Prada Party und Prosecco - Roman
Griff gehabt. So siehst du ja aus, als würdest du gleich anfangen zu bellen. Dein Haar! Dein wunderschönes Haar!«
»Ich weiß«, räumte ich beschämt ein. Noch jemand, der mir in meiner dunkelsten Stunde zur Seite gestanden hätte und an den ich nicht einmal gedacht hatte. »Es war so schrecklich, ohne meinen Vater und so … ich wusste gar nicht recht, was ich tue.«
»Aber dass du dich auf diese schreckliche Philly einlässt«, meinte er. »Mir läuft es jedes Mal kalt den Rücken runter, wenn die hier hereinstolziert. Graue Schamhaare, kannst du dir das vorstellen?«
»Nein!«, rief ich. Damit war der Tag für mich gerettet, allerdings wurde es noch viel besser, als Stefano mich herumwirbelte und ich mich im Spiegel sah. Ich … ich schaute wieder wie ich selbst aus. Ich war drauf und dran, in Tränen auszubrechen.
»Das hätten wir also, Schätzchen«, verkündete er.
Ich sah mir das Spiegelbild genauer an. Es war nicht genau dasselbe Mädchen wie früher. Aber sie war ganz okay.
Stefano drückte mir einen Kuss auf die Wange, und ich trat mit beschwingtem Schritt und wippendem Haarschopf auf die Straße.
»Was ist denn mit dir passiert?«, fragte Eck.
»Ich hab mir für deine Abschlussausstellung die Haare machen lassen. Gefällt’s dir nicht?«
»Hat das denn nicht jede Menge Geld gekostet?«
»Sogar alles, was ich hatte«, gab ich zu. »Aber das geht schon in Ordnung, die Hochzeitssaison steht vor der Tür. Ich denke, ich werde ziemlich beschäftigt sein.«
Eck sah besorgt aus. »Ich hatte gehofft, wir würden etwas von deinem Geld für die Kaution sparen können.«
Plötzlich fühlte ich mich furchtbar. »Oh, das tut mir leid, Eck. Ich wollte bei deiner Veranstaltung toll aussehen. Das war das erste Mal, dass ich Geld hatte, seit … na ja, seit ziemlich langer Zeit. Es tut mir so leid.«
»Ist ja auch egal.« Eck war tatsächlich ein wenig eingeschnappt. »Deine Haare sind schließlich viel, viel wichtiger als unser gemeinsames Zuhause.«
»Sind sie nicht!« Verzweifelt versuchte ich, ihn zu besänftigen. Es war unser erster Streit. »Es tut mir so leid. Ich werde nie wieder Geld ausgeben, ohne es mit dir zu besprechen.«
»Na ja, ich bin ja nicht die Polizei«, murmelte er. »Es ist dein Geld. Ich dachte nur, dass dir unsere Zukunft genauso wichtig ist wie mir.«
»Ist sie auch!«, rief ich. »Ist sie wirklich!«
Aber er ließ mich einfach stehen. Ich schrieb es dem ganzen Druck zu, unter dem er wegen der Ausstellung stand.
»Hey, Blondie!« Cal schlenderte vorbei, einen seltsamen, von einem Laken verdeckten Gegenstand unter dem Arm. »Siehst gut aus.«
Gott sei Dank konnte Eck mir nicht lange böse sein. Nach einem Kuss und einem Kompliment von ihm machten wir uns endlich auf den Weg zur Ausstellung. Als wir alle die Treppe hinunterpolterten, kam James als Letzter aus seinem Zimmer. Er trug seine Galauniform.
»Wahnsinn!«, staunte ich. »Lass dich mal anschauen!«
»Ehrlich gesagt muss ich die tragen, ich bin jetzt im aktiven Dienst. Morgen früh breche ich auf.«
»Du machst Witze! Wohin geht’s denn?«
»Auf den Balkan, denke ich. Da brodelt es wieder gewaltig. Aber wenigstens ist es nicht der Irak.«
»Und du ziehst morgen los?«
Er nickte. Ich nahm ihn ganz fest in den Arm. Unsere WG löste sich viel schneller auf, als ich gedacht hatte.
»Bleib bloß am Leben!«, befahl ich streng.
»Auf jeden Fall«, sagte er. »Ich lasse mich doch nicht umlegen, bevor ich nicht deine Titten gesehen habe.«
»Das freut mich.« Ich grinste. »Damit hast du dir gerade selbst ein langes Leben beschert.«
»Ach Mann!«
Der zweite Schock kam dann im Taxi. Wolverine trug einen Graduiertentalar, komplett mit Barett.
»Wir setzen Wolverine unterwegs ab«, erklärte Cal. »Der kommt nicht mit zur Ausstellung. Er feiert heute seinen Abschluss.«
»In welchem Fach denn?«, fragte ich und sah zu, wie er sich aus dem Wagen trollte. »Plündern und reißen?«
»Seinen Doktor in Industriechemie«, erklärte Cal. »Er ist nämlich ein Superhirn, und man hat ihm einen Wahnsinns-Forschungsposten in Cambridge angeboten. Ich glaube, er hat irgendwas entdeckt, das härter ist als ein Diamant oder so.«
»Nie im Leben.« Ich lachte.
»Gut in Chemie«, gab Cal zurück. »Weniger brillant im Umgang mit Menschen.«
»Meine Güte!« Ich starrte ihm hinterher.
Eck trug denselben Anzug wie für das Vorstellungsgespräch und wirkte nervös. »Eigentlich sollte ich gar nicht mitkommen«, bemerkte er.
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