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PR2614-Navigator Quistus

PR2614-Navigator Quistus

Titel: PR2614-Navigator Quistus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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das ganz normal. Niemand versteht die moderne Technik bis in alle Details. Nimm eine Positronik: Da gibt's Leute, die wissen, wie Speicherbänke funktionieren, andere wissen, wie das Basissystem aufgebaut ist, wieder andere sind Spezialisten für Intelligenzmodule, Sprachsteuerung, was weiß ich. Und Linearantriebe – also wenn du mich fragst, der Letzte, der von A bis Z gewusst hat, wie ein Linearkonverter funktioniert, war wahrscheinlich Arno Kalup selbst.«
    Sourou starrte auf das Steuerpult vor sich. »Ich weiß nicht mal genau, wie ein Schalter funktioniert«, bekannte sie.
    »Hätt' ich ihn bloß wieder fortgeschickt«, haderte Bifonia Glaud mit sich. Sie sah Sourou an. »Und wie geht's jetzt weiter?«
    Sourou zuckte mit den Schultern. »Ich treffe ihn heute Abend noch mal in der Messe.«
     
    *
     
    »Ich frage mich, wie man auf eine solche Idee kommt«, erklärte Sourou unumwunden. Die Messe lag in schummriger Abendbeleuchtung. Die Bar hatte geöffnet, sie hatten eines der Separees ergattert, und Faledi entpuppte sich als Kenner oxtornischer Whiskeys.
    »Wie kommt man auf eine solche Idee?«, wiederholte Faledi nach dem ersten winzigen Schluck und betrachtete dabei das dickwandige Glas in seiner Hand. »Darauf gibt es zwei Antworten. Die erste hat mit meinem Heimatplaneten zu tun. Nichts los auf Antrus IV, habe ich ja heute Mittag schon gesagt. Und so habe ich mich eines Tages gefragt, ob es Antrus IV überhaupt gibt. Ob ich überhaupt existiere.«
    »Muss man nicht existieren, um sich eine solche Frage stellen zu können?«
    »Man muss nur existieren, um behaupten zu können, man habe sich einmal eine solche Frage gestellt.« Faledi lächelte schmal. »Ich wette, daran hat der alte Descartes nicht gedacht.«
    Sourou zuckte mit den Schultern. Mit antiken Philosophen kannte sie sich nicht aus. »Gut, und weiter?« Sonderlich viel würde sie heute Abend nicht über die Versteinerungen in den Medusischen Wäldern erfahren, schwante ihr.
    »Die zweite Antwort hat mit der Frage selbst zu tun. Wenn man eine Romanfigur ist, kommt man natürlich nur dann auf so eine Idee, wenn es der Autor will. Denn in welchem Sinne existiert man als Romanfigur? Nur als Vorstellung im Gehirn eines Autors. Als Teil von ihm. Mein Bewusstsein ist seines. Wenn er nicht mehr an mich denkt, existiere ich nicht mehr.« Er nahm einen Schluck, der ihm die Röte ins Gesicht trieb. »Das ist doch das Drama.«
    Sourou nippte an ihrem Wein. Ein venusischer Merlot. Selbst ein Raumfahrer wurde seine Wurzeln nie ganz los. »Aber letzten Endes kann man doch nicht entscheiden, ob das wirklich so ist. Man muss so leben, als sei es nicht so. Egal, was man glaubt.«
    »Das dachte ich anfangs auch. Aber im Lauf der Zeit ist mir klar geworden, dass das so nicht ganz stimmt. Angenommen, du bist Teil einer Geschichte: Dann frag dich doch mal, wozu Geschichten erzählt werden. Zur Unterhaltung, nicht wahr? Und dafür muss etwas passieren. Dramatische Dinge.« Er beugte sich vor, sah ihr in die Augen. »Und zwar dir.«
    Sourou hob die Schultern. »Mag sein. Aber dagegen kann man nichts tun. Wenn es stimmt, was du sagst, dann geschieht, was der Autor will.«
    Er lehnte sich wieder zurück, verzog das Gesicht auf eine Weise, die seine Brauenwülste seltsam hervortreten ließ. »Nicht ganz. Er muss einer gewissen Logik folgen. Er kann nicht völlig sinnlose Geschichten ersinnen. Die würden niemandem gefallen.«
    »Aber unsere Unterhaltung hier wäre dann auch nichts anderes als Teil einer Geschichte. Du würdest das, was du denkst, nicht denken, wenn es der Autor nicht wollte. Du könntest überhaupt nichts selbst entscheiden.«
    »Stimmt auch nicht ganz. Eine Figur muss innere Kohärenz bewahren. Wenn ich auf eine gewisse Weise eingeführt worden bin, muss der Autor dabei bleiben. Ich bin eingeführt als jemand, der auffällt, der auffällige Dinge tut und denkt. Der Aufsehen erregt.«
    »Kann man wohl sagen.« War das der Grund, dass er sich so auffällig kleidete, so auffällig gab? Bestimmt.
    »Der nächste Schritt wäre, dass ich eine wichtige Rolle im Geschehen spiele«, fuhr er etwas zu laut und etwas zu schwerfällig fort. Der Whiskey wirkte schneller, als Sourou erwartet hätte. »Ganz einfach. Ich will nicht nur eine Randfigur bleiben. Ich will einen bedeutenden Beitrag leisten. Weichen stellen. Ein Geheimnis aufklären ...«
    »Das der Versteinerungen von Perseus, zum Beispiel?«, warf Sourou rasch, wenn auch ohne viel Hoffnung ein.
    »Ja, genau.

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