Prada Party und Prosecco - Roman
lange blonde Haarsträhne zu entdecken. Und auf jeder einzelnen Skulptur klebte ein roter Punkt. Ich hatte das Gefühl, dass es mir die Kehle zuschnürte.
»Und, was hältst du davon?«
Cals Stimme erklang aus dem Schatten jenseits der Scheinwerfer. Dieses Mal klang sie ausnahmsweise nicht sarkastisch oder belustigt. Es interessierte ihn wirklich.
»Verrückt«, sagte ich. Dann dachte ich noch einmal darüber nach und drehte mich zu ihm um. »Die sind wunderschön«, erklärte ich. »Und du hast alle verkauft.«
»Ein paar davon hab ich behalten.«
»Bin ich das?«
Er fuhr sich verlegen durchs Haar. »Nein, also, da war auch noch diese andere Schickimicki-Tussi, die mit leeren Händen bei uns aufgetaucht ist und dann das Putzen übernommen hat.«
Ein Typ mit Hornbrille kam auf uns zu.
»Sehr schön, sehr schön«, kommentierte er. »Das Klassische und das Alltägliche. Perfekte kleine Stücke.« Er schüttelte Cal die Hand und überreichte ihm seine Karte. »Melden Sie sich doch bitte bald bei mir.«
Er sah mich an und dann die Arbeiten. Einer der Skulpturen fiel die blassblonde Mähne bis auf die Fersen. »Ist das Ihre Muse?«
Ich versuchte, bescheiden dreinzublicken.
»Sie kommen mir bekannt vor … ah, na ja. Passen Sie gut auf ihn auf«, riet er. »Er hat eine brillante Zukunft vor sich.«
Ich konnte Cal kaum ins Gesicht sehen, aber er starrte sowieso noch auf die Karte in seiner Hand, als könnte er es kaum fassen.
»Wer war das denn?«, fragte ich, als der Mann gegangen war.
»Sloan … kein Geringerer als der einflussreichste Typ der ganzen Londoner Kunstszene … O mein Gott! Sophie, Gott, weißt du, was das heißt?«
Ich schüttelte den Kopf, aber seine Begeisterung war ansteckend, und dann hob er mich hoch und wirbelte mich in einer stürmischen Umarmung im Kreis herum.
»Das bedeutet … Ich weiß selbst nicht recht, was es bedeutet, aber das ist so aufregend, ein richtiges Abenteuer.«
»Ich freue mich für dich.« Ich meinte es wirklich ernst. Plötzlich waren unsere Reibereien vergessen. »Ich freue mich sehr für dich, Cal.«
»Danke«, stammelte er. Er brachte kaum ein Wort heraus. »Danke.«
Genau in dem Augenblick stieß Eck dazu. »Wo warst du denn?«, ließ er ein wenig ungeduldig verlauten. »Ich hab dich überall gesucht. Ernst and Young haben gerade angerufen.«
»Wer?«, fragte ich verwirrt.
»Die Buchhaltungs-Firma. Du weißt schon.«
»Oh. O ja.«
»Die haben einen Ausbildungsplatz für mich! Die ganze Sache ist schon vorzeitig entschieden worden! Ich kann nächsten Monat anfangen und bei ihnen auch meine Prüfungen machen und so.«
»Das … das ist ja toll«, rief ich. »Bist du zufrieden?«
»Ja, das bin ich.«
»Okay.« Dann ging ich auf ihn zu und versuchte, ihn zu küssen, aber der Kuss ging leicht daneben und landete auf einem Nasenflügel. »Das ist echt super. Wahnsinn! Überall nur gute Nachrichten!«
Eck betrachtete Cals Arbeiten, die im schwachen Licht schimmerten.
»Gut gemacht«, lobte er mit ehrlicher Bewunderung, als er die Aufkleber entdeckte. »Du hast es dir verdient. Dafür hast du schließlich hart gearbeitet.«
»Gleichfalls«, erwiderte Cal und starrte mich dabei die ganze Zeit an. Mein Magen fühlte sich an wie eine Waschmaschine.
»Hey, ist das Sophie?«, erklang laut James’ Stimme. »Warum hast du denn keine mit ihren Titten gemacht?«
Nach jeder Menge Gratulationen und Verabschiedungen und aufgeregtem Quietschen von Seiten anderer Studenten (und einigen neidischen Blicken, da Cal offensichtlich der Star der Show war) wollten wir schließlich alle zusammen etwas trinken gehen, also hakten wir uns unter und machten uns auf den Weg in Richtung Ausgang. Wir waren schon fast draußen, als James beinahe ein älteres Pärchen über den Haufen rannte, das Ecks Spinnen anstarrte.
»Tut mir leid«, entschuldigte er sich.
»Macht nichts, junger Mann«, beschwichtigte ihn der Mann. Er trug einen altmodischen braunen Zweireiher und eine etwas seltsame blaue Krawatte. »Ich suche Alec Swinson …«
Dann erblickte er uns.
»Alec! Da bist du ja! Wir haben schon überall nach dir Ausschau gehalten.«
»Oh, ja«, murmelte Eck. »Hallo, Mum. Hallo, äh … Dad.«
Dad?
»Hast du da etwa gerade …«, setzte ich an und dachte kurz daran, dass es ja auch sein Stiefvater sein konnte, aber Eck machte bereits einen Schritt auf die beiden zu, um sie mit einem Kuss zu begrüßen. Es waren unverkennbar seine Eltern – die Ähnlichkeit war nicht zu
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