelaere unternommen – und verloren. Wäre er nur zwei Minuten später in der Zentrale aufgetaucht, hätte das Unglück verhindert werden können.
    Das Firibirim hatte sich todesmutig auf den Gardeleutnant gestürzt, als dieser gerade auf Saedelaere hatte schießen wollen. Mit seinem langen Schwanz hatte es das Handgelenk des Escalianers nach unten gezogen und damit den Thermostrahl abgelenkt.
    Der Schuss hatte nicht nur Sholoubwa getroffen, sondern auch Pridon selbst. Seine linke Körperseite war schrecklich entstellt und mit Teilen seiner Ausrüstung förmlich mit dem spinnenbeinigen Roboter verschmolzen.
    Gleich drei Medizinalroboter kämpften um das Leben des Gardeleutnants. Sie

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