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Prag

Prag

Titel: Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erlangen Michael Müller Verlag
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Imbissladen Príma Chlebíčky einen Stopp wert: Die mit viel Liebe garnierten, belegten Brötchen gehören zu den besten der Stadt, allein ihr Anblick macht Appetit. Vormittags ist die Auswahl am größten!
    Um den Spaziergang fortzusetzen, folgt man der Londýnská in entgegengesetzter Richtung, also gen Süden. Gleich nachdem man die Jugoslávská überquert hat, passiert man rechter Hand (Hausnr. 55) die Galerie Minerálů a Fosilií . Hier gibt es Fundstücke von Meteoriten, Fisch-Fossilien, versteinerte Baumstämme, Dinosaurier-Eier, blauen Obsidian aus China und vieles, vieles mehr zu sehen. Angeschlossen ist ein kleiner Shop mit Halbedelsteinen (Mo–Fr 10–18 Uhr, Sa 10–15 Uhr, Eintritt 4 €, erm. die Hälfte).
    Nachdem man die Rumunská überquert hat, wird es ruhiger. Es geht nun durch ein hübsches Wohngebiet mit einigen Bars und Restaurants, die meisten mit gemütlicher Außenbestuhlung im Sommer. Dieses Eck ist bei in Prag lebenden Ausländern sehr beliebt, insbesondere bei US-Amerikanern .
    Zwischen den Villen an der Jana Masaryka kann man gelegentlich auf das Nusle-Tal blicken. Die Gebäude auf der gegenüberliegenden Hangseite gehören schon zum Stadtteil VyÅ¡ehrad. In der eher unscheinbaren Villa Osvěta (Nr. 22) lebte der erste tschechische Präsident Tomás Garrigue Masaryk. Nach seinem Sohn Jan ist heute die Straße benannt. Dieser brachte es bis zum Außenminister der tschechoslowakischen Exilregierung (ab 1940). 1948 starb er auf ungeklärte Weise .
    Jan Saudek – vom Buhmann zum Aushängeschild
    Fettleibige, alte Frauen mit weit auseinander gespreizten Beinen, verkrüppelte Nackte, runzelige Brüste im Russ-Meyer-Format: Gewalt und Traum, verbunden mit Erotik und Obsession in oft surrealen Welten, das sind Jan Saudeks Motive. Diese nachkolorierten Akte machen sein Werk unverwechselbar. Weniger provokant hingegen sind seine früheren Schwarzweißfotografien wie das oft kopierte Werk Mann mit Kind , das er übrigens selbst in den Armen wiegt. Saudek bezeichnet seine Bilder, die so faszinierend wie absurd sind, als „Theater des Lebens“. Das hat er auch erlebt. 1935 geboren, verbrachte er die Kriegsmonate aufgrund seiner jüdischen Abstammung im KZ. Die Kommunisten steckten ihn später ins Gefängnis, seine Arbeiten galten als „subversive Propaganda“. Während Saudeks Werk im Ausland schon früh Anerkennung fand, wurden die Arbeiten des bekanntesten tschechischen Fotografen im Heimatland erstmals – man mag es kaum glauben – 1996 gezeigt. Mittlerweile jedoch ist das Enfant terrible nicht nur akzeptiert, sondern gar zu einem Aushängeschild des Landes geworden. Seit 2007 gibt es auch eine Jan-Saudek-Galerie in der Altstadt .
    Durch baumbestandene Straßenzüge und vorbei an der dänischen Botschaft gelangt man zum Havlíčkovy sady , einem Park, in dem noch heute ein kleiner Weinberg (mit hübschem Weinlokal, → Essen und Trinken) existiert. In der unübersehbaren, Neorenaissancevilla im Park wohnte vorübergehend Rainer Maria Rilke. Die Villa, nach ihrem Bauherrn Moritz Gröbe Gröbovka genannt, beherbergt heute das Ceeli Institute , eine Non-Profit-Organisation, die sich mit der Reform des Rechtssystems in exkommunistischen Ländern befasst. Den Park selbst suchteMax Broddes Öfteren auf und widmete ihm ein Gedicht. Zusammen mitFranz Kafka, Franz Werfel, Felix Welsch und Otto Baum bildete er einen Literatenzirkel, den er später als den „Prager Kreis“ titulierte. Brod ist es zu verdanken, dass Kafkas Werke überhaupt in die Literatur eingehen konnten. Entgegen dem letzten Willen seines Freundes entschloss sich Brod nach dessen Tod, die Manuskripte nicht zu vernichten, sondern in Druck zu geben.
    Heute drehen im Park Hundebesitzer ihre Runden. Ein Hund gehört zu jeder zweiten tschechischen Familie (41 % aller tschechischen Haushalte besitzen einen Hund, dagegen sind es nur 13 % in Deutschland!). Dabei gilt der Grundsatz, je kleiner die Wohnung, desto größer der Hund. Das nächste Ziel – über die Voroněžská und dann über einen steilen Treppenweg zu erreichen – ist die erste konstruktivistische Kirche Prags, die Kostel sv. Václava ve VrÅ¡ovicích aus den Jahren 1932–35. Mit ihrem hohen Turm samt Korkenziehertreppe entspricht sie alles andere als dem

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