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PR2632-Die Nacht des Regenriesen

PR2632-Die Nacht des Regenriesen

Titel: PR2632-Die Nacht des Regenriesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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mehr verfügbar ist.«
    Gegen seinen Willen musste Geronimo gähnen. »Manche Wissenschaftler sagen: Die Sonne ist nicht erloschen. Die Spenta hätten sie nur in eine Folie gepackt, die für elektromagnetische Wellen undurchdringlich wäre. Aber nicht für gravitative Wirkungen. Klar. Sonst wäre das System ja längst auseinandergeflogen.«
    »Vielleicht betrachten die Spenta das Innere der Sonne als ihren Hoheitsbereich.«
    »Blödsinn. Die Sonne gehört uns, nicht ihnen.«
    » Der Wald gehört uns, nicht ihnen, sprachen die Tiere im Wald, als die Menschen anfingen zu roden.«
    »Das ist etwas ganz anderes«, sagte Geronimo.
    »Inwiefern?«
    »Weil wir ... wir sind die Intelligenzwesen dieses Systems.«
    »Vielleicht halten sich ja die Spenta jetzt für die Intelligenzwesen des Systems«, sagte die Cheborparnerin maliziös. »Oder vielleicht steht Intelligenz bei ihnen eben nicht so hoch im Kurs. Vielleicht halten sie Intelligenz für eine Krankheit.«
    Geronimo winkte ab. »Das ist übrigens Unsinn, was du sagst. Die Spenta sind selbst intelligent. Alle Intelligenz ähnelt einander.«
    »Sagen die Terraner. Und was der Intelligenz, wie Terraner sie sich vorstellen, nicht ähnelt, ist eben keine Intelligenz. Sehr bequeme Begriffsbestimmung. Bravo.«
    Geronimo schüttelte unwillig den Kopf. Er dachte nach. »Was, wenn diese Folie nicht nur eine Grenze ist? Wenn sie ein Kokon ist? Ein Kokon, aus dem die Sonne als etwas anderes schlüpfen wird?«
    »Oder ein Kraftwerk, das seine Energie aus der Sonne gewinnt? Oder ein Transmitter unbekannter Bauart, der die Sonne aus dem System saugt? Oder eine komplexe Maschine, die dazu dient, die Sonne zu spentafizieren? Sie für die Spenta noch bewohnbarer, noch lebenswerter zu machen?«
    Geronimo seufzte. »Ja, was wenn. Wennschon. Wir können es eh nicht ändern. Du und ich.«
    »Wohl kaum.«
    Die beiden schwiegen eine Weile. Sie lauschten dem endlosen Regen, der hin und wieder seine Melodie veränderte. Ab und zu schrillte der Schrei eines Tieres durch den Urwald.
    Dann begaben sie sich in ihre Schlafkammern.
    Geronimo lag still, die Arme im Nacken verschränkt. Das Geodät war – wenigstens auf seiner Seite – nach außen hin auf semitransparent geschaltet. Er schaute in die regenverwaschene Schwärze und fragte sich, wann ein erster Hegeroboter auftauchen würde, um sie aufzufordern, das Gebiet des Regenwaldes zu verlassen.
    Der Roboter würde sie darauf hinweisen, dass sie sich in einem Naturschutzgebiet aufhielten. Geronimo hatte sich eine Antwort zurechtgelegt: »Ich bin auch Teil der Natur. Ich beantrage denselben Schutz.«
    Möglich, dass kein Heger kam. Möglich, dass sie durch die Versetzung und ihre Folgen ausgeschaltet worden waren.
    Angst vor den Tieren, vor den Jaguaren oder Schlangen, hatte er dennoch nicht. Das Geodät war autodefensiv. Es hielt die Tiere gegebenenfalls durch Abwehrschall oder durch die Ausdünstung chemischer Substanzen fern.
    »DayScha?«
    Er hörte sie hinter der Trennwand etwas murmeln.
    »Weißt du eigentlich, was Yucatán bedeutet?«
    »Was soll es schon bedeuten?«, fragte DayScha schläfrig zurück. » Yucatán, vermute ich.«
    »Es bedeutet: Ich verstehe kein Wort von dem, was du sagst. Als die Europäer in der Urzeit hier landeten, hat einer von ihnen einen Eingeborenen auf Spanisch gefragt: Wie heißt denn dieses zauberhafte Eiland, mein Sohn? Der hat natürlich kein Spanisch verstanden und in seiner Sprache gesagt: Tut mir leid, aber – Yucatán! Ich verstehe kein Wort. «
    Die Cheborparnerin klang ungläubig. »Die Terraner haben so verschiedene Sprachen gesprochen, dass sie sich untereinander nicht verstanden haben?«
    »Natürlich«, sagte Geronimo.
    »Wozu?«
    Geronimo schüttelte ärgerlich den Kopf. »So halt. Es ist Teil unseres kulturellen Reichtums.«
    »Was? Einander nicht zu verstehen?«
    »Das verstehst du nicht«, sagte Geronimo.
    »Nein. Aber dich nicht zu verstehen ist Teil meines kulturellen Reichtums als gebildete Frau von Pspopta.«
    »DayScha, DayScha«, tadelte er. Dann legte er einen Arm über beide Augen und versuchte, ihren vollständigen Namen auszusprechen, Silbe für Silbe: »Day sza ra sza y Dayszaraszay Schasch...«
    »Schazcepoutrusz«, half sie aus.
    »Heißt das irgendetwas? Ich meine: Kann man den Namen eigentlich übersetzen?«
    »Natürlich heißt er etwas«, sagte sie. »Und natürlich kann ich ihn übersetzen.«
    »Und?« Er wartete gespannt.
    »Ich will dich nicht ängstigen. Schlaf

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