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Prag

Prag

Titel: Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erlangen Michael Müller Verlag
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der Moldaustadt kann man auch hervorragend dinieren – und nicht nur Braten, Kloß & Soß.
    Die handfeste, kräftige Kost aus Böhmen hatte während der k. u. k.-Zeit einen nahezu legendären Ruf. In jedem Wiener Haushalt, der etwas auf sich hielt, stammte die Köchin aus Böhmen. Jenen Kochkünstlerinnen verdankt die viel gerühmte Wiener Cuisine bis heute so manche Spezialität, man denke nur an Palatschinken. Doch die Rezepte der böhmischen Kultköchinnen, die mit besten Zutaten, frischen Kräutern und extravaganten Gewürzen Köstlichkeiten zauberten, wurden während der sozialistischen Zeit in den Restaurants ad acta gelegt und am heimischen Herd vergessen. Das häusliche Kochen erstarb, da über 90 % der Frauen berufstätig waren. Und wie die Küchenchefs die Gerichte zuzubereiten hatten, war bis ins Kleinste staatlich geregelt, damit der Kategorisierung der Restaurants Genüge getan werden konnte. Köchen wurde jegliche Kreativität untersagt. Wer die Einheitsküche verfeinern wollte, dem drohte Strafe. Natürlich beugten sich nicht alle dem Küchendiktat des Staates und wagten im stillen Kämmerlein Experimente. Einige dieser „kulinarischen Dissidenten“ stiegen nach 1989 zu tschechischen Starköchen auf.
    Noch heute liegt die Ausbildung der Köche z. T. in den Händen jener, die einst – und das tut dem Gaumen noch immer nicht gut – die Einheitsküche förderten. Zum Glück aber nicht nur. Immer mehr junge kreative Köche kommen nach, die sich zum einen auf die hervorragenden alten Rezepte zurückbesinnen und zum anderen versuchen, die böhmischen Standards mit neuen Ideen aufzupeppen. Und seitdem sich auch in Prag gutes Geld verdienen und Karriere machen lässt, gehört die Abwanderung der besten Jungköche ins Ausland der Vergangenheit an. Mittlerweile ist es sogar schon so, dass sich manche Toprestaurants der Stadt international renommierte Küchenchefs aus dem Ausland leisten, die das Niveau derartig anhoben, dass in Prag 2008 der erste Michelin-Stern des Landes vergeben wurde.
    Fazit: Von einer Weltklasse-Cuisine ist die tschechische Restaurantküche zwar noch immer weit entfernt, eine Kostprobe aber allemal wert. Für Abwechslung sorgen zudem allerlei Ethnoküchen.

Essen und Trinken
Wo isst man?
    Touristenabzocke in Restaurants – noch kein Schnee von gestern
    Leider verstehen sich manche Restaurants im historischen Zentrum weniger aufs Kochen, sondern eher aufs Kassieren. Das gilt insbesondere für traditionsbetonte und an den Haupttrampelpfaden gelegene Lokale ohne Stammpublikum, die oft mit einem „Touristenmenü“ werben. Das Essen ist dort meist keinen Deut besser als in der miefigsten Vorstadtkneipe, nur um ein Vielfaches teurer. Das Gros der Ausländer bekommt das gar nicht mit, da man von zu Hause solche Preise gewohnt ist oder sie für eine Großstadt noch immer als angemessen erachtet. So manch traditionsreiches Lokal, das Sie im Buch vielleicht vermissen, wurde deswegen nicht mehr aufgeführt. Auch ist die alte Faustregel „Dort essen, wo die Einheimischen essen“ für Prag nicht immer zutreffend. Noch immer kommt es vor, dass ausländischen Gästen mehr abgeknöpft wird als dem „tschechischen Nachbartisch“. Zudem wird manchmal beim Gewicht geschummelt. Bereits im Mittelalter gab es übrigens eine Zeit skrupelloser Kneipiers in Prag, worauf sich eine Art Bürgerschutzverein gründete, der eine besondere Vergeltungsmaßnahme praktizierte: Man steckte die Betrüger in Körbe und tunkte sie in die Moldau … Kontrollieren Sie also stets Rechnung und Wechselgeld! Schreiben Sie uns, falls Sie mit einem der empfohlenen Restaurants unzufrieden waren, damit wir es ggf. aus der nächsten Auflage streichen können.
    Lokale gibt es an der Moldau wie Sand am Meer. Am günstigsten isst man in einer pivnice , hospoda bzw. hostinec. Erstere ist eine Bierstube, die beiden anderen sind simpel-rustikale Mischungen aus Bierstube und Restaurant. Einfache Hauptgerichte (insbesondere Schnitzel und Braten mit Kloß) werden dort ab ca. 4 € serviert, zudem kommen auch kalte Speisen auf den Tisch. Diese urigen Bierlokale sind im historischen Zentrum jedoch leider vom Aussterben bedroht.
    Eine größere Auswahl bieten i. d. R. restauraces . Sie gibt es in der einfachen Version mit speckigen Tischdecken

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