Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)
Unterleib der Kreatur platzte auf, und Organe wölbten sich hervor. Auch schien eine Menge roter Flüssigkeit auf den Boden zu tropfen. Gnores ließ den Menschen sofort los. Er verfolgte, wie sich dieser auf der Seite zusammenrollte und versuchte, die inneren Organe wieder in sich hineinzustopfen.
»Ich war sicher, dass er einen Moment zuvor mit mir reden wollte«, sagte er.
»Warum führst du keinen Translator mit?«, erkundigte sich Immanenz.
Gnores war auf einmal verlegen. Obwohl er jede Form von Handfeuerwaffen, Sensoren und Geräten für den Zugriff auf Computer der Menschen mitgebracht hatte, war es ihm gänzlich entfallen, auch einen Translator einzupacken. Dann kam die Furcht. Vater würde ein solches Versäumnis schwer bestrafen. Wahrscheinlich führte es dazu, dass er seinen Rang als Primus verlor. Und es gab nur eine Möglichkeit, wie ein Primus jemals abgelöst wurde.
»Aber diese Einrichtung sollte verlassen sein! Mein Auftrag lautete, nach Sprengfallen zu suchen und sicherzustellen, dass ...«
»Nach deiner Rückkehr, Gnores«, sagte Immanenz, »diskutieren wir weiter darüber.«
Gnores ließ sich hängen, als die Verbindung getrennt war. Matt blickte er in die Zukunft und stellte fest, dass sie nicht sehr weit reichte. Verdammter Mensch! Er versank in einem Sumpf des Selbstmitleids und fragte sich, ob sein Vater bereits eine Drohnenschale ins Sanktum bringen ließ oder ob er, Gnores, komplett als Futter für Zweitkinder dienen sollte. Der Mensch - hier bot sich eine Möglichkeit zur Rache ... Gnores zwang sich dazu, wieder die Umgebung ins Auge zu fassen. Er gedachte, diesen Menschen am Leben zu halten. Diesmal würde er viel vorsichtiger handeln. Vielleicht konnte er dieses Vergnügen in die Länge ziehen, bis Immanenz ihn zurückrief. Er blickte zu Boden und sah eine blutige Spur, die zu einem nahen Korridor führte, wo sich der Mensch gerade aus seinem Blickfeld schleppte. Gnores stürmte hinüber und krachte an die Gangmündung - für die seine Panzerschale zu groß war. Einen Augenblick lang krallte er mit den Klauen auf die Wände ein, aber dann öffnete der Mensch eine Art Zugangsluke und zerrte sich hindurch. Gnores zog das Schienengewehr und schoss, aber zu spät, denn der Mensch war entkommen.
Gnores stand da, knirschte mit den Mandibeln und sabberte Speichel. Einen Augenblick später schob er sich zurück und wandte sich ab. Egal. Die Kreatur würde mit solchen Verletzungen nicht sehr lange am Leben bleiben. Das taten sie nie.
Jetzt! Der Zeitpunkt war gekommen. Moria warf die Positionierungstriebwerke des Trajeenruncibles wieder an und verfolgte, wie sich die gewaltigen Torpfosten voneinander trennten, erst langsam, dann immer schneller, und dabei den Skaidonwarp ausdehnten. Die weißen Triebwerksflammen wiesen nach innen und loderten über die Oberflächenspannung hinweg. In ihrem Echtzeitmodell sah Moria die Occam Razor auf Boh zurasen und das Pradorschiff immer tiefer sinken, um zwischen seinem Gegner und dem Runcible zu bleiben. Einige Raketen des Polisschiffs hätten beinahe das Runcible getroffen. Das wäre auf eine Katastrophe hinausgelaufen, aber es wäre gleichermaßen katastrophal gewesen, den Prador zu verraten, dass das Bohruncible nicht das beabsichtigte Ziel des Polisschiffs war. Aber vielleicht konnte man diese Schwierigkeit umgehen. Moria nahm Zugriff auf die Meteoroidenabwehrlaser des Runcibles und leitete ihnen ein militärisches Ballistikprogramm zu, das sie vom Planeten herabgeladen hatte. Vielleicht genügte das.
Jetzt zum Bohruncible. Sie startete die dortigen Positionierungstriebwerke und sah den Ring aus weißem Feuer aufblühen. Conlan müsste inzwischen das zweite Signal senden. Sie hatte keine Zeit, sich bei Jebel danach zu erkundigen, und eine solche Nachfrage hätte auch nichts geändert.
Völlig unglaubliche Schmerzen, fast erreicht von dem Grauen, dermaßen verletzt worden zu sein. Okay, jetzt war alles wieder eingesteckt und saß dort, wo es sitzen sollte. Der Prador hatte ihn am Unterleib fest mit den Klauenspitzen gepackt, zu fest. Hätte der Griff nur leicht anders gesessen, wäre das Rückgrat gebrochen. Als die zusammengedrückten Eingeweide an die ausgezackten Innenkanten der Klaue gepresst wurden, schnitt diese ein, und der Darm und die unteren Lappen der Leber quollen durch den Riss. Er hatte alles wieder hereinbekommen und die Wunde mit den Resten des Hemds und dem optischen Kabel fest verbunden, aber das Blut sickerte weiter hinaus.
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